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Fratze - Roman

Titel: Fratze - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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entstellter oder kranker Traumprinz.
Mein auf schlimmer und ewig. Meine schauderhafte Zukunft. Der monströse Rest meines Lebens.
    Ich knalle die Tür zu und schließe mich mit Brandy Alexander ein. Der Notizblock der Sprachtherapeutin liegt auf ihrem Schreibtisch, und ich greife ihn mir.
    rette mich, schreibe ich und halte Brandy den Zettel vors Gesicht. Ich schreibe:
    bitte.
     
    Springt zu Brandy Alexanders Händen. Es fängt immer mit ihren Händen an. Brandy Alexander streckt eine Hand aus, eine von diesen haarigen Schweineknöchelhänden, und die Armvenen sind bis zum Ellbogen mit Armreifen in allen Farben behängt, zugedeckt und plattgedrückt. Brandy Alexander, ganz für sich, ist eine derartige Verschiebung des Schönheitsmaßstabs, dass nichts Einzelnes heraussticht. Nicht einmal man selbst.
    »Also, Mädchen«, sagt Brandy. »Was ist mit deinem Gesicht passiert?«
    Vögel.
    Ich schreibe:
    vögel. vögel haben mein gesicht gefressen.
    Und ich fange an zu lachen.
    Brandy lacht nicht. Brandy sagt: »Was soll denn das heißen?«
    Und ich lache noch immer.
    ich bin im auto auf dem freeway gefahren, schreibe ich.
    Und ich lache noch immer.
    jemand hat eine 30-kaliber-kugel aus einem gewehr abgeschossen.
    die kugel hat mir den ganzen kieferknochen aus dem gesicht gerissen.

    Immer noch am Lachen.
    ich bin zum krankenhaus gefahren, schreibe ich.
    ich bin nicht gestorben.
    Lachend.
    sie konnten den kiefer nicht wieder ranmachen, weil möwen ihn gefressen hatten.
    Und ich höre auf zu lachen.
    »Mädel, deine Handschrift ist fürchterlich«, sagt Brandy. »Und jetzt erzähl mir, was sonst noch ist.«
    Und ich fange an zu weinen.
    sonst ist noch, schreibe ich, dass ich babynahrung essen muss.
    ich kann nicht sprechen.
    ich habe keinen beruf mehr.
    ich habe kein zuhause.
    mein verlobter hat mich verlassen.
    niemand sieht mich an.
    meine beste freundin hat mir alle meine sachen ruiniert.
    Ich weine noch immer.
    »Was sonst noch?«, sagt Brandy. »Erzähl mir alles.«
    ein junge, schreibe ich.
    ein kleiner junge im supermarkt hat mich als monster bezeichnet.
    Diese Burning-Blueberry-Augen sehen mich direkt an, so wie keine Augen mich den ganzen Sommer lang angesehen haben. »Deine Wahrnehmung ist total verkorkst«, sagt Brandy. »Alles, worüber du reden kannst, ist irgendein Scheiß, der schon passiert ist.«
    Sie sagt: »Du kannst dein Leben nicht auf Vergangenheit oder Gegenwart aufbauen.«
    Brandy sagt: »Du musst mir von deiner Zukunft erzählen.«

    Brandy Alexander, sie erhebt sich auf ihren Goldlamé-Tellereisenschuhen. Die Queen Supreme nimmt eine juwelenbesetzte Puderdose aus ihrem Handtäschchen und klappt sie auf, um in den Innenspiegel zu schauen.
    »Diese Therapeutin«, spricht es aus den Plumbagolippen, »die Sprachtherapeutin, die ist manchmal ganz schön blöd, was solche Situationen angeht.«
    Brandys große juwelengeschmückte Armmuskeln drücken mich in den Sitz, der noch ganz warm ist von ihrem Arsch, und dann hält sie die Puderdose so, dass ich hineinsehen kann. Anstelle von Gesichtspuder sind lauter weiße Kapseln darin. Wo der Spiegel sein sollte, steckt eine Nahaufnahme von Brandy Alexander, auf der sie lächelt und toll aussieht.
    »Das ist Vicodin, Schätzchen«, sagt sie. »Getreu der Lehre der Marilyn-Monroe-Hochschule für Medizin, wonach eine ausreichende Dosis jedes beliebigen Medikaments jede beliebige Krankheit heilt.«
    Sie sagt: »Greif zu. Bedien dich.«
    Brandys Bild, das der dünnen und ewigen Göttin, die sie ist, lächelt mir über einem Meer von Schmerzmitteln entgegen. So also bin ich Brandy Alexander begegnet. So also habe ich die Kraft gefunden, nicht mit meinem früheren Leben weiterzumachen. So also habe ich den Mut gefunden, nicht die alten Scherben wieder zusammenzusetzen.
    »Okay«, sagen diese Plumbagolippen, »jetzt erzählst du mir deine Geschichte noch mal, genauso wie eben. Schreib alles auf. Erzähl diese Geschichte immer wieder von vorn. Erzähl mir deine armselige Geschichte die ganze Nacht lang.« Queen Brandy zeigt mit einem langen knochigen Finger auf mich.

    »Wenn du begreifst«, sagt Brandy, »dass das, was du erzählst, nur eine Geschichte ist. Die nicht mehr passiert. Wenn du kapierst, dass die Geschichte, die du erzählst, nur aus Worten besteht, wenn du sie einfach zerknüllen und in den Papierkorb schmeißen kannst«, sagt Brandy, »dann überlegen wir uns, wer du in Zukunft sein wirst.«

4
    S pringt zur kanadischen Grenze.
    Springt zu uns dreien in

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