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Frau Bengtsson geht zum Teufel

Frau Bengtsson geht zum Teufel

Titel: Frau Bengtsson geht zum Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline L. Jensen
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anders.« Frau Bengtsson zerdrückte ihre letzte Kartoffel in der Soße und schmatzte nachdenklich.
    »Wieso denn? Du hast gesagt, dass sie lange, rote Nägel hatte und was noch? Sie war fröhlich und hat viel gelacht. Das ist doch wohl kein extremes Make-over.«
    »Aber sie wollte auch noch zum Friseur.«
    »Ach so. Dann wird sie natürlich ein völlig neuer Mensch sein«, spottete er. »In dem Fall war ich in den vergangenen neunzehn Jahren mit ungefähr … hmm …«, er tat, als zählte er es an den Fingern ab, »… mit ungefähr fünfhundert verschiedenen Frauen verheiratet.«
    »Du verstehst das nicht, weil dir die weibliche Intuition fehlt«, sagte Frau Bengtsson und stand auf, um den Tisch abzuräumen.
    »Gewiss«, antwortete ihr Mann, stocherte mit dem Fingernagel zwischen seinen Zähnen und klatschte ihr auf den Hintern, als sie vorbeiging.
    »Ich gehe jedenfalls gleich mit einem Weinkarton zu ihr rüber, vielleicht erzählt sie mir ja, was geschehen ist. Man ändert sich nicht einfach ohne Grund.«
    »Aber behalt deine Finger bei dir, falls du mitten in der Nacht betrunken heimkommst. Oder komm früher, wenn du geil wirst. Ich muss morgen früh raus, wir machen Inventur.« Er lachte.
    »Mal sehen«, lachte Frau Bengtsson zurück und gab ihm einen leichten Kuss. »Ich tu ja doch mit dir, was ich will.«
    Er knurrte sie an, bat um ein Leichtbier und setzte sich vor den Fernseher.
    Als die Spülmaschine angestellt, der Tisch abgewischt und der Mann in seinen Sessel gesetzt war, ging sie ins Bad und schminkte sich. Warum tat sie das? War Rakel plötzlich zur Konkurrentin geworden wie jede andere Frau? Verglich sie sich plötzlich mit ihr? Sie trug ordentlich auf, kämmte sich und zog sich sogar um. Und weil sie nur über die Straße wollte, zog sie die rosa Pantoffeln an, schnappte sich einen Karton Weißwein und küsste ihren Mann auf die Stirn.
    »Tschüss, Liebling. Warte nicht auf mich. Es wird bestimmt lustig. Vielleicht kann ich sie sogar abfüllen.«
    Im Korridor lag ihr Notizblock; diesmal würde sie ihn nicht vergessen. Kurz bevor die Tür ins Schloss fiel, hörte sie ihren Mann irgendeine Antwort grunzen.

14
    D iesmal fiel es ihr viel leichter, Rakel mit Komplimenten zu überhäufen, als diese die Tür öffnete. Erstens hatte sie schon erwartet, dass Fräulein Karlsson nicht mehr ganz die Alte sein würde, und zweitens war die neue Frisur wirklich adrett. Die Dauerwelle saß perfekt, weil ihr Haar bislang von chemischen Produkten unberührt geblieben war. Von solchen großen, weichen Locken konnten die meisten Frauen nur träumen, wenn sie unter der Trockenhaube saßen. Außerdem hatte sie sich ein paar rote Strähnchen machen lassen. Ja, verdammt hübsch. Selbst die Fingernägel wirkten nicht mehr so störend.
    »Rot?«, sagte Frau Bengtsson in der Tür und überreichte ihr den Wein. »Wirklich schick, das steht dir.«
    »Danke. Ich habe schon immer eine Schwäche für Rot gehabt«, antwortete Satan. »Komm rein.«
    Waren sie jetzt beim Du?
    Das Mädchen trug ein Paar rote Pyjamahosen, ein rotes Hemd und dicke, graue Skisocken. »Ich hoffe, es stört dich nicht, wenn ich so herumlaufe. Ich musste unbedingt gemütliche Klamotten anziehen. Wie findest du sie übrigens?« Sie machte eine Pirouette. »Alles von Åhléns.«
    »Doch, die sind schön. Ich habe dieselbe Serie, allerdings das Negligé und den Morgenrock.«
    »Wirklich?«, Rakel lachte. »Das habe ich mich nicht getraut. Das hier ist wohl das Gewagteste, das ich je gekauft habe.« Bravo, lobte Satan sich selbst. Sie darf nicht zu misstrauisch werden. Übertreib es nicht. Sag auch Rakelsachen.
    »Hihi! Dann solltest du mal meine Garderobe sehen. Du würdest in Ohnmacht fallen.« Frau Bengtsson zuckte zusammen. Das war ihr herausgerutscht. Aber Rakel lachte nur und holte zwei Gläser.
    »Sollen wir uns aufs Sofa setzen? Ich habe ein paar Kerzen angezündet. Das ist so gemütlich, ich weiß gar nicht, warum wir nicht schon öfter so einen Frauenabend gemacht haben.«
    Weil du kaum als Frau zu identifizieren warst, dachte Frau Bengtsson, sagte aber: »Ja, wirklich.«
    Sie setzte sich auf das Sofa neben dem Sideboard. War da etwa eine Staubmaus? Ja, tatsächlich!
    In diesem Moment war das Eis geschmolzen, und Rakel, in all ihrer Dämonität, wurde für sie zum Menschen. Frau Bengtsson sah den kleinen Bausch an, auf dem wahrscheinlich eine ganze Armee von Milben spazieren fuhr, und lächelte.
    »Apropos Frauenabend«, sagte sie zu Rakel, die ihr

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