Freche Mädchen... 08: Rosen, Chaos, Hochzeitsparty
toll, Nataschas Brautkleid bekommt Gesellschaft. Ich begutachte gerade den Riss, da klingelt mein Handy erneut. Wenigstens das mit der Verbindung klappt, denke ich, als ich abnehme.
Anke, mit erheblicher Schnappatmung. »Stell dir vor, Sven hat Jannis gesehen!«
»Ja, und?«, frage ich genervt, während ich mit einer Hand erfolglos versuche, das Kleid wenigstens einigermaßen sauber zu kriegen. »Ich hab hier ein ganz anderes Problem.«
»Jannis hat denselben Weg wie Chris genommen, den Trimm-dich-Pfad hoch. Wenn du kein Date zu dritt willst …«
»Bist du sicher?«, rufe ich geschockt.
Die Verbindung ist wieder unterbrochen. Ankes Kleid und die Tatsache, dass bei meinem Sturz auch noch ihre Ballerinas verloren gegangen sind – alles Nebensache. Ich brauche jetzt Plan C! Und zwar ganz fix!
In meinem Kopf
überstürzen sich die Gedanken. Bloß kein Date zu dritt! Dabei ist immer einer der Verlierer und bei der Glückssträhne, die ich im Moment habe, ist es so was von wahrscheinlich, dass nur ich es sein kann! Ich angle nach den Ballerinas, die sich im Gebüsch verfangen haben, und setze mich erst mal auf den Boden. Das Kleid ist sowieso hinüber und ich muss erst einmal über die Info nachdenken.
Ist Sven womöglich ein Verräter? Hat er Jannis erzählt, dass ich nach Chris gefragt habe? Woraufhin Jannis, verrückt vor Eifersucht, den Berg hochstürmt und mich mit Chris zusammen zur Rede stellen will. Mir ist klar, das kann ich Jannis nicht antun. Und Chris ebenfalls nicht. Von mir einmal ganz zu schweigen. Mir bleibt also nichts anderes übrig, als hier oben mitten in der Wildnis abzuwarten, bis beide verschwunden sind, was hoffentlich nicht ewig dauern wird.
Ich mache es mir so einigermaßen bequem auf einem Baumstumpf, zähle die Mückenstiche an Armen und Beinen (sechsundzwanzig!) und wehre gerade ein größeres Flugtier ab, da höre ich in der Nähe jemanden laut lachen. Dieses Lachen kenne ich sehr gut.
Jannis!
Er muss sich nur wenige Meter von mir entfernt auf der Aussichtsplattform befinden. Mein Herz klopft mir bis zum Hals, als ich mich vorbeuge, um besser hören zu können. Aber dann beruhige ich mich: Wenn Jannis lacht, kann alles nicht so tragisch sein. Vermutlich ist es lediglich ein blöder Zufall, dass beide diesen Weg hochgehen. Kein Grund also, Panik zu schieben, denke ich und bin sehr erleichtert.
Bis jemand kreischt: »Nein, nein, das ist gemein! Jannis, lass das, ich bin kitzlig!«
Ich springe auf. Das gibt es nicht. Das ist Lena, eindeutig! Diese dumme Kuh, die immer wieder meinen Jannis anbaggert. Und von deren Handy ich heute Nacht zwei SMS verschickt habe, ausgerechnet ich! Was zum Teufel macht denn Lena hier?
Mit angehaltenem Atem schleiche ich mich bis zu dem kleinen Felsvorsprung knapp oberhalb des Aussichtspunktes und höre Lena sagen: »… finde ich unheimlich süß von dir.«
»Du weißt, Lena, für dich mach ich das wahnsinnig gern.«
Ich möchte schreien vor Wut und Eifersucht, aber stattdessen presse ich mir die Hand vor den Mund und bleibe wie erstarrt stehen …
Irgendwann, als sich das grässliche Durcheinander in meinem Kopf so einigermaßen beruhigt hat, fällt mir auf, dass von Jannis und Lena nichts mehr zu hören ist. Ich bin mir fast sicher, dass die beiden längst weitergegangen sind, Hand in Hand, Arm in Arm, womöglich knutschend, als plötzlich eine Fahrradklingel ertönt und Jannis fröhlich ruft: »Hey, Chris, auch schon da? Hast du den Platten endlich geflickt?«
»Logo. Wo hier Flickzeug auf allen Bäumen wächst.« Er lacht. »Na ja, wer sein Fahrrad liebt, der schiebt.«
»Du Ärmster!«, ruft Lena mit ihrer zuckersüßesten Stimme. »Wir gehen zu Sarah. Sie macht heute ihre Gartenparty. Hast du nicht Lust, mitzukommen?«
»Ja, ist ’ne gute Idee, komm doch einfach mit«, schlägt Jannis vor, aber er klingt nicht sehr begeistert.
»Geht nicht, ich hab nachher eine Verabredung«, meint Chris.
»Och, das ist aber total schade«, sülzt Lena und will dann sofort wissen: »Ist deine Verabredung weiblich? Komm, sag schon!«
»Ich verrate nichts.«
Eine Weile noch höre ich sie herumalbern, dann scheinen sie gemeinsam weiterzugehen. Es ist völlig still um mich herum, nicht einmal mehr das Gezwitscher der Vögel ist zu hören. Ein bleigrauer Himmel über mir und die Luft riecht schon wieder nach Gewitter. Wie betäubt kauere ich da und wünsche mir, bitte ganz schnell aus diesem Albtraum zu erwachen.
Ein Joggerpärchen kommt mir entgegen,
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