Frau Ella
Klosterfrau Melissengeist ist?«
»Vielleicht’n Auquafit«, schaltete sich jetzt auch der dicke Herbert ins Gespräch ein.
»Quatsch«, urteilte Uwe. »Außerdem heißt das Aquavit. Wasser des Lebens oder so. Wenn überhaupt, dann brauchen die’n Klosterbräu.«
»Ein Bier?«, fragte Pete skeptisch. »Unsinn.«
»Was is’n da drin in der Klosterfrau?«, nuschelte Herbert.
»Na, du bestimmt schon lange nicht mehr«, brüllte Uwe.
»Halt mal die Klappe. Hier machen sich Erwachsene Gedanken«, wies Pete ihn zurecht.
»Malteser ist doch auch was für ältere Jahrgänge, oder?«, meldete sich Riko, der mittlerweile seinen Flipper im Stich gelassen hatte, um sich an der Diskussion zu beteiligen.
»Hat auf jeden Fall was mit Orden und Kloster und so zu tun«, sagte Uwe jetzt etwas ruhiger.
»Ja, aber woraus is’n so ’ne Klosterfrau gemacht?«, versuchte Herbert dem ganzen Gespräch noch einmal eine wissenschaftliche Grundlage zu geben.
»Na, aus Melisse natürlich«, hörte Sascha Frau Ella in sein Ohr flüstern.
»Was sagt die Dame?«, rief Pete sofort.
»Aus Melisse«, sagte Sascha vorsichtig.
Die Männer starrten sich anerkennend nickend an.
»Na, da muss mal einer draufkommen«, lachte Uwe schon wieder lauter. »Das nenn ich mal Altersweisheit, oder Jungs?«
»Gibt’s denn sonst noch was aus Melisse?«, überlegte Pete und ließ seinen Blick über die Alkoholika streifen. Auch die Männer am Tresen kniffen die Augen zusammen, blinzelten durch die tiefhängenden Rauchschwaden auf der Suche nach dem richtigen Ersatz.
»Ich würde auch ein kleines Bier nehmen«, sagte Frau Ella.
»Kommt gar nicht in Frage«, sagte Pete. »Das ist schließlich ’ne Bar und keine gewöhnliche Kneipe.«
»Vielleicht irgendwas mit Minzlikör«, sagte Herbert.
»Stimmt«, rief Uwe. »Minze ist ja so’n bisschen wie Melisse, oder? Kann man auf jeden Fall auch Tee mit machen.«
»Tee kannste auch mit Hagebutten machen«, sagte Riko.
»Das is ja wohl ’ne ganz andere Art Tee«, sagte Uwe. »Also irgendwie rot, so Früchtetee. Eher so’n Aufguss.«
»Also mit Minzlikör«, murmelte Pete und dachte offenbar intensiv nach.
»Samma, hatte Dobbi nicht letztens frische Minze für irgend so’n schwules Gesöff gekauft?«, fragte Riko »Ich meine, der hatte da was im Kühlschrank.«
»Gemüse im Kühlschrank?«, fragte Pete. »Ohne mich zu warnen?«
»Ich glaub, Minze ist gar kein Gemüse«, sagte Herbert.
»Was denn sonst? Obst, oder was?«, fragte Riko.
»Tatsächlich«, rief Pete, der kurz hinter dem Tresen verschwunden war. »Ein ganzes Bündel Gemüse! Und was macht man damit?«
»Na, halt Melissengeist«, murmelte Herbert.
»Minzissengeist«, lachte Uwe. »Klosterfrau Minzissengeist. Darauf geb ich ’ne Runde.«
»So ein Schwachsinn«, sagte Riko. »Das hat irgend so’n spanischen Namen, so wie Sangria, nur irgendwie anders, eher mexikanisch.«
»Seit wann kannst du denn Mexikanisch?«, fragte Uwe.
»Klosterfrau Mexiko«, murmelte Herbert.
»Mojito«, sagte Sascha, der langsam Durst bekam.
»Mo was?«, fragte Uwe. »Das kommt mir eher arabisch vor.«
»Sie trägt ja auch ein Kopftuch«, sagte Herbert.
Uwe versuchte, den Schluck, den er gerade genommen hatte, zurück in die Flasche zu prusten, verschluckte sich, hustete und fiel fast vom Hocker vor Lachen, während er mit seiner freien Hand auf den Tresen haute.
»Das Getränk heißt Mojito, das ist Kubanisch«, versuchte Sascha das Gespräch zu beenden. »Minze mit Rohrzucker und Rum. Davon hätten wir gerne zwei.«
»Oho, da sieht man wieder, dass er studiert hat, der Dünne!«, rief Uwe, der sich kaum wieder einkriegte. »Kubanisch also. Als hätten wir keine Getränke in Deutschland!«
»Was kann ich denn dafür, wenn es hier keine deutsche Klosterfrau gibt?«, fragte Sascha, der merkte, dass er die Ruhe verlor.
»Da hat er absolut recht«, murmelte Herbert versöhnlich.
»Schreib mal auf, Klosterfrau kaufen«, sagte Riko.
»Ich mach jetzt erst mal diese Momos«, sagte Pete.
»Mach mal gleich ’ne Runde«, sagte Uwe. »Nicht dass uns das Gemüse noch verdirbt.«
Sascha wandte der Runde den Rücken zu, rückte seinen Hocker so, dass er genau zwischen Frau Ella und den anderen saß. Jetzt, da er sie in diese Spelunke geschleppt hatte, musste er sie auch vor deren Bewohnern schützen.
»Ich hoffe, Sie mögen Rum und Minze«, sagte er.
»Hauptsache, wir stoßen auf die Liebe an«, lächelte sie. »Aber sagen Sie, woher kennen Sie denn
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