Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frau Bengtsson geht zum Teufel

Frau Bengtsson geht zum Teufel

Titel: Frau Bengtsson geht zum Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline L. Jensen
Vom Netzwerk:
ein volles Glas Wein in die Hand drückte und es sich am anderen Ende des Ecksofas bequem machte.
    »Ja?«
    »Hast du vielleicht … jemanden kennengelernt? Ich meine. Du wirkst so. Fröhlich und irgendwie viel … weiblicher.« Alles oder nichts, dachte Frau Bengtsson.
    »Ha, ha! Nein, das nicht. Aber ich überlege, ob ich mir ein Kätzchen anschaffen soll.«
    »Ein Kätzchen?«
    »Ich weiß, das klingt vielleicht komisch, aber ich habe es schon lange vor, mir zuliebe. Sogar ich habe langsam die Nase voll von all dem Grau und Beige und der Enthaltsamkeit. Man muss doch auch ein bisschen leben, oder?« Sie lachte.
    »Definitiv. Darauf trinken wir!«
    »Ja, prost!«
    Sie tranken.
    »Aber wie bringst du das in Einklang mit … Du weißt schon. Dem Rest deines Lebens.«
    »Was meinst du?«
    »Na, den ganzen Pfarrkram. Die Christlichkeit und so.«
    »Das ist doch überhaupt kein Problem«, sagte Rakel, nahm einen großen Schluck und zog eine Grimasse. Langsam gewöhnte er sich daran, Blödsinn zu verzapfen. »Guter Wein. Weißt du, es lag an mir. Ich war immer viel zu verkrampft. In Wirklichkeit verlangt die Kirche heutzutage nichts mehr.«
    »Wirklich?«
    Verdammt, dachte der Teufel, das hört sich ja an, als hätte die Kirche dieser Kreaturen auch noch gute Seiten. »Ja, also, es gibt massenweise alte Regeln, wie man aussehen darf und wie nicht«, log er. »Und ich habe mich immer sklavisch daran gehalten, aber nun ist mir klargeworden, dass dies überhaupt nicht nötig ist und vielleicht auch nicht gut.«
    Teufel noch mal, dachte Frau Bengtsson.
    »Komisch, genau solche Dinge frage ich mich auch. Was man alles glauben und befolgen muss, um … um als echt zu gelten.«
    »Wie meinst du das?«, fragte der Teufel und sah, dass er leichtes Spiel haben würde.
    »Hm, ich glaube, ich muss alles von Anfang an erzählen. Das hier hat noch niemand außer meinem Mann erfahren. Es bleibt doch unter uns?«
    »Natürlich. Wir sind doch Freunde.« Rakel beugte sich erwartungsvoll nach vorn.
    »Ja. Also: Letzten Dienstag … Oh, Mensch, das hört sich so dumm an! Also, ich nahm ein Bad.« Sie trank einen Schluck.
    »Und?«
    »Ja, und dann bin ich ein bisschen … gestorben.«
    Frau Bengtsson wartete auf ein Lachen oder dieselben Argumente, die sie von ihrem Mann gehört hatte, aber Rakel sagte nur: »O weh, wie ist das denn passiert?«
    »In der Badewanne. Ich lag in der Wanne, und dann verfingen sich irgendwie meine Haare, und dann … bin ich ertrunken.«
    »Shit.« Weiterhin volle Akzeptanz. »Was ist dann geschehen?«
    »Das weiß ich nicht genau. Ich wachte wieder auf. Mein Mann sagt, dass ich nicht gestorben sein kann, sondern höchstens bewusstlos war. Aber ich weiß es. Ich war tot. Und dann wachte ich wieder auf.«
    Es folgte ein kurzes Schweigen.
    »Ich glaube, dass Gott eingegriffen hat«, sagte Rakelsatan schließlich.
    »Glaubst du?«
    »Jepp. Es gibt keine andere Erklärung. Du glaubst doch an Gott?« Sie fuhr sich mit den roten Nägeln durch die rot schimmernden Locken.
    »Genau das frage ich mich seitdem auch. Inzwischen ist mir klar, dass ich an ihn glaube. Das ist wohl kaum verwunderlich. Aber. Warum sollte er das tun? Eingreifen, meine ich. Ich bin doch nichts Besonderes, und vor der ganzen Sache wusste ich nicht einmal, dass ich an ihn glaube. Warum sollte er mich retten?«
    »Tja. Warum tut Gott so was? Vielleicht solltest du sterben, damit du deinen Glauben erkennst. Er hat schon viel Schlimmeres getan, um die Menschen an ihren Glauben zu erinnern.« Rakel leerte ihr Glas und füllte es wieder auf. »Ah, was für ein Wein!«
    »Äh, ja … Jedenfalls hat es bei mir funktioniert. Ich habe angefangen, die Bibel zu lesen. Weißt du, wenn man stirbt, macht man sich Gedanken, was mit einem geschieht und ob es jemanden gibt, der alles bestimmt.«
    »Aber deine Frage war doch nicht, ob es Gott gibt, sondern was man glauben soll. Oder wie soll ich das verstehen?«
    Frau Bengtsson nickte. »Ja, genau. Bis jetzt habe ich ja nur das erste Buch Mose gelesen und weiß noch nicht viel, aber ich muss zugeben …«, sie begann zu flüstern und schaute ängstlich an die Decke, als könnte sie der Blitz erschlagen, »… dass ich stinksauer bin.«
    Rakel brach in ein schrilles Lachen aus, das für ihren zarten Körper viel zu laut war. »Stinksauer! Haha!« Wieder klatschte sie fest in die Hände wie ein begeistertes Kind. »Ja, das gehört dazu.«
    Beherrsch dich, dachte der Teufel und fuhr fort: »Ich trinke nicht so oft Wein,

Weitere Kostenlose Bücher