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Frau Ella

Frau Ella

Titel: Frau Ella Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Beckerhoff
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wäre ein erster Schritt«, seufzte er, regelrecht außer Atem.
    »Mit Macchiato?«, fragte sie, und Klaus sah sie an, als hätte ihr Darm ihr wieder einen Streich gespielt. Das hätte sie aber doch gemerkt.
    »Wie bitte?«
    »Ihren Kaffee, wollen Sie den mit Macchiato obendrauf?«
    »Frau Ella, am Ende werde ich mich doch scheiden lassen und Sie heiraten! Mannomannomann, wie geil ist das denn?! Ein Kaffee mit Macchiato! Und wisst ihr, was das Beste ist? Das ist doch wohl das genialste Bild, das es gibt. Unten superfitter Kaffee, voller Leben, Kraft, Energie, und oben der weiße Schaum. Und bei Bier geht’s genauso! Unten die Frische, der prickelnde Genuss, oben die weißen Haare. Die guten Dinge sind obenrum einfach weiß, könnte man meinen.«
    »Mach mal Pause, Klaus«, sagte Sascha. »Bitte.«
    »Wir müssen das alles nachher im Auto besprechen«, sagte Frau Ella schnell, damit erst gar kein Streit aufkam. »Oder wollen Sie nicht mehr in meine Vergangenheit reisen?«
    »Doch, klar. Heute ist Vergangenheit und Zukunft angesagt, und dazwischen einen Kaffee mit Macchiato in der Gegenwart. Mehr kann man eigentlich nicht von einem Tag erwarten. Und heute Abend gehen wir ins Rincón, ich hab einen Tisch reserviert. Ute kommt auch.«
    »Das können wir ja dann sehen«, sagte Sascha. »Ich such erst mal eine Karte vom Umland. Wir müssen ja nicht ganz ins Blaue fahren.«
    Er mit seiner ruhigen Art gefiel ihr schon besser, auch wenn er recht kompliziert war, so empfindlich und schwer zu fassen. Dieser Klaus war eine ganz andere Herausforderung, wie ein kleiner Junge, dem einfach nie die Energie ausging. Immerhin schwieg er jetzt, während sie das Kännchen mit Wasser und Pulver füllte und auf die Flamme stellte.
    »Haben Sie denn heute auch keinen Dienst?«, fragte sie.
    »Dienst? Was denn für’n Dienst?«
    »Sie müssen doch irgendetwas arbeiten, wenn Sie so viel Steuern zahlen.«
    »Klar. Aber das arbeitet von selbst.«
    »Aha«, sagte sie und hoffte, dass er ihr das auch ohne Nachfrage erklären würde.
    »Ja, so ist das.«
    »Und was genau arbeitet da?«, fragte sie dann doch.
    »Ich helfe den Menschen, besser miteinander zu kommunizieren.«
    »Er arbeitet in der Agentur seiner Mutter«, hörte sie Sascha, der mit einer Landkarte in der Hand zurück in die Küche kam und sich zu seinem Freund an den Tisch setzte.
    »Aha«, sagte sie und hoffte wieder auf eine Erklärung. Sie fühlte sich wie ein kleines Kind, das fragen und fragen muss, um sich irgendwie in der Welt zurechtzufinden, nur dass sie ja kein kleines Kind war.
    »Sie bringen die richtigen Leute zusammen«, setzte Sascha an, und wieder war sie glücklich, dass er sie offenbar verstand. Verstand, dass sie nicht verstand. »Sagen wir zum Beispiel, Sie möchten gerne feiern, kennen aber nicht die richtigen Leute. Dann rufen Sie diese Agentur an, die Ihnen eine passende Gästeliste zusammenstellt. Mit einfachen Leuten, die nur für Essen und Trinken zu haben sind, und prominenteren, für die Sie draufzahlen müssen.«
    Sie war froh, dass gerade jetzt der Kaffee blubberte, denn sie wusste beim besten Willen nicht, ob er sie auf den Arm nehmen oder ihr wirklich etwas erklären wollte. Wer würde denn dafür zahlen, dass Gäste kamen?
    »Das goldene Adressbuch«, hörte sie Klaus in ihrem Rücken sagen. »Die Menschen wollen einfach wieder mehr Gesellschaft, wie früher auf dem Dorf. Essential Contacting nennt man das. Na ja, und da helfen wir eben ein bisschen nach.«
    »Nur dass im Dorf die Gäste nicht so schnell wieder aus dem Leben verschwinden«, sagte sie, während sie die Milch mit dem Schneebesen schaumig schlug.
    »Wenn Sie damit Ihr Geld verdienen, kann das ja so verkehrt nicht sein. Nur eins wüsste ich gerne noch, Klaus. Was sind das für seltsame Wörter, die Sie andauernd benutzen?«
    »Englisch«, sagte Sascha.
    »Ja, aber ich spreche doch gar kein Englisch. Warum macht er das? Ich verstehe das nicht!«
    »Das können Sie auch nicht verstehen. Das ist sozusagen der Sinn dieser Wörter, dass sie keinen Sinn haben.«
    »Klingen tun sie ja ganz interessant. Ein bisschen so wie Macchiato.«
    »Eben«, lächelte Sascha. »Das muss man eher musikalisch nehmen.«

10

    WIE LANG WAR DAS HER, dass er zum letzten Mal die Stadt verlassen hatte? Monate, vielleicht sogar Jahre. Im vergangenen Sommer jedenfalls war er nicht über die Grenzen des Molochs hinausgekommen. Und jetzt schon das zweite Mal in nur zwei Tagen, weil ausgerechnet eine fast

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