Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frauen al dente. (German Edition)

Frauen al dente. (German Edition)

Titel: Frauen al dente. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marte Cormann
Vom Netzwerk:
ihren Unterlagen zu.
    Marlen erhob sich zögernd. War das etwa alles? Kein Wort des Bedauerns? Keine Nachfrage, wovon Marlen in Zukunft leben wolle? Kein Angebot, als freie Mitarbeiterin bei
pleasure
weiterzuarbeiten? Und keinen Dank für die bisher geleistete Arbeit?
    Ein Abschied ohne Worte. Marlen verließ gekränkt das Büro. Doch kaum schnappte die Tür hinter ihr ins Schloß, fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Aus Sicht der Weigold hatte sie den Kardinalfehler schlechthin begangen. Die moderne Frau von heute kündigte ihren Job nicht. Weder für ein Kind, noch wegen Firmenquerelen, geschweige denn aus anderen Gründen. Die Frau von heute war tough, clever und an innerer Stärke von niemandem zu überbieten. Was sich ihr an Schwierigkeiten in den Weg stellte, stampfte sie in Grund und Boden, bis nicht einmal mehr Krümel an sie erinnerten. So und nicht anders lautete das Credo von
pleasure.
Mit ihrer Entscheidung zu kündigen, strafte Marlen diese Illusion Lügen.
    Meine Güte, war sie in den letzten Jahren am Ende selbst nur einer Illusion nachgejagt? Ein beunruhigender Gedanke, für den sie sich im Moment allerdings keine Zeit nehmen konnte.
    Halb vier. Nur noch eine halbe Stunde bis zu dem Termin mit Frau Müller vom Sozialen Dienst. Und zu Hause waren alle ausgeflogen. Ratlos balancierte Marlen ein Tablett mit Kuchen in die Küche, während sie mit der anderen herumliegendes Spielzeug vom Boden aufhob. Kein Mensch hatte daran gedacht, Ordnung in der Wohnung zu schaffen.
    Still und weihrauchgeschwängert lag sie da. Selbst die hektisch aufgerissenen Fenster brachten kaum Abhilfe. Verzweifelt suchte ihr Blick nach weiteren Minuspunkten. Der Fußboden in der Diele lag verborgen unter einer dichten Schicht Spielzeug. Vom Mittagessen stand das schmutzige Geschirr noch auf dem Küchentisch. Im Badezimmer prangten dicke Hecken Zahnpasta im Waschbecken. Hoffentlich war wenigstens die Toilettenbrille sauber? Kaum zu glauben, daß gestern erst die Putzfrau ihr Bestes gegeben hatte.
    Marlen wünschte Barbara und Karin zum Teufel. Die beiden wußten doch, daß heute die Stunde X schlug. Für Lisa und sie war es lebenswichtig, einen guten Eindruck auf die Dame vom Sozialen Dienst zu machen. Es war wohl doch kein so guter Schachzug gewesen, das Gespräch in ihrer Wohnung zu führen. Eine kreative Umgebung konnte mitunter einen sehr unordentlichen Eindruck auf weniger kreative Mitmenschen machen. Sie konnte nur hoffen und beten, daß Frau Müller zu den aufgeschlosseneren Exemplaren von Behördenangestellten gehörte.
    Wo blieb Karin bloß mit Lisa?
    Es schellte.
    Na endlich. Die Uhr zeigte zehn vor vier. Die Zeit würde gerade noch reichen, Lisa hübsch herauszuputzen und frisch zu wickeln.
    »Das wird aber auch höchste Zeit. Gleich kommt die Tante vom Jugendamt, und ihr treibt euch herum«, tönte Marlen durch die Türsprechanlage.
    »Die Tante ist schon da, ein wenig zu früh. Lassen Sie mich trotzdem herein?« schallte es zurück.
    Peinlichkeit in Hochpotenz. Und der denkbar ungünstigste Beginn des wichtigsten Gesprächs ihres Lebens. Marlen drückte den Türöffner. Ihre Finger hinterließen feuchte Spuren auf dem Apparat. Angstschweiß. Der sich noch verstärkte, als ihr ein neuer Adrenalinstoß durch den Körper schoß: Wo blieb Bode?
    Lieber Gott, mach, daß er auf der Stelle erscheint, flehte sie in ungewohnter Frömmigkeit.
    Doch zunächst erschien Frau Müller. Klein und drahtig wie ein Terrier. Selbst ihr dauerwellgelockter Kurzhaarschnitt erinnerte an ein Hundefell. Ihre stahlblauen Augen leuchteten fröhlich, als sie Marlen zur Begrüßung die Hand reichte.
    »Guten Tag, mein Name ist Tante Müller. Ich komme vom Sozialen Dienst der Stadt Düsseldorf. Wir haben miteinander telefoniert.« Dem Himmel mußte gedankt werden, die Frau besaß Humor.
    Marlen atmete erleichtert auf. »Oje, der Ausdruck ist mir einfach so herausgerutscht. Ich habe es nicht böse gemeint. Es macht mich nur nervös, daß die Babysitterin immer noch nicht mit Lisa zurück ist. Dabei habe ich sie ausdrücklich gebeten, heute pünktlich zu sein.«
    »Sie scheint nicht sehr zuverlässig zu sein, oder?« Die Frage klang so leicht dahingesagt, doch im Grunde konnte es sich nur um eine Fangfrage handeln. Marlen spürte, wie sich ihr vor Anspannung die Nackenhaare aufstellten. Beinahe wäre sie auf die freundlich-harmlose Fassade von Frau Müller hereingefallen. Lechzte sie etwa nach Friede-Freude-Eierkuchen? Konnte sie bekommen.
    »Ganz

Weitere Kostenlose Bücher