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Frauen lügen

Frauen lügen

Titel: Frauen lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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seinem Leben wieder eine vernünftige Struktur zu geben, und dieser Einkauf vor dem Frühstück soll der Beginn davon sein. Als Fred nur noch wenige Schritte vom Ausgang des Supermarktes entfernt ist, fällt sein Blick auf die Ständer mit den Zeitungen, die rechts von den Glastüren den Bereich mit den Büchern, Spielsachen und Strandartikeln abgrenzen.
    Ganzseitig titelt die
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-Zeitung DEUTSCHLANDS LUSTIGSTER WITWER und zeigt ein gestochen scharfes Bild von Jonas Michelsen und der blonden Porschefahrerin mit dem Raspelhaarschnitt. Beide stehen seitlich von Susannes offenem Grab und wechseln gerade einen Blick, den man nur als erotisch aufgeladen bezeichnen kann.
    Fred reißt die Zeitung aus dem Ständer, greift sich gleich noch mehrere andere Blätter, wirft der verdutzten Verkäuferin einen Zwanzig-Euro-Schein auf die Theke und verlässt im Laufschritt den Laden. Draußen stopft er Brötchen, Brot, Fisch und Zeitungen in den rostigen Korb, der sich seit Jahren vorn an seinem Fahrrad befindet, und erbricht sich anschließend direkt neben dem Hinterreifen. Ohne sich um die Bemerkungen und Blicke der Umstehenden zu kümmern, reißt Fred das Rad von der Wand, steigt auf und tritt so kräftig in die Pedale, dass einige Passanten entsetzt zur Seite springen, als er den Parkplatz des Supermarkts verlässt.

Donnerstag, 25 . August, 8.55  Uhr,
Kriminalkommissariat Westerland
    »Haben Sie die
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-Schlagzeile des heutigen Tages schon gesehen, Herr Hauptkommissar?« Die Stimme Elsbeth von Bispingens am anderen Ende der Telefonleitung trieft vor Hohn.
    Bastian Kreuzer, der nach einer entsetzlichen Nacht voller Albträume und Ameisen, die sich irgendwie in sein Zelt geschlichen haben, mühsam versucht, mit einer Überdosis Kaffee wach zu werden, antwortet zeitverzögert.
    »Nein, habe ich nicht. Geht’s um unseren Fall?«
    »Geht’s um unseren Fall«, äfft ihn die Staatsanwältin nach. »Ja, Herr Hauptkommissar, es geht um Ihren Fall – auch wenn er das vielleicht nicht mehr lange bleiben wird.«
    »Und wären Sie so freundlich, mir die Schlagzeile zu verraten?«
    »Gern. Unter der Headline DEUTSCHLANDS LUSTIGSTER WITWER befindet sich ein Foto des ausgesprochen fidel wirkenden Jonas Michelsen, der mit seiner langjährigen Geliebten am offenen Grab seiner ermordeten Frau steht. In dem folgenden Artikel kann man detailliert nachlesen, was die beiden in den letzten Tagen so in Hamburg und auf Sylt getrieben haben …«
    Bastian Kreuzer atmet tief durch, bevor er die Staatsanwältin unterbricht.
    »Sie reden von Antonia Dornfeldt, ich weiß. Ich habe sie bereits gestern vernommen – gleich nach der Beerdigung.«
    »Na, das freut mich zu hören. Hat sie Ihnen auch erzählt, dass Jonas Michelsen ihretwegen für heute einen Termin beim Notar hat, um ein neues Testament aufzusetzen?«
    »Zu ihren Gunsten?«
    »Der Kinderschutzbund wird das Michelsen-Vermögen jedenfalls nicht erben.«
    »Aber woher wissen Sie von dem Notartermin?«
    »Aus der
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-Zeitung, mein Bester, alles aus der
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-Zeitung. Und langsam frage ich mich, warum wir eigentlich hochprofessionelle Ermittler bezahlen, wenn wir uns am Morgen doch nur so ein Schmutzblatt zu kaufen brauchen, um über die Hintergründe eines Verbrechens im Bilde zu sein. Und mit mir fragt sich das wahrscheinlich die halbe Republik.«
    »Bitte werden Sie nicht ungerecht, Frau von Bispingen. Schließlich suchen wir einen Mörder, keinen Ehebrecher. Oder steht auch in der Zeitung, wer Susanne Michelsen umgebracht hat?«
    Bastian Kreuzer weiß ganz genau, dass es einem beruflichen Selbstmord gleichkommt, die aufbrausende Staatsanwältin zu provozieren, aber heute Morgen ist er einfach nicht Herr seiner selbst. Und die Reaktion Elsbeth von Bispingens lässt auch nicht lange auf sich warten. Furiengleich schnaubt sie durchs Telefon.
    »Wie kurzsichtig sind Sie eigentlich, Kreuzer? Es liegt doch auf der Hand, dass es dieser Typ war. Und hatten wir beide nicht sogar schon darüber gesprochen? Wenn ich mich recht erinnere, dann waren Sie es, der mit einer Festnahme bis nach der Beerdigung warten wollte und der mich selbst gestern Nachmittag noch einmal um Geduld gebeten hat. Zu diesem Thema kann ich Ihnen jetzt nur eines sagen: Meine Geduld ist am Ende. Ich will endlich Resultate sehen – und zwar heute noch. Unternehmen Sie etwas und seien Sie dabei erfolgreich, sonst ziehe ich Sie von dem Fall ab – und zwar schneller als Sie denken.«
    Das Krachen in der Leitung, das davon

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