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Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Titel: Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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seine Braut waren beide zu Hause. Keine sonstigen Zeugen. Alina Faber war zu Hause. Grit Faber ebenfalls und Sieglinde Unruh auch. Norbert Einwag, Grits Freund, war mit zwei Studienkollegen im Kino und anschließend in der Kneipe. Immerhin einer fällt schon mal raus.«
    Katinka drehte den Bierkrug.
    »Am Telefon sagten Sie, Sie würden Anwalt Hasseberg gerne verhaften.«
    Uttenreuther lachte auf. Es war nur ein kurzes Schnauben.
    »Diese Intention hat nichts mit dem gegenwärtigen Fall zu tun.«
    »Sondern mit Sybille?«
    Katinka erschrak selber über die Wirkung, die ihre Frage auf Uttenreuther hatte. Sein rosiges Gesicht verlor alle Farbe. Ein weicher Schimmer trat in seine Augen, als hätte jemand die Iris mit einem Mixer verquirlt. Dann hatte er sich wieder in der Gewalt. Er nahm seinen Bierkrug auf und leerte ihn mit wenigen Schlucken.
    Es stimmte also. Katinka wurde heiß. Mit einer Hand fuhr sie sich unter den Rollkragen. Sie hatte keine Ahnung, wie sie jetzt weitermachen sollte. Du Hornochse, surrte ihre Kontrollstimme bösartig. Katinka schien, als sirre das ›s‹ von Hornochse in immer engeren Kreisen um ihren Kopf. Sie wischte sich mit der Hand die Ponys aus dem Gesicht.
    »Sie machen Ihrem Berufsstand alle Ehre!«, sagte Hardo. Zorn schwang in seiner Stimme. »Als Schnüffelnase.«
    Er winkte der Bedienung. Katinka war sich sicher, er würde zahlen und gehen. Statt dessen bestellte er noch ein Bier. Stand auf und verschwand. Katinka blieb sitzen, ihr Herz hämmerte. Er kam zurück und wirkte ruhig wie immer. Als er seinen Bauch wieder hinter den Tisch geklemmt hatte, sagte Katinka:
    »Ich habe nicht danach gesucht. Ich habe es herausgefunden. Zufällig.« Sie hielt inne und dachte an das herbstliche Grab, die fauligen Blätter darauf und den Geruch nach Erde. Es dauerte eine ganze Weile, bis er sich räusperte zu erzählen begann.
    »Sybille war meine Tochter. Sie verunglückte im vergangenen Januar tödlich, und die Tochter von Hasseberg war daran beteiligt. Anscheinend schuldlos. Hat jedenfalls das Gericht so gesehen.«
    Er wartete ab, dass seine Gedanken sich klärten. Katin-ka jonglierte mit dem Bierdeckel. Soweit kannte sie die Geschichte. Nur Uttenreuthers Beteiligung daran war neu.
    »Ich habe gelernt, zu akzeptieren, dass es einfach ein Unglück war. Grit Faber ist selber verletzt worden. Ihre Großtante auch. Bei Blitzeis ist man ziemlich machtlos, wenn man in einem Metallkasten auf Rädern sitzt. Und in diesen winzigen Eierkartons von Kleinwagen …«
    »Das Grab …«, begann Katinka.
    »Wir haben noch keine Schrift auf dem Stein, weil meine Frau und ich uns nicht einigen können. Wie üblich.«
    »Ihre Frau?« Katinka hörte ihre eigene Stimme fremd klingen. Was wäre daran so besonders, wenn er verheiratet wäre, dachte sie.
    »Meine geschiedene Frau. Wir haben uns schon vor mehr als zehn Jahren getrennt.« Diesmal war es ein Grinsen, das für einen kurzen Augenblick in seinem Gesicht anhielt. Katinka fuhr sich durchs Haar. Die Situation war ihr peinlich. Harduin Uttenreuther hatte von seinem Privatleben noch nie irgendetwas preisgegeben. Als verberge er es hinter seinem Bierbauch. Oder darin. Nun kam sie sich vor, als habe sie sich in seinem Schlafzimmerschrank versteckt. In ihrem Magen kochte das Bier.
    »Und Hasseberg …«
    »Der Herr Anwalt hat sich ziemlich schofel verhalten. Typische Rechtsverdrehermentalität, arrogant, besessen von der eigenen Omnipotenz. Die Kerle wissen, dass es ihnen nicht um Gerechtigkeit geht, sondern darum, die Perspektive so zurechtzurücken, dass ihre Partei gewinnt. Ich würde seine Tochter nicht kriegen. Hat er gesagt. Wörtlich.« Hardo zuckte die Schultern.
    »Er meinte damit …«
    »Er meinte, ich würde ihr nichts nachweisen können. Das sagte er mir schon beim ersten Zusammentreffen. Unfälle mit Todesfolge rufen den Staatsanwalt auf den Plan. So kam eins zum andern, und im Klinikum lief ich plötzlich Hasseberg über den Weg.«
    Katinka trank einen Schluck. Hardo wedelte mit der Hand nach der Bedienung und bestellte Bratwurst mit Sauerkraut. Katinka winkte ab. Sie konnte nichts essen. Allein der Gedanke an Essen hob ihr die Eingeweide bis zum Hals und knotete sie um ihre Kehle.
    »Wenn Ihnen gerade gesagt wurde, dass das Liebste, was Sie haben, der einzige Mensch, zu dem Sie eine wirkliche Beziehung pflegen, nicht mehr ist«, sagte Uttenreuther, und Katinka war sich sicher, ein feines Flirren in seiner Stimme zu hören, »dann sind Sie eben, was

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