Französische Nächte: Erotischer Roman (German Edition)
Sie war wunderschön. Das war sie wirklich. Sie hatte im hinteren Teil ein Glasdach und lag ein Stockwerk höher als die anderen Gebäude in der Umgebung, daher konnte man auf die Welt herabblicken. Das Glasdach ging bis zum Boden und hatte eine kleine Tür, durch die man auf einen Balkon gelangte. Es war einfach perfekt.
Doch sie sah sie auch durch Pauls Augen. Würde ihm das Licht gefallen? Konnte er dieses Zimmer in eine Dunkelkammer verwandeln? Sie konnten dieses Zimmer als Schlafzimmer nehmen, und sie konnte ihren Schreibtisch in diese Ecke stellen …
Sie wollte ihn. Sie wollte mit ihm leben und morgens in seinen Armen aufwachen. Sie wollte ihn unter den Sternen lieben, die durch das Dach auf sie herabsahen.
»Ich nehme sie«, sagte sie zu der Vermieterin.
»Schön«, antwortete die Frau. »Ich denke, Sie werden hier glücklich werden.«
Euska freute sich über ihre Entschlossenheit, und gemeinsam schmiedeten sie einen Plan. Oruela würde noch nicht einziehen, sondern in Euskas Wohnung bleiben, bis diese abreiste, um dann zusammen mit Paul umzuziehen. Sie würde so tun, als hätte sie die Wohnung gerade erst gefunden. Wenn er nicht mit ihr zusammenleben und sie unter den Sternen lieben wollte, dann würde sie eben alleine einziehen und sich jemand anderen suchen. Oruela hatte sich entschieden. Sie wusste, was sie wollte.
Am folgenden Morgen kam Ernesto nach Hause und erwischte sie dabei, wie sie ein Hochzeitslied summte.
»Gibt es da was, das ich wissen sollte?«, erkundigte er sich.
»Nein«, antwortete sie und umarmte ihn.
»Alles zu seiner Zeit«, fügte Euska hinzu und begrüßte ihn ebenfalls.
»Ich gehe mir ein Kleid kaufen«, sagte Oruela. »Zum Mittagessen bin ich wieder da.« Mit diesen Worten schloss sie die Tür hinter sich.
Als Euska und Ernesto alleine waren, fragte er: »Was für ein Kleid? Bahnt sich da eine zweite Hochzeit an?«
»Du wirst es schon rechtzeitig erfahren«, erwiderte sie.
»Hmmmmmmmm«, meinte er. Dann stellte er sich dicht vor sie und nahm ihre Hände. Er drückte sie hinter ihren Rücken und hielt sie dort fest. »Du weißt, was jetzt passieren wird, nicht wahr?«
Sie lächelte. »Zeig es mir.«
Er drängte sie nach hinten ins Schlafzimmer und schloss die Tür hinter ihnen.
Oruela gab ihr gesamtes wöchentliches Taschengeld für ein wunderschönes Kaschmirkleid aus, das sich traumhaft anfühlte und wie eine zweite Haut ihre Schultern und ihre Brüste bedeckte. Es fiel gerade bis auf die Hüfte, und der Rock war schräg geschnitten, sodass er beim Gehen schön um ihre Beine schwang.
Sie kaufte sich auch neue Unterwäsche, einige Mieder aus Seide und Spitze sowie weiche, handgefertigte Höschen mit zarten kleinen Bändern. Außerdem nahm sie wunderschöne Strumpfhalter aus Spitze mit und feine Seidenstrümpfe. Und sie kaufte Schokolade, dunkle, bittersüße Brocken, die himmlisch schmeckten.
An diesem Abend ging sie mit ihren Freunden aus dem Café ins Bal Negre und sah zu, wie die afrikanischen Männer mit den Mädchen der Gesellschaft tanzten, die nach und nach lockerer wurden. Die Männer legten alles in diesen Tanz, gaben alles für die Frauen, während die weißen Männer an den Tischen saßen, sich unterhielten und sich davon offenbar nicht aus der Ruhe bringen ließen. Warum sollten sie auch? Sie waren sich ihrer sicher. Es waren auch einige afrikanische Frauen anwesend, nicht so viele wie Männer, aber für Oruela sah es so aus, als ob sie das Tempo vorgeben würden. Die Jazzsängerin war eine farbige Frau mit einer umwerfenden Stimme, eine Amerikanerin. Ihre Stimme ging direkt in den Bauch und ließ die Liebe wie eine dreidimensionale Blume in vielen Farben und Tiefen aufgehen.
»Woran denkst du?«, wollte der Poet mittleren Alters, der neben ihr am Tisch saß, wissen.
»An die Liebe«, antwortete sie.
»Brauchst du Liebe?«, fragte er.
»Natürlich«, erwiderte sie.
»Lass mich dir heute Nacht die Liebe zeigen«, schlug er vor. »Hast du schon mal einen Mann wie mich geliebt?«
Sie geriet wirklich in Versuchung. Er hatte etwas sehr Faszinierendes an sich und durchdringende graue Augen.
»Heute nicht«, lehnte sie ab.
»Wann dann?«, wollte er wissen.
»Ich sage dir Bescheid, wenn ich mich entschieden habe«, sagte sie und widmete sich wieder der Musik.
Die Tage vergingen nur langsam. Es wurde kühler in der Stadt. Die Kisten, die Euska packte, stapelten sich immer höher im Flur.
Oruela dachte häufig an die Dinge, die geschehen waren,
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