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Frauen al dente. (German Edition)

Frauen al dente. (German Edition)

Titel: Frauen al dente. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marte Cormann
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Marlen solle die Vormundschaft für Lisa zwar annehmen, danach jedoch die Sorge für das Kind Hella übertragen. Als Vormund stünde Marlen auch das Recht zu, frei über die künftige Betreuung von Lisa zu entscheiden. Hella hatte sich rechtlich bereits genau erkundigt. Sicherheitshalber nicht bei Rechtsanwalt Bode.
    Ein sehr verlockender Vorschlag in Marlens Augen. Und Hella malte ihr die Vorzüge auch aus, als hinge ihr Leben davon ab. Wenn Marlen Hellas Vorschlag annahm, könnte sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Sie könnte Resis Testament erfüllen, ohne ihr eigenes, bisheriges Leben aufzugeben. Endlich könnte sie sich wieder mit voller Kraft ihrem Beruf widmen. Praktisch dort weitermachen, wo sie vor Lisas Auftauchen aufgehört hatte. Und bei Hella wäre Lisa unter Garantie gut aufgehoben.
    Allerdings war es Marlen völlig schleierhaft, aus welchem Grunde ausgerechnet Hella, die Karrierefrau par excellence, plötzlich so wild darauf war, eine Familie zu gründen. Am Ende verfiel sie auch noch auf die Idee, Jens Ebert zu heiraten. Fürs Bett war er okay, aber fürs Leben?
    Marlen würde ernsthaft über den Vorschlag nachdenken, sie hatte es Hella versprochen. Aber als sie jetzt Lisas zarte Wange an ihrer Wange spürte und ihren unnachahmlichen Duft nach Babypuder einatmete, beschlichen sie erste Zweifel, ob Hellas Plan wirklich so gut war, wie er auf den ersten Blick schien.
    Keine zehn Minuten später bildete sie mit Lisa auf dem Arm den ruhenden Pol inmitten heillosen Durcheinanders. Hella bestand darauf – in Anbetracht der Umstände, wie sie sich ausdrückte –, Marlen und Lisa nach Frankfurt zu begleiten. Was Rechtsanwalt Bode zwar mit erstauntem Mißtrauen erfüllte, er es ihr andererseits aber auch nicht verwehren wollte und konnte.
    Ihn selbst hatte die reine Fürsorgepflicht vorbeigetrieben. Stolz präsentierte er einen Autositz für Lisa. Aus Sicherheitsgründen. Als kurz darauf Peer Sanders auf der Bildfläche erschien, der ebenfalls einen Baby-Autositz in der Hand schwenkte, begrüßten die beiden Männer sich wie Henry Maske und Mike Tyson vor dem entscheidenden Abschiedskampf. Wobei der Klassenunterschied zwischen ihnen sofort deutlich wurde. Auch Peer Sanders trug heute Freizeitkleidung. Doch nicht etwa C&A-Einheitslook, sondern echte Levis-Jeans und ein Boss-Hemd in Cowboy-Karo. Sein Schaf-Look vermutlich.
    Nun gut, Marlens wegen konnte Hella mit nach Frankfurt fahren. Sie hatte in jedem Fall das bessere Los gezogen. Seite an Seite mit Peer Sanders, ihrem Highlander. Dazu noch die verlockende Aussicht, demnächst wieder frei und ungebunden zu sein. Frei für neue Aufgaben und frei für neue Männer.
    Zu dumm nur, daß Marlens Traummann ihr bereits in Höhe der Autobahnauffahrt Düsseldorf-Süd empfahl, sich bequem zurückzulehnen und zu entspannen. Marlen mit ihrem überdurchschnittlichen Schlafdefizit folgte diesem Rat nur zu gern. Sie schloß die Augen – um sie dann erst in Frankfurt vor dem Hotel wieder zu öffnen. Ende einer Traumfahrt.
    Hellas Fahrt an der Seite Martin Bodes verlief um einiges vergnüglicher. Er entpuppte sich als pointensicherer Anekdotenerzähler und verfügte als Anwalt über ein nahezu unerschöpfliches Repertoire. Nach einer knappen Fahrtstunde entdeckte Hella zu ihrer Verblüffung, daß sie sich in seiner Nähe wunderbar entspannt und geborgen fühlte. Auf eine ganz und gar andere Weise als bei Jens. Mehr emotional, sozusagen. Daher registrierte sie voller Bedauern das vorläufige Ende der Fahrt in Frankfurt. Sie würde in jedem Fall das Beste aus ihrem spontanen Entschluß machen, Marlen zu begleiten. Vielleicht war es nicht mehr als eine Schnapsidee gewesen, doch sie fühlte sich bereits als zukünftige Mutter von Lisa, und als solche wollte sie sich mit der Atmosphäre, aus der das Kind stammte, vertraut machen. Der Gedanke streifte sie, Jens anzurufen, um ihre Abwesenheit zu erklären. Doch sie verwarf ihn wieder. Sie beide waren sich zu nichts verpflichtet.
    Etwa zur gleichen Zeit verbrachte auch Barbara eine denkwürdige Autofahrt. Ihr Staatssekretär hinten im Fond seines Dienstwagens, die einzelnen Blätter der Redevorlage zur Eröffnung des Radfahrertages um sich gestreut. Sie vorne neben dem Fahrer, der die einmalige Chance nutzte, einer mitfühlenden Seele endlich die Probleme einer fünfköpfigen Familie schildern zu können. In allen Einzelheiten. Was den guten Mann erleichterte, Barbara jedoch mit trostloser Ödnis erfüllte. Und mehr als

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