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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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weiterleben. Sie hat ihren Gott! Das hat sie mir versprochen.« Sie riß Tamara an sich heran und schrie ihr ins Gesicht. »Soll ich sie krepieren lassen wie einen streunenden Hund?! Was sollte ich denn tun? Sag es mir, was sollte ich tun?«
    Tamara gab keine Antwort. Von der Straße her hörten sie das Klirren und Klappern der anrollenden deutschen Panzer. Sie duckten sich und liefen im Schutz des Waldes weiter.
    Vier Tage später fielen sie auf die Knie und weinten vor Freude, als sie in einem hügeligen Gelände plötzlich russische Laute hörten. Ein Spähtrupp der 2. Garde-Schützenkompanie durchkämmte das Gebiet.
    Es war das erstemal, daß der Name Stella Antonowna Korolenkaja in einem Bericht des sowjetischen Generalstabs erwähnt wurde.
    Mehr als die Ankunft Stellas an der Front beschäftigte Soja Valentinowna die ungewöhnliche Hilfsbereitschaft, die Leutnant Ugarow an die Seite der neuen Ärztin trieb.
    Zunächst hatte sie die Essenträgerinnen ungläubig angestarrt, als sie von Ugarows Suchaktion erfuhr. Sie hatte Victor Iwanowitsch zuletzt am schweren MG gesehen, und dort wähnte sie ihn auch noch, als der kleine Trupp sich vom Verpflegungsempfang zurückmeldete. Erst nachdem sie Stella Antonowna begrüßt und den anderen Scharfschützinnen des II. Zugs, in den Stella aufgenommen wurde, vorgestellt hatte, erfuhr sie von dem Alleingang ihres Geliebten. Sie errötete vor Sorge und Zorn bis an die Haarwurzeln, ließ die verdatterten Mädchen stehen und lief durch den Graben zum Bunker von Kommissar Miranski. Foma Igorewitsch war gerade dabei, seine Füße in heißer Seifenlauge zu baden. Seit Jahren litt er darunter, daß es in seinen Füßen kribbelte und krabbelte, als bevölkere seine Adern ein Heer von Ameisen. Dagegen half nur das Bad in heißer Seifenlauge, das hatte Miranski entdeckt, nachdem alle ärztlichen Ratschläge und Therapien wirkungslos geblieben waren. »Man soll bloß nicht die alten Hausmittel vergessen!« sagte er dann immer, wenn andere geplagte Menschen ihm ihre Leiden erklärten. »Der ganze Mist der modernen Medizin ist nichts gegen ein gut gekochtes Kräutlein!«
    »Wo ist Victor?« rief Soja Valentinowna, als sie in den Unterstand platzte. Miranski plätscherte mit den Beinen in dem Zinkeimer und legte ein Handtuch über seine Schenkel, da er nur eine Unterhose trug, die in der Mitte auseinanderklaffte. Verwundert blickte er die Bajda an.
    »Da fragen Sie mich?« sagte er gedehnt. »Auch der beste Hahn braucht eine Ecke zum Ausruhen!«
    »Was macht Victor da draußen in der Steppe?«
    »Ich habe ihm klargemacht, daß er nach den überfälligen Essenholern sehen muß.«
    »Die Essenholer sind zurückgekommen.«
    »Welch ein Glück!« Miranski starrte auf seine Beine. Wie jetzt abtrocknen, dachte er. Wenn ich das Handtuch nehme, sieht Bajda in meine offene Unterhose. Solche Vertraulichkeiten wollen wir gar nicht erst aufkommen lassen. »Was haben sie mitgebracht? Soja Valentinowna, tragen Sie mir das Menü vor!«
    »Victor ist nicht mit zurückgekommen!«
    »Du lieber Himmel!« Miranski zog die Beine aus der Seifenlauge. »Ist etwas passiert?!«
    »Wer kann das wissen?! Victor ist mit einer Verwundeten zum Bataillonsverbandsplatz gegangen. Eine Ärztin hat ihn dazu gezwungen.«
    »Gezwungen?« Foma Igorewitsch glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen. Er bohrte die Zeigefinger in die Ohrlöcher und schüttelte sich. »Jemand hat Victor gezwungen?«
    »Sie soll sehr schön sein, sagen die Mädchen. Groß und herrisch! Sie hat Victor sogar einen Idioten geheißen!«
    »Sicherlich eine Psychologin!« sagte Miranski und grinste wie ein zufriedener Affe. »Was beunruhigt Sie so, Genossin Kapitän?«
    »Er ist widerspruchslos mitgegangen.«
    »Das gibt wirklich zu denken.« Miranski, dieser Satan, schnalzte mit der Zunge und verdrehte die Augen wie ein Eber beim Sprung. »Ein wahres Prachtweib muß die Genossin Ärztin sein, wenn Victor Iwanowitsch aus Ihren Armen springt, Soitschka …«
    Die Bajda funkelte Miranski wild an, schürzte die vollen Lippen, gab der Bunkertür einen kräftigen Tritt und verließ den Unterstand. Miranski konnte endlich seine Füße abtrocknen. Er bestreute sie mit einem gelblichen Puder, das nach Schwefel stank, und zog seine dicken Wollsocken wieder an.
    Eine neue Ärztin kommt zu uns, dachte er versonnen. Und wie man hört, eine verteufelt hübsche dazu. Wann hatten wir die letzte eigene Ärztin in der Abteilung? Das war doch in der Don-Steppe, als sich der

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