Freddie 03 - Wann heiraten wir Freddie
Schwester.«
»Wie gemein von Max«, sagte das Mädchen hitzig und zögerte dann einen Augenblick. »Findest du mich sehr frech, wenn ich ihn so nenne? Aber schau, ich hab’ ihn seit ich hier bin immer so genannt. Neun Jahre sind eine lange Zeit... Und zerbrich dir über Lulu nur nicht den Kopf. Sie hat uns alle am Gängelband, sogar Max. Das Komische daran ist bloß, daß wir ihr alle zu Füßen liegen, besonders Tom — das ist ihr Mann. Er ist goldig und liebt geradezu seine Fesseln. Das stammt von Derrick, nicht von mir. Er macht immer so ungeheuer schlaue Bemerkungen. Mir fallen sie nie im richtigen Moment ein.«
»Wer ist nun schon wieder Derrick? Hier scheint ein Haufen Leute zu leben.«
»Gar nicht so doll . Derrick ist der Schäfer, aber er nimmt’s nicht sehr genau damit. Will nur eine Ahnung vom Farmen im Bergland kriegen, eh’ er in eine höhere Sphäre entschwebt.«
»Ach ja, dein Vater hat mir von ihm erzählt. Er lebt bei Mrs. Wells, nicht wahr?«
»Ja. War es nicht eklig von ihr, ihn so einzusperren? Alle Schäfer haben immer bei Papa gewohnt, aber Lulu sagte, es würde zuviel für mich werden. Kompletter Quatsch. In Wirklichkeit hat sie ja bloß Angst, es könnte was passieren.«
Angesichts dieses schrankenlosen Freimuts blickte Freddie etwas betreten drein. Das Mädchen plapperte munter weiter: »Prima, daß du gekommen bist. Denk dir bloß nicht, ich wär’ nicht restlos glücklich mit Paps und Tom und Lulu und Max, aber es ist doch schön, jemanden da zu haben, mit dem man was unternehmen kann, weil Lulu, sobald ich was mit Derrick zusammen anstellen will, gleich irgendeinen Grund findet, um mich daran zu hindern.«
»Ich bin auch froh, daß du hier bist. Es — na ja, es scheint alles so fremd. So weit weg von allem Vertrauten, und der Nebel und Vater mit seiner miesen Laune.«
»Max? Ach, in Wirklichkeit ist er ein richtiger Schatz. Nimm ihn nicht ernst. Er ist ja nur verdreht, weil er immer so gesund war und fest glaubte, daß nur Idioten krank werden. Außerdem könnte ich mir denken, daß Lulu ihn ganz schön fertiggemacht hat. Das tut sie nämlich gern. Er wird sich enorm anstrengen, sie zu bezaubern, und kann einfach nicht kapieren, daß sie es nicht mal merkt.«
In diesem Augenblick kam eine gereizte Stimme aus dem Krankenzimmer: »Was soll das Getratsche da draußen? Ist doch nicht etwa Liz?« Das Mädchen schoß von der Tischecke, auf die sie sich gehockt hatte, herunter, und in der nächsten Sekunde hörte Freddie sie schon sagen: »O Liebling, wie phantastisch du aussiehst. Dieser himmlische Pyjama. Und hat dich Paps heut morgen so sauber rasiert?«
Als Antwort ertönte ein Knurren. »Verdammter Blödsinn. Ich kann mich selbst rasieren. Behandeln mich wie ein Baby!«
»Aber wenn du ein Baby wärst, Schatzi , müßtest du dich doch nicht rasieren... Ist Freddie nicht ein Goldkind? Und so hübsch. Sieht sie deiner verflossenen Frau ähnlich?«
Freddie war entsetzt. Alicia als »Verflossene« zu bezeichnen! Mutter war ein Gesprächsthema, das von ihr und Angela gemieden wurde oder, falls sie doch einmal von ihr sprachen, geschah es im Flüsterton, wie man von jüngst Verstorbenen etwa spricht. Aber das Mädchen schwatzte schon vergnügt weiter: »Wenn sie ihr ähnlich sieht, dann kann ich nicht begreifen, warum du sie abgehängt hast. Hast du ein Foto von ihr? Ich hab’ schon immer mal eins sehen wollen.«
»Man braucht sich seine Vergangenheit nicht dauernd vor Augen zu halten.« Statt sie hinauszuwerfen, schien Standish tatsächlich belustigt. Das verdroß Freddie. Er hatte kein Recht, mit diesem Mädchen über Mutter zu spotten.
»Oh, da bin ich ganz andrer Meinung«, sagte sie eben. »Ich besitze eine Menge Fotos von meinen Verflossenen. So gesund für die Moral. Macht mich wieder munter, wenn Lulu mich am Boden zerstört hat.«
»Gib nicht so an. Du bist achtzehn. Letztes Jahr hast du erst die Schule verlassen. Wie solltest du da viele — Verflossene, wie du sie zu nennen beliebst, gehabt haben?«
»Liebster, da gab’s doch Ferien, und schließlich war die Schule auch nicht gerade ein Kerker. Die Mädels, mit denen ich befreundet war, hatten meistens Brüder. Auf diese Weise gefielen sie mir viel besser.«
»Da geh’ ich jede Wette mit dir ein... Was schleichst du da eigentlich in meinem Zimmer herum?«
»Weil ich das schon lange vorhatte und bis jetzt nie eine Gelegenheit dazu fand. Früher wollte ich mich hier immer hereinschmuggeln und meine Nase tüchtig
Weitere Kostenlose Bücher