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Frau Ella

Frau Ella

Titel: Frau Ella Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Beckerhoff
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Krankenhaus, als plötzlich sein Bett schlecht gemacht und sein Nachttisch unordentlich wirkten, ihm sein Leben falsch erschien, auch ohne dass Frau Ella ein Wort gesagt hatte. Ihre Anwesenheit allein reichte, um eine vergessene Saite in ihm zum Klingen zu bringen, ein schwermütiges und hoffnungsvolles Lied, das nicht zu seinem Leben passte. Nicht mehr.
    Aber gab es überhaupt ein Problem? Auch der Rest des Abends war schön gewesen. Frau Ella hatte sie alle amüsiert mit ihrer naiven Art, alles, was sie nicht kannte, in Frage zu stellen. Als wäre man allein deshalb schon hochgradig exotisch, weil man nicht jeden Abend Königsberger Klopse oder Kohlrouladen aß. Natürlich übertrieb Klaus es ein wenig mit seinem Unterhaltungsprogramm, aber sie war auch ein dankbares Opfer. Ein glückliches Opfer.
    Sogar Lina hatte sich zusammengerissen, war wie verändert in Anwesenheit von Frau Ella und hatte brav von Spanien erzählt. Nur Schönes und Gutes, Kultur, Studium, Landschaft und Leute und zwar so aufrichtig, dass sie es selbst zu glauben schien, und auch er irgendwann aufhörte, nach Flecken auf ihrer blütenweißen Bluse zu suchen.
    »Wirklich sehr nett, Ihre Freundin, Sascha«, sagte Frau Ella, die sich bei ihm untergehakt hatte.
    »Finden Sie?«, fragte er.
    Sie hatten sich gleich vor dem Restaurant von den anderen getrennt, die noch weiterziehen wollten, wozu Frau Ella dann doch nicht mehr bereit gewesen war. Zum Glück, denn wer weiß, was sonst noch alles passiert wäre. Jedenfalls war er froh, mit Frau Ella und nicht mit Lina durch die nächtlichen Straßen zu schlendern.
    »Na, sonst würde ich das doch nicht sagen, mein Junge«, sagte sie und lachte. »Die ist richtig verliebt in Sie. Bis über beide Ohren.«
    »Das habe ich auch schon öfters gedacht«, sagte er. »Aber kaum hat man sich an die Sonne gewöhnt, kommt der nächste Regen. Da halt ich mich doch lieber gleich ans schlechte Wetter. Ist zuverlässiger.«
    »Ach, hören Sie doch auf. Sie sind ja betrunken. Wo kämen wir denn hin, wenn alle so denken würden?«
    »Erst mal geht es hier ja nur um mich«, stöhnte er, da er merkte, dass das Gespräch eine Richtung nahm, in die er gar nicht wollte, erst recht nicht um diese Uhrzeit.
    »Natürlich, mein Junge. Aber ich hatte den Eindruck, dass Sie sich mit ihr ganz wohl fühlten. Wissen Sie, als ich damals begriff, dass ich Jason, Sie wissen, den Amerikaner, dass ich den nie Wiedersehen würde, wurde mir regelrecht übel, und das lag nicht an der Schwangerschaft, das können Sie mir glauben. Irgendwie wusste ich, dass mir so etwas nie wieder passieren würde, ich sozusagen meine Chance gehabt hatte. Sonst hätte ich Stanislaw ja nie geheiratet, wenn ich noch einen Funken Hoffnung gehabt hätte. Nein, ich brauchte nur noch einen Mann, und Stanislaw war ein guter Mann, aber eben keine große Liebe.«
    »Und was hat Ihr Soldat mit Lina zu tun?«, fragte er und ahnte schon, was kommen würde.
    »Sie sollten sich fragen, ob das nicht die ganz große Liebe ist mit diesem schönen Mädchen.«
    »Lina und ich. Die große Liebe?«
    »Warum denn nicht? Und wenn, dann müssen Sie um sie kämpfen, sie von sich überzeugen.«
    »Ich soll um sie kämpfen?«
    »Wenn es die große Liebe ist.«
    Selbst mit fast neunzig Jahren hörten die Frauen also nicht auf, das Lied von der großen Liebe zu singen. Als seien sie einfach unfähig, Probleme überhaupt zu sehen, geschweige denn sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Schließlich war das kein Kasperletheater, sondern das einzige Leben, das er hatte.
    »Vergessen Sie nicht, dass Sie nur ein Leben haben«, sagte sie.
    »Ja, ja, das ist schon so eine Sache mit zwei Seiten.«
    »Genau.«
    »Manche Sachen gehen aber einfach nicht«, sagte er nach kurzem Überlegen.
    »Man muss nur wollen und kämpfen.«
    Wollen und Kämpfen, das sagte sich so leicht, doch schon das Wollen war ja meistens ein Problem, wenn man nicht wusste, was man wollte. Das Kämpfen war das viel kleinere Problem. Das musste er ihr doch irgendwie erklären können.
    »Stellen Sie sich vor«, setzte er an. »Stellen Sie sich vor, ich würde mich jetzt in Sie verlieben. Da könnte ich doch noch so wollen und kämpfen, oder?«
    »Sie sich in mich verlieben. Das ist ja vollkommen unsinnig.«
    »Sie meinen, weil Sie älter sind? Sehr oberflächlich, oder? Die einen sagen, keine Schwarzen, die anderen, niemanden ohne Geld, und Sie sagen, keine jüngeren Männer. Wo bleibt denn da bitte die große Liebe?«
    »Ja, aber

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