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Frauen verstehen mehr von Liebe

Frauen verstehen mehr von Liebe

Titel: Frauen verstehen mehr von Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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blickte den langen Korridor entlang, entdeckte Thaler und winkte ihm.
    »Wo bleiben Sie denn?« empfing sie ihn. »Der Pförtner hat Sie mir schon vor einer Ewigkeit angesagt …«
    Ihr Zimmer beeindruckte ihn. Die Möbel, von denen sie umgeben war, sagten etwas aus über die gehobene Position, die sie innehatte.
    »Es gab Unklarheiten«, erwiderte er. »Ich mußte mich durchfragen.«
    »Ich dachte, der Pförtner hätte Ihnen Bescheid gesagt.«
    »Hat er, aber ich habe ihn wohl falsch verstanden.« Er grinste. »Und etwas Besseres hätte mir wohl kaum passieren können.«
    »Wieso?«
    »Weil das Personal, das sich um mich gekümmert hat, ausgesprochen reizend war.«
    »Soso«, lachte Vera, »dann wäre es ja möglich gewesen, daß ich hier noch eine halbe Stunde länger hätte warten müssen. Das nächste Mal werde ich Herrn Schmiedl Bescheid sagen, daß er Sie unten bei sich an die Kette legt und mich runterruft, damit ich Sie bei ihm abholen kann.«
    »Wer ist Herr Schmiedl? Der Pförtner?«
    »Ja.«
    »Ein gewissenhafter Mann. Die Hausvorschrift geht ihm über alles.«
    »Sehr gewissenhaft.« Vera steuerte gleich zu Beginn einen Punkt an, auf den zu kommen sie sich entschlossen hatte. Sie fuhr fort: »Als er sie durchließ, fürchtete er, einen Fehler begangen zu haben. Deshalb rief er mich rasch an, um Sie mir zu signalisieren. Und wissen Sie, mit welchen Worten?«
    »Nein.«
    »›Da kommt einer rauf zu Ihnen – in Turnschuhen.‹«
    Karl lachte und blickte amüsiert auf die Dinger hinunter, in denen seine Füße steckten.
    Vera lachte nicht.
    Auch Karl hörte deshalb auf damit.
    »Finden Sie den etwa nicht lustig?« fragte er.
    »Wen?«
    »Den Pförtner.«
    »Lustig? Wieso?«
    Da ging dem Maler ein Licht auf.
    »Ach«, sagte er, »ich verstehe. Zwischen Ihnen und Herr Schmiedl gibt es da eine gewisse Übereinstimmung.«
    »Insofern«, nickte sie, »als ich annehmen muß, daß Sie mit mir durch den Englischen Garten laufen wollen. Damit habe ich nicht gerechnet. Ich dachte, wir gehen essen.«
    »Wir gehen essen.«
    »Wohin?«
    »Wohin Sie wollen.«
    »Etwa auch ins ›Vier Jahreszeiten‹?«
    »Ja, auch ins – nein, nicht ins ›Vier Jahreszeiten‹«, korrigierte er sich. »Aber aus einem anderen Grunde nicht.«
    »Aus welchem nicht?«
    »Aus finanziellem. Der Laden ist einfach zu teuer für mich. Verstehen Sie?«
    »Ich verstehe«, erklärte Vera. »Die Turnschuhe wären also kein Grund für Sie, es dort nicht auch zu versuchen?«
    »Nicht im geringsten.«
    »Die würden Sie aber gar nicht hereinlassen.«
    »Mag sein. In zehn oder zwanzig Jahren jedoch, was wäre da?«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Ich meine folgendes: Wenn Picasso noch leben würde, glauben Sie, daß die den nicht hereinlassen würden, ganz egal, in welchem Aufzug er daherkäme? Können Sie sich vorstellen, daß die dem die Tür weisen würden? Oder sind Sie nicht vielmehr davon überzeugt, daß die alle vor dem auf dem Bauch liegen würden, selbst wenn er ihnen nackt die Ehre gäbe? Dem jungen Picasso allerdings, dem hätten sie auch den Zutritt verweigert.«
    »Stimmt.«
    »›Stimmt‹, sagen Sie. Aber finden Sie das richtig so?«
    »Nein –«
    »Sehen Sie.«
    »Ich bin noch nicht fertig. Nein, ich finde das nicht richtig so, aber ich bin mir absolut im klaren, daß das überhaupt keine Rolle spielt, wie ich das finde – oder wie Sie das finden. Die Welt hat ihre eigenen Regeln, und zu diesen gehören die unterschiedlichen Behandlungsweisen, die sie übrig hat für den jungen Picasso oder für den alten. Daran können wir nichts ändern.«
    »Ihr Ton sagt mir alles.«
    »Er soll Ihnen sagen, daß ich mich damit abfinde. Es hat keinen Zweck, gegen solche Gesetze Sturm zu laufen.«
    »Gesetze? Das sind keine Gesetze! Die Großen der Kunst sind dagegen immer Sturm gelaufen!«
    »Sind Sie ein Großer der Kunst?«
    Schweigen trat ein.
    Du liebe Zeit, dachte Vera, was reden wir hier, sind wir verrückt? Ein Wort gibt das andere, und man vergißt ganz, was man vorhatte. Wir wollen essen gehen!
    Und Karl dachte: Was sagte sie? Ob ich ein …
    Nun steht er da mit rotem Kopf, dachte Vera. Ich habe ihn verletzt. Diesen Schuß hätte ich ihm nicht vor den Bug setzen dürfen.
    Fehlstart, sagte sich Karl. Bei der bin ich kein Treffer. Was die von mir hält, ist mir jetzt klar. Noch krasser hätte sie das nicht zum Ausdruck bringen können. Wie schnell das geht. Noch vor wenigen Minuten sah alles anders aus. Aber den Wandel habe ich mir

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