Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Franziskus, der neue Papst (German Edition)

Franziskus, der neue Papst (German Edition)

Titel: Franziskus, der neue Papst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Biallowons
Vom Netzwerk:
versuchen, solche Verbrechen zu verhindern und Aufklärung zu verbessern.
    Papst Franziskus sollte außerdem persönlich eingreifen, Opfer treffen, um Versöhnung bitten, vielleicht sogar ein johanneisches »Mea Culpa« sprechen, wenngleich Kirchenjuristen bisweilen vor juristischen verwertbaren Schuldeingeständnissen warnen. Solche Warnungen dürfen indes nicht die offizielle Ausrichtung der Kirche sein, selbst wenn sie juristisch sinnvoll sein sollten. Sie zeigen das Bild einer Kirche, die den Blick von den Opfern abwendet und nur auf sich richtet. Franziskus als oberster Vertreter der Kirche muss den Blick für die Opfer haben. Für Experten. Aber auch den Blick für die Täter, die juristisch zur Verantwortung gezogen und verurteilt, aber nicht verdammt werden sollen. Papst Franziskus ist nicht für die Verfehlungen der Kirche verantwortlich, wohl aber für die Versöhnung.
    Die Rolle Franziskus’ ist wichtig. Doch am Ende kann der Papst nur vorangehen und versuchen, die Kurie und vor allem die Ortskirchen hinter sich zu wissen. In Deutschland, im Jahr 2010 zutiefst von den Missbrauchsskandalen erschüttert, zog jüngst der Runde Tisch »Sexueller Kindesmissbrauch in Abhängigkeits- und Machtverhältnissen in privaten und öffentlichen Einrichtungen und im familiären Bereich« Bilanz und diese fiel verheerend aus. So verheerend, dass der »Spiegel« schrieb: »Dagegen verliefen die Gespräche mit den Vertretern der Kirchen, der Wohlfahrtsverbände und dem Deutschen Olympischen Sportbund geradezu unproblematisch, man wurde sich schnell einig. Die Politik muss sich vorhalten lassen, von den Einrichtungen, die sonst nicht für ihren Eifer beim Thema Missbrauch bekannt sind, abgehängt worden zu sein.« Prompt hörte man Stimmen, die die Kirche aus der Krise heraus wähnten. Sie vergaßen indes, dass in Deutschland Berichte über die geplatzte Zusammenarbeit der Kirche mit dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen für erneuten Unmut gesorgt haben. Genau diese Schlagzeilen sind es, die einerseits der Kirche imagemäßig schaden und andererseits Aufarbeitung und Prävention einschränken, was weitaus schlimmer ist. Da ist es irrelevant, ob es weitere Täter gibt oder andere Gemeinschaften weniger entschlossen handeln. Geteiltes Leid ist in diesem Fall eben sprichwörtlich nicht halbes Leid.
    Neben verbal-symbolischen Maßnahmen, das ist schon angesprochen worden, sind konkrete Schritte nötig. Konferenzen wie im Februar 2012 an der Gregoriana-Universität in Rom, die Verankerung von entsprechenden Lehrinhalten in der Priesterausbildung, vereinheitlichte Verfahren im Umgang mit Vorwürfen und Beschuldigten oder die Zusammenarbeit mit externen Experten. Franziskus kann das zwar nur delegieren, allerdings mit einer entsprechenden hohen Prioritätsstufe versehen. Es wäre wirklichkeitsfremd zu behaupten, Franziskus ’ oberste Aufgabe sei der Kampf gegen den Missbrauch. Der Papst ist Oberhaupt der Kirche und daher für die Leitung dieser zuständig, administrativ und vor allem spirituell. Insofern muss er sich als Heiliger Vater um den Glauben seiner Gemeinschaft kümmern. Das ist sein primärer Job. Dieser Job schließt jedoch den Kampf gegen Missbrauch und für Aufklärung nicht aus, im Gegenteil. Er kann Maßnahmen anordnen und muss das auch. Er kann Zeichen setzen und muss das auch. Franziskus kann Schuld einräumen und für Sühne kämpfen – und er muss das auch.
    VERSÖHNUNG ODER NICHT? VERHANDLUNGEN MIT DER PIUSBRUDERSCHAFT
    »Angesichts dieser außergewöhnlichen Umstände werden die Zuständigkeiten bezüglich der Beziehungen mit der Priesterbruderschaft St. Pius X. vom Heiligen Vater dem nächsten Papst anvertraut.« Ein langer Satz, der eine noch längere Geschichte verlängert. Es geht um die Priesterbruderschaft St. Pius X., die Piusbrüder. Das sind Angehörige einer Splittergruppe, die oft Traditionalisten genannt werden, in vielen Belangen aber eher Fundamentalisten sind. Fundamentalisten nicht im wörtlichen Sinne und einer Rückbesinnung auf Fundamente, auf Grundlagen des christlichen Glaubens. Sondern Fundamentalisten in dem heute üblichen, etwas vagen Sinne einer Fundamentalopposition gegenüber Errungenschaften der Moderne, in diesem Fall gegenüber Ergebnissen des Zweiten Vatikanischen Konzils.
    Zurück geht die Gruppe auf Marcel Lefebvre, der am 29. November 1905 geboren wurde, die Priesterlaufbahn einschlug und es bis zum Erzbischof und Mitglied in einer der Vorbereitungsgruppen

Weitere Kostenlose Bücher