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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zurück. Alle standen zum Empfang bereit und grüßten stumm, als man ihn auf eine Trage umlud. Bauer III sah Hesslich entsetzt an: Aus dem jungen, forschen Kerl war ein alter, ernster Mann geworden. Vom Bataillon war bereits ein Befehl gekommen: Dallmann wird zurückgebracht und nicht auf dem allgemeinen Heldenfriedhof begraben.
    »Ich gehe mit!« sagte Hesslich mit dumpfer Stimme. »Er erwartet, daß ich bis zuletzt bei ihm bleibe. Er hätte es bei mir auch getan. Ihr werdet doch einen Tag ohne mich auskommen können …«
    Am frühen Nachmittag hatte Dallmann alle Stationen durchlaufen. Ein Lastwagen brachte ihn in einem Sarg zur Division, das Regiment besaß erstaunlicherweise vierzehn Stück davon, weil sich der Stab im besten Haus des Ortes, einer Tischlerei, eingerichtet hatte. Der General empfing Hesslich und hörte sich seinen Bericht an.
    »Die Weiber sind schneller und besser, als ihr es seid«, sagte er bitter. »Das habe ich Ihnen schon bei Ihrem letzten Besuch gesagt, Oberfeldwebel. Das ist eine Teufelsbrut da drüben. Wenn ich dürfte, würde ich sie mit Artillerie eindecken lassen. Aber wir alle stehen ja Gewehr bei Fuß für den großen Tag, den der Führer bestimmt hat. Und dieser Tag ist nahe! Dann sollen Sie mal sehen, wie die Röcke laufen lernen …«
    »Ich bitte Herrn General, mich abmelden zu dürfen«, sagte Hesslich einfach.
    Der General sah Hesslich verständnislos an. »Was soll das heißen? Abmelden?«
    »Ich werde die Truppe, die 4. Kompanie, verlassen.«
    »Sind Sie denn verrückt geworden?! Mann! Was reden Sie da?!«
    »Ich möchte Herrn General daran erinnern dürfen, daß ich mit einer umfassenden Sondervollmacht des OKH abgestellt worden bin.«
    »Unter Integrierung in die zugewiesene Truppe!«
    »Ich sehe keinen Sinn mehr darin, am Donez zu liegen und zu warten. Ich muß handeln.«
    »Und wie soll das aussehen?«
    »Ich gehe zu den Sowjets …«
    »Hesslich!« Der General holte tief Luft. »Der Tod Ihres Freundes hat Ihnen den Verstand geraubt!«
    »Ich werde vor, in, zwischen und hinter den russischen Linien leben und die Aufgabe erfüllen, die ich mir stellen muß. Es kann sein, daß man nie wieder etwas von mir hört. Ich bitte Herrn General, in diesem Falle anzunehmen, daß ich gefallen bin. Etwas anderes kommt für mich nicht in Frage. Rückkehr oder Tod.«
    »Sie werden immer verrückter, Hesslich!« Der General sah ihn starr an. »Aber zurückhalten kann ich Sie nicht.«
    »Nein! Es ist ein militärischer Sondereinsatz …« Hesslich stand stramm. »Bitte, Herrn General, mich verabschieden zu dürfen.«
    »Gott sei mit Ihnen!« Die Stimme seines Gegenübers war weich geworden. »Hesslich, kommen Sie wieder.«
    Er gab ihm die Hand und nickte dann kurz. Hesslich machte eine Kehrtwendung und verließ das Zimmer.
    Am Abend wurde Dallmann das EK I verliehen, auf den Sargdeckel geklebt und mit ihm in die Erde versenkt. Der evangelische Divisionspastor sprach ein Gebet. Ein Stabstrompeter blies zum Abschied.
    Zwei Tage später, in einer pechschwarzen, mondlosen Nacht, setzte Hesslich mit einem kleinen Floß über den Donez. Er nahm nichts mit als einen Brotbeutel voll Munition, eine Gasmaskenbüchse voll Munition, einen zweiten Brotbeutel und alle Taschen voll Munition. Und seine Strickmütze.
    Die halbe Kompanie stand am Ufer, als Hesslich abstieß und sich wegtreiben ließ. Grüßend hob Leutnant Bauer III die Hand.
    »Den sehen wir nicht wieder«, sagte er, als Hesslich in der Dunkelheit verschwunden war. »Den Namen können wir streichen.«
    *
    Sibirzew hielt den Mund, benahm sich unauffällig und ließ die Mädchen in Ruhe, aber Sympathien gewann er sich dadurch auch keine. Wenn sie sich wuschen, meist in großen Holzkübeln, oder wenn sie badeten, wozu man aus der Etappe Holzzuber herangeschafft hatte, plätscherten die Mädchen natürlich so herum, wie man sich im Wasser am wohlsten fühlte … ohne lästige Textilien. An Ugarow hatten sie sich gewöhnt, Miranski war tot, der Waffenunteroffizier hatte bereits nach vier Monaten Dienst kapituliert und fast weinend um seine Versetzung gebeten, die ihm dann beim Vormarsch zum Donez im März 1943 schließlich auch gewährt wurde. Er kam zu einer Instandsetzungstruppe der Division, dankte insgeheim Gott für die Gnade und küßte das Foto, das seine Frau mit den sieben Kindern zeigte. Seelenvoll schrieb er dann an seine dicke Marfusja: »Ich bin weg von den Teufelchen. Zünde heimlich eine Kerze an und weihe sie dem heiligen

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