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Franzosenliebchen

Franzosenliebchen

Titel: Franzosenliebchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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müssen Ihnen Abbitte leisten«, sagte er und
trat dabei verlegen von einem Fuß auf den anderen. »Wir
hielten Sie für einen dieser Franzosenspitzel, die sich
überall herumtreiben. Schließlich taten Sie in dieser
Kneipe ziemlich vertraut mit den Franzmännern. Sie sprechen
sogar deren Sprache.« Er schüttelte Goldsteins Hand so
heftig, dass dieser aufstöhnte. »Also, nichts für
ungut.« Saborski zeigte auf seinen jüngsten Kumpanen.
»Das hier ist im Übrigen Wilhelm Gleisberg. Und der
dahinten, der mit dem kräftigen Schlag, heißt Adolf
Schneider.«
    Schneider wich
Goldsteins Blick aus, entschied sich dann aber doch für ein
entschuldigendes Kopfnicken.
    »Woher wissen
Sie, was ich in der Kneipe gemacht habe?«, wunderte sich
Goldstein.
    »Wir haben
überall unsere Informanten. Auch unter den leichten
Mädchen«, schmunzelte Saborski, »und bei den
Wirten. Das Fässchen gehört zu den drei oder vier
Lokalitäten, in denen Franzosen verkehren und die wir
regelmäßig im Auge behalten.«
    »Kommen
Sie«, meinte Wiedemann und nahm Goldstein beim Arm.
»Martha wird sich um Ihre Blessuren kümmern. Sie hat
sich schon Sorgen gemacht.«
    Das vernahm Goldstein
mit Erstaunen. Aber es gefiel ihm auch.
    Zum Abschied klopfte
Saborski Goldstein aufmunternd auf die Schulter. »Wenn ich
Ihnen irgendwie helfen kann, lassen Sie es mich wissen. Ach, und
Sie müssen keine Bedenken haben. Meine Männer und ich
können schweigen.« Er hob den Finger und zeigte auf
Goldsteins Gesicht. »Bitte nehmen Sie das nicht
persönlich. Sie wissen ja: Wo gehobelt wird, fallen
Späne.« Er grinste breit.
    Goldstein nickte und
folgte Wiedemann durch die Tür. Als er ins Freie trat, fand er
seine Vermutung bestätigt. Sein Gefängnis befand sich
tatsächlich auf dem Gelände der Zeche
Teutoburgia.

36
    Freitag, 2. März
1923      
    Bei der Besprechung,
die General Caron einberufen hatte, ging es vor allem um den
plötzlichen Tod ihres Gefangenen.
    »Wurde der Mann
denn vor seiner Einweisung nicht ärztlich untersucht?«,
fragte der General.
    »Selbstverständlich«,
antwortete Colonel Dupont. »Wir haben Schafenbrinck dem
Militärarzt vorgeführt. Allerdings sagte der Arzt, der
Gefangene sei nicht sehr kooperativ gewesen. Er hat Fragen zu
seinem gegenwärtigen Gesundheitszustand nur ausweichend
beantwortet. Die Untersuchung hat keine Anzeichen für eine
ernsthafte Erkrankung geliefert.«
    »Woran ist der
Gefangene gestorben?«
    »Herzversagen,
meint der Arzt.«
    »Uns trifft also
keine Schuld?«
    »Direkt
nicht.«
    »Wie meinen Sie
das?« Caron wurde ungehalten. Er hasste es, wenn sich seine
Untergebenen missverständlich ausdrückten. Für ihn
waren knappe, eindeutige Formulierungen unverzichtbare
Voraussetzung für das Funktionieren militärischer
Strukturen.
    Dupont registrierte
den Stimmungswechsel seines Vorgesetzten. »Verzeihen Sie, mon
Général. Nach Ansicht des Arztes könnten die
Inhaftierung und die ständigen Verhöre dazu beigetragen
haben, eine eventuell schon vorhandene Erkrankung des
Herz-Kreislauf-Systems des Gefangenen so zu verstärken, dass
es zu einem Infarkt kommen konnte.«
    »Verstehe. Ist
die Witwe informiert worden?«
    »Ja. Heute
früh.«
    »Wie hat sie es
aufgenommen?«
    »Gefasst.«
    »Gut. Wie gehen
wir weiter vor?«
    Capitaine Mirrow
schaltete sich ein. »Wenn ich einen Vorschlag machen
dürfte?«
    Caron
nickte.
    »Wir sollten die
deutsche Presse informieren. Der Tod Schafenbrincks wird sowieso
publik werden. Es ist besser, wenn wir die Deutungshoheit über
den Vorfall behalten.«
    »Die deutschen
Gazetten im unbesetzten Restdeutschland werden sich das Maul
zerreißen.« Der General trank einen Schluck Kaffee.
»Insofern stimme ich Ihnen zu. Es darf nicht so aussehen, als
ob wir etwas zu verbergen hätten.«
    Mirrow meldete sich
erneut zu Wort. »Ich hätte noch eine Anregung. Wir
sollten den Toten von den Deutschen untersuchen lassen.
Überlassen wir die Leiche deren Gerichtsärzten. So
können sie uns später keine Vertuschung der Todesursache
oder Ähnliches vorwerfen.«
    »Guter
Vorschlag. Geben wir ihnen ihren Helden zurück.« Caron
lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter
dem Kopf. »Was haben die Verhöre
ergeben?«
    Die Offiziere
schwiegen betreten.
    »Dupont.
Antworten Sie!«
    »Nichts, mon
Général.« 
    Caron erhob sich halb,
den Oberkörper nach vorn gebeugt. »Wie
bitte?«
    »Wir haben den
Sprengstoff, den wir im Keller des Hauses Schafenbrincks gefunden
haben, und die

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