Freche Mädchen... 08: Rosen, Chaos, Hochzeitsparty
Hand und sieht mich fragend an. Jetzt den Kopf zu schütteln, schaffe ich beim besten Willen nicht. Stattdessen nicke ich gnädig.
»Guten Appetit, lass es dir schmecken«, sagt sie gut gelaunt und stellt den Teller auf dem Schreibtisch ab. Sie lächelt mich an. »Kleiner Tipp: Wenn du das Buch richtig rum hältst, lernt es sich bestimmt einfacher.«
Ich murmle was von neuer Lernmethode und mache mich über die Schinkennudeln her. Eigentlich könnte Natascha jetzt wieder verschwinden, aber sie macht keinerlei Anstalten. Sie lehnt am Fenster und schaut nach draußen. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie sich an der Tür, die nur angelehnt ist, etwas bewegt. Aha, Papa schaut nach, wie weit seine Zukünftige mit der widerspenstigen Tochter ist.
»Du kannst ruhig reinkommen!«, rufe ich mit vollem Mund.
Papa grinst verlegen, als er sich auf meinen Schreibtisch setzt. »Wir sollten endlich miteinander reden«, meint er und holt tief Luft. »Irgendwas stimmt nicht. Du bist so merkwürdig seit einiger Zeit. Carlotta, du kannst es uns doch sagen, wenn du Probleme hast. Wir haben für alles Verständnis, das weißt du.«
»Beruhig dich, das ist nur die Pubertät«, erkläre ich. »Als Eltern müsst ihr das einfach aushalten.«
Natascha fixiert mich. »Gehört zur Pubertät etwa auch, dass du dich heimlich in mein Zimmer schleichst?«
Mir bleibt vor Schreck eine Nudel im Hals stecken. Weiß Natascha womöglich alles?
Weiterdenken geht nicht. Ich huste und huste, Papa klopft mir auf den Rücken und Natascha rennt los, um ein Glas Wasser zu holen. Als ich endlich wieder Luft bekomme, klingelt es an der Haustür.
»Ich mach schon auf!«, ruft Natascha und ist verschwunden.
Papa stellt sich neben mich und schaut sehr besorgt. »Du machst doch keine Dummheiten? Ich meine, du machst nichts, was man dir verbieten müsste, oder?«
»Nein, ganz bestimmt nicht, Ehrenwort.« Ich zögere, dann frage ich leise: »Geht das in Ordnung, wenn ich weiter hier bei euch wohne? Auch nach eurer Hochzeit?«
Er lacht. »Carlotta, natürlich! Wie kannst du nur fragen!«
Ich falle ihm um den Hals. »Könnte ich es vielleicht schriftlich kriegen? Nur so für mich.«
Die nächsten Tage
verlaufen völlig ereignislos, wenn man von der Mathearbeit am Freitag absieht, die nicht nur mich den letzten Nerv kostet.
»Solche Aufgaben haben wir noch nie gerechnet«, beschwert Anke sich, als Herr Dannitzki die Arbeitsblätter austeilt. »Das ist total unfair von Ihnen.«
Er lächelt nur und macht: »Pst! Und wagt es bloß nicht abzuschreiben.«
»Mist«, zischt meine Freundin, aber ich zucke nur die Achseln. Was ist schon eine Fünf in Mathe im Vergleich zu den Millionen von Jahren, die unsere Erde existiert? Weil ich aber befürchte, dass mein Vater dies entschieden anders sieht, bleibt mir nichts anderes übrig, als mich mit den Aufgaben zu beschäftigen und auf eine göttliche Eingebung zu warten.
Hilfe suchend schaue ich mich um. Anke malt merkwürdige Zeichen auf ihr Löschblatt – womöglich strukturiert sie gerade die Aufgaben. Scheint aber wenig zu nützen, denn als sie zu mir herübersieht, wirkt sie ziemlich verzweifelt. Wir beide scheinen die Einzigen in der Klasse zu sein, die Probleme haben. Um uns herum jedenfalls wird gerechnet und gerechnet.
Ich drehe mich unauffällig um, versuche einen Blick auf Teresas Heft zu erhaschen, aber Danni hüstelt und ich gebe diesen Versuch auf. Vielleicht sollte ich mich zuerst an die letzte Aufgabe machen, überlege ich, vielleicht bringt das ja Glück, aber egal wie oft ich die Textaufgabe auch durchlese, ich kapiere nicht einmal, was ich ausrechnen soll. Inzwischen scheint Anke weitergekommen zu sein, sie flüstert mir begeistert zu: »Ich hab’s!«, und schiebt ihr Heft so zu mir herüber, dass ich problemlos abschreiben kann.
»Danke«, flüstere ich zurück. »Du hast mich gerettet.«
Am Pult vorne räuspert Danni sich. »Achtet bitte darauf, dass ihr im Heft dazuschreibt, ob ihr Gruppe A oder B seid. Sonst gibt es nur wieder Beschwerden.«
Ich springe auf. Das darf doch wohl nicht wahr sein! Ich mache mir die Mühe, alles fein säuberlich von Anke abzuschreiben – und dann so etwas!
»Carlotta!« Herr Dannitzki sieht mich missbilligend an. »Was soll das? Setz dich gefälligst hin und arbeite weiter. Abgabe ist in dreißig Minuten. Denkt bitte daran, dass ihr auf dem Aufgabenblatt auch die zweite Seite …«
Den Rest höre ich nicht mehr. Denn bei einem zufälligen Blick aus dem
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