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Frau Holle ist tot

Frau Holle ist tot

Titel: Frau Holle ist tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Stark
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Dessert fertig und holte
eine Schachtel Zigaretten aus seiner Lederjacke.
    »Auch eine?«
    »Das ist hier ein Nichtraucherlokal.«
    »Dann hab ich ja Glück, dass noch keine Gäste da sind,
die sich beschweren können.«
    Herbert Mayfeld schüttelte eine Zigarette aus der
Schachtel und zündete sie an. Er nahm einen tiefen Zug und blies den Rauch zur
Decke.
    »Was ist das für ein Zeuge, der mit mir reden will?
Annika Möller? Hast du sie im Krankenhaus kennengelernt?«
    Herbert Mayfeld lächelte. »Mein Sohn, der Bulle mit
der feinen Nase.«
    »Warum ist sie nicht hier?«
    »Sie ist ein bisschen schüchtern. Sie hatte schon mal
das Vergnügen mit dir. Und deswegen wollte sie, dass ich erst sondiere, wie du
heute so drauf bist.«
    »Schüchtern?«
    »Man könnte auch behaupten, sie sei ziemlich verrückt.
Fühlt sich von der Polizei verfolgt. Aber ich finde, du solltest sie dir
dennoch anhören. Just because you’re paranoid, don’t mean
they’re not after you. Ich ruf sie an und sag ihr, dass man dich heute
ertragen kann. Enttäusch mich nicht, mein Junge.«
    Er holte ein Handy aus der Lederjacke und tippte ein
paar Nummern in die Tasten.
    »Du kannst kommen«, sagte er, als sich am anderen Ende
der Verbindung jemand meldete.
    Nach fünf Minuten trat Annika Möller in den Schankraum
der Wirtschaft.
    »Hi«, begrüßte sie die beiden Männer und fläzte sich
auf einen Stuhl am Stammtisch. »Kann ich mal ’ne Flippe haben?«
    Herbert Mayfeld gab ihr eine und zündete sie an.
    »Was möchten Sie mir sagen?«, fragte Mayfeld.
    »Das letzte Mal haben wir uns geduzt.«
    »Wenn dir das lieber ist, kein Problem.«
    »Ich hab Kohldampf.«
    »Auch kein Problem. Was möchtest du haben?«
    »Ich kann die Lasagne empfehlen«, warf Herbert ein.
    »Lasagne ist korrekt. Eine große Portion. Und einen
Rotwein. Rotwein passt doch zu Lasagne?«
    Mayfeld ging in die Küche, wo Julia und Hilde das
Essen für den Abend vorbereiteten. Auf dem Herd köchelte ein großer Topf mit Pilzessenz,
daneben brodelte in einem Bräter Wildschweinbolognese.
    Mayfeld bat Julia, eine große Portion Lasagne warm zu
machen.
    »Ich bring sie dir dann raus«, versprach Julia.
    Als er in den Schankraum zurückkam, hatte Annika
aufgeraucht. Sie war ziemlich aufgekratzt und hektisch. Mayfeld stellte ihr ein
Glas Rotwein auf den Tisch, das sie in einem Zug leerte.
    »Dein Alter hat gesagt, man könnte dir vertrauen. Den
Eindruck hatte ich bei unserem letzten Treffen zwar nicht, aber ich glaube
Herbert. Außerdem ist seither einiges passiert. Man hat meinen Bruder
umgebracht, oder?«
    »Woher weißt du das?«
    »Steht in der Zeitung. Oder wie viele Kevin M.s
gibt es im Wiesbadener Rotkäppchenweg?«
    »Du hast leider recht. Wenn wir gerade bei Kevin sind:
Hast du seine Handynummer?«
    Annika blickte Mayfeld an, als ob er nicht ganz bei
Trost sei. »Wozu brauchst du seine Handynummer? Den kannst du nicht mehr
anrufen.«
    »Ich brauche die Nummer, um zu überprüfen, mit wem er
in letzter Zeit telefoniert hat. Vielleicht hilft uns das, seinen Mörder zu
finden.«
    Sie holte ihr Mobiltelefon aus der Jacke, tippte und
wischte auf dem Display herum und nannte Mayfeld schließlich eine Nummer.
    »Sie sind auch hinter mir her«, flüsterte sie dann.
    »Wer?«
    »Das Jugendamt, die Bullen, die Scheißkapitalisten.«
    Ein paar Feinde zu viel für eine kleine, angetrunkene
Verrückte, dachte Mayfeld.
    »Das musst du mir genauer erklären, Annika, mit so
allgemeinen Anschuldigungen kann ich nichts anfangen.«
    »Du glaubst mir nicht, stimmt’s?« Sie schaute sich
misstrauisch im Raum um. »Du hältst mich für eine kleine, versoffene
Paranoikerin …«
    Das ungefähr waren seine Gedanken wenige Sekunden
zuvor gewesen.
    »… die am besten in der Scheißpsychiatrie
verrotten würde.«
    »Ich glaube, dir wurde ziemlich schlimmes Unrecht
zugefügt.«
    »Hör auf mit dem gestelzten Psychogesülze. Woher
willst ausgerechnet du das wissen?«, fragte Annika pampig.
    »Du warst bei Dr. Holler in Behandlung.« In dem
Moment, in dem er die Worte aussprach, wusste er, dass das ein Fehler gewesen
war.
    »Hast du meine Akte gelesen? Was ist das denn für ein
Faschistenstaat, in dem die Bullen Patientenakten lesen?« Annika war vom Stuhl
aufgesprungen.
    »Wir wollen herausfinden, wer Dr. Holler ermordet
hat.« Vielleicht konnte er den Schaden reparieren und sie wieder beruhigen.
    »Wenn du meine Akte gelesen hast, dann müsstest du ja
Bescheid wissen.«
    »Nein.«
    »Kannst du

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