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Frauen lügen

Frauen lügen

Titel: Frauen lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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verlangen.«
    »Wahrscheinlich weiß sie das auch sehr genau.«
    »Wahrscheinlich. Die Menschen wissen viel zu viel, wenn du mich fragst.«
    »Aber wer fragt dich schon – außer nach deinem Ossobuco. Ist das gut?«
    »Vorzüglich. Danke der Nachfrage.«
    »Lass mich mal kosten.«
    »Nur gegen ein Stück Pizza. Aber aus der Mitte, wenn ich bitten darf.«

Samstag, 20 . August, 15.10  Uhr,
Strand am Ellenbogen, List
    Ein kühler Wind fegt über das weitläufige Naturschutzgebiet am Lister Ellenbogen. Er peitscht das Dünengras, zerrt an Silja Blancks Baumwollschal und drückt den Stoff von Bastian Kreuzers Cargohose dicht an dessen Waden. Wenn der Sonne eine ihrer seltenen Stippvisiten durch die zerklüftete Wolkendecke gelingt, bestrahlt sie die beiden Ermittler. Eng umschlungen lassen sie sich nah am Flutsaum vom Wind vorwärts schieben. Außer den beiden gibt es hier kaum Spaziergänger. Und es ist gerade die Ruhe und Abgeschiedenheit an Deutschlands nördlichstem Strandabschnitt, die Silja bewogen hat, diesen Ausflug vorzuschlagen.
    »Ich kann mir nicht helfen, aber ich finde, dass wir in dem Mordfall ganz schön feststecken«, beginnt sie das Gespräch.
    »Du bist vielleicht ein kleines bisschen ungeduldig, Süße. Diese Michelsen ist gestern Abend erschossen worden – und jetzt ist Wochenende. Du weißt, was das für viele Informationen heißt, die wir brauchen: Wir müssen bis Montag warten – so läuft das in Deutschland nun mal. Dass schon morgen die Leiche freigegeben wird, ist eine Ausnahme und grenzt an ein Wunder. Die Staatsanwältin persönlich hat bei der Rechtsmedizin in Kiel mächtig Druck gemacht. Sonst sind die nämlich nicht so schnell.«
    »Vielleicht liegt es auch an der Prominenz des Opfers. Oder der des Ehemannes«, wirft Silja ein. »Aber das alles habe ich gar nicht gemeint. Ich glaube, wir müssen grundsätzlich anders an diese Ermittlung herangehen.«
    »Da bin ich aber gespannt.«
    »Wir reden immer von
dem
Mörder, männlich. Und weißt du, Bastian, ich habe langsam das Gefühl, dass das mehr als eine grammatikalische Vereinfachung ist.«
    »Entschuldige mal. Der Michelsen ist mitten ins Gesicht geschossen worden. Kaltblütig und aus nächster Nähe. Würdest du so etwas schaffen?«
    »Natürlich nicht. Aber du doch auch nicht, hoffe ich jedenfalls.«
    »Okay, der Punkt geht an dich. Aber trotzdem: Nach allem, was wir über geschlechtstypisches Tötungsverhalten wissen, ist das eindeutig ein männliches Muster. Die klassische Killernummer.«
    »Ja, ja, wie in amerikanischen Filmen. Das meinst du doch, oder? Männer gehen direkt zur Sache, mit höchstmöglicher Brutalität, schon um ihrem Testosteronspiegel zu entsprechen. Frauen dagegen bleiben selbst beim Töten noch sanft – oder hinterhältig. Im ersten Fall heißt das Gift, im zweiten ein Küchenmesser in die Rippen, meinetwegen auch eine Ming-Vase auf den Schädel.«
    Bastian Kreuzer lacht laut auf. Der Wind trägt die Töne über den leeren Strand, während Bastian seine Partnerin fest in den Arm nimmt.
    »Siehst du, das liebe ich an dir. Pointiert und wagemutig mit deinen Thesen, das bist du schon immer gewesen.«
    Mit entschlossenen Bewegungen befreit sich Silja aus der Umarmung.
    »Hör mal auf, ja? Das ist kein Flirtgespräch hier. Ich meine es ernst. Wir stecken in irgendeiner blöden Klischeefalle. Und das von Anfang an. Wir haben zwar jede Menge Indizien, das Telefon und die verschwundene Waffe und so etwas, aber es fehlt uns die Idee vom Ganzen. Und das ist in so einer spektakulären Todesinszenierung doch höchst ungewöhnlich, das musst du zugeben.«
    »Okay, führen wir ein Dienstgespräch.« Bastian Kreuzers Tonfall ist plötzlich sehr kühl und geschäftsmäßig. »Und da hätte der Ermittlungsleiter doch gern eine ausführlichere Begründung von der Frau Kommissarin für ihren Verdacht, dass die Ermittlungen bisher allzu einseitig geführt worden sind.«
    Silja tritt einen Schritt zurück und schickt einen kurzen prüfenden Blick in Bastians Gesicht. Er meint es ernst, das ist ganz offensichtlich. Auch Silja wechselt jetzt Haltung und Tonlage. Die Jungkommissarin verteidigt sich vor dem alten Hasen.
    »Ich glaube, dass wir ganz prinzipiell unseren Blickwinkel erweitern sollten. Und da gerät einem doch automatisch die zweite Hälfte der Menschheit ins Visier. Vielleicht gibt es sogar frauenspezifische Verhaltensweisen, die uns die Erklärungen liefern könnten, nach denen wir suchen? Und damit meine ich eben

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