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Freche Mädchen... 10: Headline mit Herz

Freche Mädchen... 10: Headline mit Herz

Titel: Freche Mädchen... 10: Headline mit Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Sahler
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zurückschlendern, sehe ich, dass über Amelies Arm eine Digitalkamera baumelt. Nanü? Hat sie Jenny beim Heulen fotografiert? Eine private Fotoserie über Liebesfrust?
    Amelie bemerkt meinen Blick und wird seltsamerweise rot wie reife Kirschen. »Äh, ich hab nur ein paar Schnappschüsse gemacht«, rechtfertigt sie sich – ohne Anlass. Das ist immer verdächtig.
    »Seit wann hast du ein Händchen für Fotografie?«, frage ich.
    »Schon lange. Aber man kommt ja zu nichts. Nur heute eben …«
    Sie räuspert sich und tauscht einen verschwörerischen Blick mit Jenny.
    Die hat sich inzwischen, beglückt von dem Hirngespinst, dass mit Hendrik noch nicht alles verloren ist, wieder berappelt und schreitet königinnengleich, wie wir sie kennen, zwischen uns. »Ich brauchte mal wieder ein paar aktuelle Fotos von mir. Verschiedene Mail-Kontakte, du verstehst? Neues Album bei Facebook mit Porträts und so.«
    »Da wählt ihr ausgerechnet einen Tag, an dem Jenny aussieht wie eine Feuerqualle in der Pubertät?«
    Jenny verzieht den Mund. »Na, danke auch, Merle. Das hab ich gebraucht, echt.«
    Ich knuffe sie in die Seite. »Stimmt aber. Du hast schon fitter ausgesehen. Wenn deine Augen nicht rot umrandet sind und deine Nase nicht dick verquollen ist, bist du unschlagbar.«
    Mein Kompliment besänftigt sie, wie erwartet. »Selbstverständlich hatten wir vorher die Fotosession, du Dummie. Die SMS kam erst vor ein paar Minuten, davor waren wir drüben an dem Baum und ich habe gepost. Sind gut geworden, ne, Amelie?«
    Amelie nickt. »Endgeil. Dein Internetbrowser wird zusammenbrechen vor lauter Freundschaftsanfragen bei Facebook«, fügt sie irgendwie geheimniskrämerisch hinzu.
    Jenny beginnt zu glucksen wie eine Legehenne beim dicksten Ei ihres Lebens.
    Als auch Amelie haltlos zu giggeln beginnt, wechseln Lotta und ich einen Blick.
    Ich sehe, dass Lotta dasselbe denkt wie ich.
    Da braut sich was Übles zusammen.

Schlusskonferenz!

    Nach der sechsten Stunde ist Schlusskonferenz unserer Redaktion. In der nächsten Woche soll die Insight erscheinen. Heute legen wir endgültig fest, welche Artikel reinkommen. Jeder liest das, was die anderen geschrieben haben, gibt Kommentare dazu ab, Verbesserungsvorschläge, wir denken uns Überschriften aus, und Ilona legt uns die Fotos vor.
    In den Tagen danach wird Lasse damit beschäftigt sein, alle Texte in das richtige Format zu bringen, die Länge der Überschriften anzupassen, die Größe der Fotos zu bearbeiten. Das komplette Layout liegt in seiner Hand.
    Ilona hat sich in dieser Woche selbst übertroffen. Sie zeigt uns Ausdrucke ihrer Fotos, die die Mobbing-Story umrahmen sollen. Wir sind baff. Sie hat sich mit ihrer Kamera in die Schultoiletten geschlichen und die Schmierereien an den Innenwänden abfotografiert. Obwohl wir die alle kennen, sieht das auf dem Foto diabolisch aus. »Bernie ist schwul« – »Verpiss dich, Kim« – »Jasper, ich mach dich fertig« – das sind noch die harmlosesten Sprüche, die wir lesen können. Im Schutz der abgeschlossenen Toilette lassen sowohl die Jungen als auch die Mädchen ihren Aggressionen freien Lauf. In den meisten Fällen steht irgendein Name mit dabei, sodass jeder Toilettenbenutzer weiß, um wen es geht.
    Ilona hat auch die mit Sprühfarbe aufgetragenen Sprüche an den Schulmauern und auf den Spinden abfotografiert, aber das Hammer-Foto ist ein Bild, auf dem der Schattenriss eines Mädchens an einer Mauer zu sehen ist. Im Hintergrund sieht man verschwommen eine Gruppe von lachenden Jugendlichen. Das Mädchen im Vordergrund neigt deprimiert den Kopf. Kein Foto der Welt könnte das Problem »Mobbing« besser illustrieren, da sind wir uns alle einig. Ilona strahlt, als wir vor Begeisterung kreischen.
    »Wer ist das im Vordergrund?«, fragt Marvin und geht mit der Nase näher ran, als könnte er dann etwas erkennen.
    »Meine Schwester«, erklärt Ilona. »Sie geht auf die Berufsschule, kennt hier niemanden von der GaP. Sie hat sich für das Foto zur Verfügung gestellt, zumal man sie wirklich nicht identifizieren kann.«
    »Und die im Hintergrund?«, will Celine wissen.
    Ilona zuckt mit den Schultern. »Die standen da gerade rum. Weil man die Gesichter auch nicht erkennen kann, habe ich das Motiv so gestaltet.«
    »Perfekt!«, rufe ich und hebe die Hand für ein High Five. Ilona klatscht ab.
    Auch die anderen Fotos sind sensationell. Abgesehen von dem Siegerfoto des Handballturniers, das eine Großaufnahme von Hendrik zeigt, wie er in die

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