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Frauen al dente. (German Edition)

Frauen al dente. (German Edition)

Titel: Frauen al dente. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marte Cormann
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dem Motto, Vertrauen ist gut…«
    Marlen winkte finster ab. »Ersparen Sie mir den Rest!« Auch wenn sein Blick kein Wässerchen trüben konnte – auf eine solche Idee konnte nur ein Advokat verfallen.
    »Tun Sie, was Sie nicht lassen können. Kontrollieren Sie von mir aus, soviel Sie wollen. Ich jedenfalls nehme jetzt Lisa und verabschiede mich. Danke für alles.« Als sie sich erhob, kam er um den Schreibtisch herum und reichte ihr die Hand. Fest erwiderte sie seinen Händedruck.
    Plötzlich lächelte er. »Ist Ihnen klar, daß das Schicksal uns für die nächsten achtzehn Jahre zusammengeschweißt hat?«
    Eine beängstigende Vorstellung. Oder? Im Augenblick nahm Marlen sich nicht die Zeit, ernsthaft darüber nachzudenken.
    Wo bitte ging's zum nächsten Taxi?

Kapitel 9
    »Bitte, nur ein winziges, kleines Arbeitsessen lang!« Schleimstufe ganz unten.
    »Auf gar keinen Fall. Wenn der Chef das mitkriegt, bin ich gefeuert.« Die Bedienung wirkte nicht uninteressiert, doch fehlte ihr der nötige Anreiz. Erst der Hunderter, mit dem Marlen ihr vor dem Gesicht herumwedelte, stimmte sie gnädig.
    »Okay, aber wenn es schreit, rufe ich Sie.«
    Marlen verstaute die Tragetasche mit der schlafenden Lisa so behutsam wie möglich hinter dem Tresen.
    »Dieses Kind schreit nie«, verkündete sie wider besseren Wissens. Lieber zehn Ad-hoc-Artikel für
pleasure
als noch einmal eine Baby-Rückhol-Aktion wie heute mit Lisa. Marlens Nerven lagen blank. Zumal der große Zeiger ihrer Armbanduhr soeben auf fünf vor zwei vorrückte. Sie bekam Stehhaare bei dem bloßen Gedanken an Peer Sanders, der irgendwo dort drüben im Speiseraum des Restaurants seit nunmehr fünfundzwanzig Minuten auf sie wartete. Die denkbar schlechteste Voraussetzung für ein erfolgreiches Arbeitsessen. Aber es war wie verhext gewesen. Die Zeitmächte schienen sich gegen sie verschworen zu haben. Erst stellte dieser Bode sich so unsäglich stur an, und dann wurde Marlen mit ihrer Babytragetasche von jedem vorbeifahrenden Taxifahrer ignoriert. Als klebte auf ihrer Stirn der warnende Hinweis: Vorsicht, Mutter mit Kind. Viel Lärm, aber wenig Trinkgeld. Nun würde Marlen ihren gesamten Charme aufbieten müssen, um bei Sanders diese Scharte auszuwetzen. Lisa mußte solange unsichtbar bleiben. Hoffentlich trug sie dem Ernst der Lage Rechnung und hielt den Mund.
    Marlens Blick fiel in einen günstig plazierten Spiegel.
    Saß der Rock gerade, stimmte das Make-up noch? Schnell sich im Schutz einer Zimmerlinde die Nase pudern. Fertig. Auf in den Kampf.
    Ihr Blick durchforstete die zahlreich vorhandenen Gäste. Allesamt mehr oder weniger freundlich miteinander plaudernde Menschen. Die wenigen Einzelpersonen an den Tischen beschäftigten sich mit ihren mitgebrachten Requisiten wie aufgeschlagenen Wirtschaftsblättern oder unvermeidlichen Handys. Ganz nebenbei schaufelten sie ihr Essen in sich hinein. Als sei Essen nicht mehr als ein notwendiges Übel.
    Doch nach Peer Sanders suchte Marlen vergeblich. Sollte das Glück ihr hold gewesen sein und er sich – wie sie selbst – verspätet haben? Vom äußerst zuvorkommenden Kellner wurde sie rasch eines Besseren belehrt: Herr Sanders habe leider nicht länger warten können. Geschäftliche Verpflichtungen. Ob sie einen Einzeltisch wünsche?
    Nein Danke. Keinen Einzeltisch. Lieber ein Beißholz zum hineinbeißen. Vor Wut über die verpatzte Chance. Marlen schoß auf den Tresen zu und verlangte nach einem Telefon.
    »Tanja, ich bin's. Stell jetzt keine Fragen, erkundige dich sofort, ob Sanders schon wieder im Haus ist. Ja, Sanders aus dem Vorstand. Ich glaube, die Weigold hat ihn ganz in ihrer Nähe plaziert. Mach schnell, ich warte.« Nervös trommelte Marlen mit den Fingern auf dem Holz des Tresens herum. Die Vorbeikommenden warfen ihr neugierige Blicke zu, nervös wandte sie sich ab.
    »Mist!« Tanja hatte sich mit der Botschaft gemeldet, Sanders habe gegen Mittag die Redaktion verlassen und würde heute nicht mehr zurückkehren. Was nun? Marlens Hirn begann pflichtgemäß, die ersten Wiedergutmachungsstrategien zu entwickeln. Völlig in Gedanken eilte sie zum Ausgang.
    »Ich habe mir gleich gedacht, daß mit Ihnen etwas nicht stimmt! Das Kind beim Personal abgeben und sich dann heimlich davonschleichen. So etwas nennt man Kindesaussetzung. Am besten, ich ruf die Polizei!« Die Bedienung, die nur gegen einen Hunderter bereit gewesen war, sich um Lisa zu kümmern, schnaubte vor rechtschaffender Empörung. Sie schien durchaus

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