Freche Mädchen... 08: Rosen, Chaos, Hochzeitsparty
passiert? Ist Papa …«
»Nein, keine Sorge«, beruhigt sie mich. »Stell dir vor, wir wollten uns eben von Ankes Eltern verabschieden, da rief Lorraine an, völlig hysterisch. Sie ist beim Kirschenpflücken vom Baum gefallen. Dein Vater ist sofort mit ihr ins Krankenhaus gefahren. Und ich warte jetzt bei ihr im Haus darauf, dass die beiden zurückkommen. Bis später. Ich melde mich.«
»Ja, mach das«, murmle ich und lege auf. Lorraine fällt beim Kirschenpflücken vom Baum! Kein Wunder, so wie sie immer mit ihren hochhackigen Schuhen auf der kippligen Holzleiter herumbalanciert. Paps hat schon ein paarmal gesagt, er wundere sich, dass noch nie was passiert ist. Aber jetzt – das war ja zu erwarten.
Wie bitte? Lorraine im Krankenhaus? – Dann kann das hier ja wohl nicht ihr Auto sein!
Hoffentlich hat mich niemand beobachtet, denke ich, als ich quer über den Parkplatz zur Bushaltestelle hetze. Ich hätte gleich misstrauisch werden sollen, denn für Lorraines Verhältnisse war das Auto wirklich viel zu aufgeräumt. Mir fällt ein, dass ich die leere Kekspackung einfach unter den Beifahrersitz geschoben habe, aber das kann ich jetzt auch nicht mehr ändern. Vor allem weil gerade der Bus kommt, der erstaunlicherweise nur halb voll ist.
Das liegt daran, dass heute ausnahmsweise Zusatzbusse eingesetzt werden, erzählt mir eine ältere Frau mit zwei Pudeln an der Leine. Sie will mich in ein Gespräch verwickeln, aber ich lächle nur, lasse mich auf den nächstbesten freien Platz fallen, lehne mich zurück und finde das Leben schon fast wieder schön. Da klingelt mein Handy. Vorsichtshalber schaue ich gleich zweimal auf das Display, bevor ich abnehme.
»Und? Wie ist es gelaufen?«, will Anke wissen.
»Das ist eine lange Geschichte«, sage ich. »Erzähl ich dir später.«
»Na gut, von mir aus. Dann eben später.« Ich habe den Eindruck, sie ist leicht beleidigt, aber da lacht sie plötzlich hell auf. »Falls es dich interessiert: Sven und ich machen jetzt doch keine Radtour. Er meint, dass es nach Gewitter aussieht, und hat mich lieber zum Eisessen eingeladen. Ins Michelangelo sogar. Nicht schlecht, oder? Dein Chris ist übrigens ein ganz Süßer. In den könnte ich mich auch noch verlieben.«
»Chris? Wie kommst du auf Chris?« Das muss ich laut gerufen haben, denn der halbe Bus reckt die Köpfe.
»Ich kann nicht mehr reden«, flüstert sie. »Sven ist im Anmarsch, er wollte nur nachschauen, ob mein Rad abgeschlossen ist. Und dein Chris steht draußen vor der Eisdiele.«
»Allein?«, frage ich.
»Nee, da sind noch drei andere Jungs dabei. Du, Sven kommt. Tschüss, bis später.«
»Bis später«, sage ich nachdenklich und lege auf.
Chris scheint also nicht mit einem Mädchen, sondern mit Freunden verabredet zu sein. Das ändert natürlich alles. Und zwar ganz gewaltig! Ich schließe die Augen und versuche, das Durcheinander in meinem Kopf einigermaßen in den Griff zu bekommen. Wichtig ist nur, dass ich nach vorne schaue. Ich brauche endlich ein Erfolgserlebnis. Und das wird Chris sein! Anke hat ja so recht. Er ist süß, mindestens so süß wie Jannis – und das Allerwichtigste: An ihm klebt keine Lena!
Weil mir klar ist, dass man das Eisen schmieden muss, solange es heiß ist – oder so ähnlich –, greife ich schnell nach meinem Handy. Dass es aber mit dem Anruf, der mein Leben verändern könnte, dann doch nichts wird, liegt an dem begeisterten Schrei aus dem hinteren Teil des Busses.
»Carlotta! Da ist ja Carlotta!«
Entsetzt drehe ich mich um. »Mama, was machst du denn hier?«
Jenny, mit Rolf im Schlepptau, stürmt den Mittelgang entlang und lässt sich auf dem Platz neben mir nieder. Dass ich sie Mama genannt habe, überhört sie großzügig.
»Kindchen, wie siehst du denn aus?«, ruft sie entsetzt und deutet dabei auf mein zugegebenermaßen reichlich ramponiertes Kleid.
Typisch Jenny, ich frage sie etwas und sie stellt eine Gegenfrage. Ich zucke die Schultern und grinse nur. »Sieht schlimmer aus, als es ist. Erzähl lieber mal, was ihr hier macht.«
»Stell dir vor, Rolf hat bei einer Tombola Freifahrscheine für ein Wochenende gewonnen.« Sie lacht fröhlich. »Gott sei Dank habe ich rechtzeitig bemerkt, dass sie nur noch heute gültig sind. Stell dir vor, Rolf hätte sie tatsächlich verfallen lassen. Na ja, und deshalb sind wir seit halb neun unterwegs.«
»Ihr fahrt den ganzen Tag Bus?«, frage ich fassungslos. »Das ist nicht dein Ernst.«
Sie nickt. »Aber sicher doch! Unsere
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