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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sitzen lassen. Drei Nächte hintereinander ging er mit seinem vordersten Posten hinaus, lag in dem gut ausgebauten Loch und starrte hinüber zu den Sowjets, und während die Posten abgelöst wurden, wich Lambordi nicht von der Stelle, ehe der Morgen graute und der Beobachtungsstand geräumt wurde.
    In der vierten Nacht kamen sie dann. Vier Schatten huschten über das zerrissene verschneite Land und kamen auf sie zu. Lambordi atmete tief ein. Irgendwie war er glücklich. Wir sind also doch keine Feiglinge, dachte er. Niemand ist übergelaufen. Sie sind jedesmal so gekommen wie jetzt, lautlos, wendig wie Schlangen, in ihren weißen Tarnanzügen fast unsichtbar. Man muß schon verdammt gute Augen haben, um sie rechtzeitig zu erkennen. Rechtzeitig – hier liegt die Lösung aller Rätsel. Keiner von den armen Kerlen hat die Sowjets rechtzeitig gesehen, und als sie den Feind erkannten, waren sie bereits überrumpelt. Nur so kann es gewesen sein, ihr deutschen Kameraden! Wir haben unsere Männer im ehrlichen Kampf verloren. Jetzt können wir es beweisen.
    »Herankommen lassen«, flüsterte er den beiden Posten zu. »Ganz ruhig bleiben, amici. Laßt sie so nahe wie möglich herankommen. Und dann auf Kommando Feuer frei. Die Toten nehmen wir mit – sie sind unser Beweis!«
    Sie lagen in ihrem Loch, die Gewehre schußbereit, geduckt hinter der aufgeworfenen Deckung, und warteten mit klopfenden Herzen.
    Die weißen Schatten bewegten sich auf sie zu, verschwanden plötzlich wie weggezaubert, um dann an anderen Stellen, wo man sie nicht vermutet hatte, wieder aufzutauchen. Quälend langsam kamen sie näher, in völliger Lautlosigkeit.
    Man sollte eine Leuchtkugel abschießen, überlegte Lambordi. Dann ist das Schußfeld taghell und sie liegen vor uns wie auf dem Schießstand. Aber wir auch, und uns gegenüber warten die Scharfschützen nur darauf, daß sich bei uns etwas regt.
    Er verzichtete auf die Leuchtkugel, winkte den beiden Posten beruhigend zu und schüttelte den Kopf. Noch nicht, laßt sie noch näher kommen. Sie glauben, sie können uns überraschen, aber heute sind wir es, die sie überraschen.
    Noch zehn Meter … vielleicht sieben Meter … Leutnant Lambordi drückte den Kolben seines Gewehrs härter in die Schulter. Die linke Hand, neben seinem Kopf an der Deckung, war bereit, das Zeichen zu geben.
    In diesem Augenblick erhoben sich vor ihm zwei der weißen Gestalten zu voller Höhe, eine helle Mädchenstimme rief ihnen etwas zu, ganz deutlich sah Lambordi, wie sie die Uniform auseinanderzogen. Im fahlen Nachtlicht schimmerten blanke Brüste.
    »Madonna mia …«, stotterte einer der Posten.
    Lambordi schluckte. Ihm war es, als habe man ihn in ein Feuer geworfen und die Flammen zerfräßen ihn. So also ist das, dachte er. Darum ist nie ein Schuß gefallen. Wer bringt es übers Herz, auf diese Brüste zu schießen?
    »Feuer!« sagte er mit krächzender Stimme. »Feuer!«
    Er schoß zuerst, die beiden anderen Posten folgten. Aber sie schossen schlecht … Ihre Hände zitterten. Mit einem weiten Satz verschwanden die beiden Mädchen im Schneefeld, rollten sich seitwärts ab und lagen flach in Deckung. Gleichzeitig rissen sie ihre Gewehre nach vorn und waren schußbereit, als sie den Boden berührten. Das war geübt, das war gekonnte, perfekte Präzision, man hatte es ihnen in Veschnjaki beigebracht, und bisher hatte es ihnen noch immer das Leben gerettet. Sie konnten fallen und rollen wie die Katzen und sich unsichtbar machen wie die Weißfüchse im Schnee.
    Leutnant Lambordi kam gerade noch dazu, eine neue Patrone in die Kammer zu schieben. Zu mehr ließ ihm sein Schicksal keine Zeit. Rechts von ihm zuckte ein Schuß auf. Die Kugel traf ihn genau in die Schläfe, dort, wo der Stahlhelm in der Hast etwas nach links gerutscht war. Eine Sekunde später blitzte es von links auf. Der Gefreite Paolo, der seinen Leutnant auf den Rücken drehen wollte, wurde von dem Einschlag in seinen Kopf nach hinten geschleudert. Er riß den Mund auf, ein Blutschwall stürzte aus seiner Kehle, ein weiterer Schuß traf seinen Hals. Aber den spürte er schon nicht mehr. Er starb so schnell, daß er noch nicht einmal mehr denken konnte: Du bist getroffen.
    Der Unteroffizier Fernando Bruzzi, der dritte Mann im Loch, stellte sich tot, in der wahnsinnigen Hoffnung, er könne auf diese Weise davonkommen. Vorher aber zerrte er noch an der Reißleine, die zum Graben führte.
    An den Holzgestellen begannen die leeren Konservendosen zu scheppern.

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