Frauen fragen Feuerstein
Oder Ich ging in die Studienbibliothek und lieh mir Bände von Kierkegaard oder über die Anatomie des Schädels aus, um die Bibliothekarin zu beeindrucken. In der Anatomie des Schädels bin ich heute noch beschlagen. Sie sollten Ihre Haare übrigens nicht so kurz scheren, da sieht man jede Abnormität.
Als ich kam, waren sie noch lang, sie haben sich während unseres Gespräches zurückgezo ...
Feuerstein : ...haben Sie eigentlich in Ihrer Jugend MAD gelesen?
Ja. Ich weiß auch, dass Sie es waren, der dieses eigentlich amerikanische Blatt in seiner deutschen Form ziemlich populär gemacht hat. Sie sind Jur viele immer noch der Godfather eines Humors, den man in Deutschland bis dahin nicht kannte. 20 Jahre waren Sie dort C hefredakteur.
Feuerstein : MAD war ein Magazin für seltsame Oberschüler und gestörte Schlaumeier, also für Typen wie ich es war und vielleicht auch noch bin. Ich habe versucht, die Lautsprache von Leuten wie Don Martin musikalisch zu übersetzen und eine neue Welt der Absurdität zu erfinden, die seltsame Oberschüler vor der Langeweile des Alltags beschützt. Offenbar hat das ganze Generationen seltsamer Oberschüler geprägt, denn die Form der kalauernden Überschrift, die heute in der Süddeutschen Zeitung bis zum Exzess getrieben wird, wurde von mir in MAD eingeführt.
Die SZ wäre ohne Sie...
Feuerstein : ...nicht da, wo sie jetzt ist. Womit ich nicht gesagt habe, dass sie gut ist.
Harald Schmidt, mit dem Sie fürs Fernsehen erst » Pssst !« , dann » Schmidteinander « machten, war auch ein seltsamer Oberschüler. Fs geht das Gerücht, Sie hätten damals die besseren Frauen bekommen.
Feuerstein : Ich bin schöner als er. Das ist auch allgemein bekannt. Sie reden seltsame Sachen.
Vermissen Sie » Schmidteinander «?
Feuerstein : Nein, im Gegensatz zu mir hat Schmidt rechtzeitig bemerkt, wann Schluss sein soll.
Ist leben gleichbedeutend mit Scheitern ?
Feuerstein : Ja.
Glauben Sie an Gott?
Feuerstein : Nein.
Im Gegensatz zu Schmidt.
Feuerstein : Das ist bei Schmidt nicht entscheidend. Entscheidend ist, ob Gott an ihn glaubt. Ich glaube: Nein.
Leiden Sie unter schlechtem Gewissen?
Feuerstein : Ständig. Das hat meine Mutter mir eingepflanzt. Sie gab mir stets das Gefühl, dass ihr Leben ohne mich besser verlaufen wäre. Und weil sie damit Recht hatte, habe ich auch jeden Grund. Ich fühle mich nicht nur schuldig, ich bin es auch.
Denken Sie im Supermarkt auch immer, dass andere glauben, Sie wollten klauen ?
Feuerstein : Nein. Aber dass Sie das glauben, wundert mich nicht, Sie sind Journalist, da ist das Klauen eine Berufskrankheit.
Sie haben Bücher geschrieben, Sie moderieren Abende mit klassischer Musik, spielen Theater. Abgesehen von »Was bin ich ?« haben Sie in der Fernsehunterhaltung nur noch Gastauftritte. Wieso ? Ihr Ruf ist, wenn man unter Kollegen nachfragt, nur der beste.
Feuerstein : Es gibt keine Redakteure mehr mit Entscheidungsgewalt, es gibt nur noch Produktmanager. Selbst das Live-Fernsehen hat heute zig doppelte Böden, damit die Quote nicht einstürzt. Die WDR-Unterhaltungsabteilung hat schon vor Jahren den Löffel abgegeben. Und auf RTL und Sat 1 wirkt dieser Todestrieb absolut verführerisch. Harald Schmidt ist da die einzige Ausnahme, das muss ich leider zugeben. Aber schreiben Sie das bitte nicht.
Gibt es denn irgendetwas, das Sie glücklich machen kann ?
Feuerstein : Das Mittagsschläfchen.
Das Mittagsschläfchen ?
Feuerstein : Spielen Sie jetzt Echo, oder was? Das Mittagsschläfchen macht aus einem Tag zwei. Deshalb bin ich jetzt nicht 65, sondern 130.
Sehr witzig.
Feuerstein : Danke.
Wem werden Sie an diesem Samstag sonst noch »Danke« sagen?
Feuerstein : Niemandem. Absolut niemandem. Nicht mal mir selber.
Tatwerkzeug
(Beitrag zu einer Magisterarbeit mit dem Thema »Habseligkeiten«)
Ich hacke auf einem Atari. Schon seit 1987 und jetzt immer noch, Trotz Spott der Mikrosofties und Hass der Verlage, die allein wegen meines Schreibgeräts den eigentlich längst ausgestorbenen Beruf des Schriftsetzers erhalten müssen.
Wenn jemand meint, ich mache das nur, weil ich mit 67 schon zu blöd für den Umgang mit fortgeschrittener Technik sei: Nein, binich nicht. Ich habe ein Abo für das »Spektrum der Wissenschaft«, bewege mich in allen zehn Dimensionen der String-Theorie und befürworte Gen-Mais. Außerdem war ich 1987 erst fünfzig, was aber kein Argument ist, weil viele Leute schon mit zwanzig verblödet
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