Freddie 03 - Wann heiraten wir Freddie
werd ’ noch so schwach wie ein neugeborenes Kätzchen, wenn das so weitergeht.«
Der Arzt grinste ungerührt: »Jemand, der so kräftig ist wie Sie, wird nach einem Weilchen Bettruhe noch nicht gleich schwach wie ein neugeborenes Kätzchen. Wenn Sie erst einmal wieder auf den Beinen sind, geht’s rasch aufwärts, und Sie können heut noch auf die Beine kommen, wenn Sie Mrs. Wells überreden können, Ihre Hosen herauszugeben. Das ist doch wenigstens noch eine Frau mit Charakter.«
Standish brummelte irgend etwas nicht eben Höfliches über Louisas Charakter, von dem er die höchste Meinung hatte, und freute sich sehr, als der Arzt ihm erlaubte, heute könne er sich schon einmal für eine Stunde ins Wohnzimmer begeben, vorausgesetzt, daß er sich warmhielt und damit zufrieden war, in einem Sessel zu sitzen. »Nichts mit draußen herumstrolchen. Behalten Sie ihn im Auge, junge Dame. Und wie geht’s uns selbst? Ich erfahre ja phantastische Geschichten von Ihnen: daß Sie entsprungenen Häftlingen helfen, und so fort. Eine scheußliche Erfahrung, wie?«
»Nicht so schlimm«, sagte Freddie munter, »und fast bin ich froh darüber, weil Vater fürs erste ein neues Auto kauft und mir gerade eröffnet hat, daß er es mir gibt, wenn er seines zurückhat. Ist das nicht toll?«
Dr. Winter stimmte bei, betonte jedoch, seiner Meinung nach hätte sie es auch redlich verdient. »Im ganzen sind Sie noch einigermaßen gut davongekommen, aber Sie müssen doch einen furchtbaren Schock bekommen haben?«
»Sicher, und es war ganz schön unangenehm, als wir den ganzen Weg zu Fuß zurückzumarschieren versuchten, aber Ian kam schon ziemlich bald daher, und da ging es uns gleich wieder besser. Und der Mann war uns gegenüber ganz nett und höflich.«
Der Arzt bedachte diese Beurteilung des Täters, den die Polizei so dringend suchte, mit seinem kurzen bellenden Lachen. Darauf wandte er sich an Maxwell: »Ich geb ’ gern zu, daß Sie als Patient ganz vernünftig waren, obgleich ich das Gefühl habe, daß Sie dieser Ihrer Tochter hier ganz schön zugesetzt haben müssen. Immerhin haben Sie getan, was Ihnen gesagt wurde, und das ist das Wesentliche. Sie machen sich wacker und können sich zu den Glücklichen zählen. Stellen Sie Ihr Glück aber nicht zu sehr auf die Probe!« und schon war er fort, unterwegs zum entgegengesetzten Ende des Distrikts, wo ein Kind, auf Selbstvernichtung aus, auf das Dach seines Elternhauses geklettert und heruntergefallen war.
Mochte Maxwell auch noch so sehr über das Imbettbleibenmüssen murren, so war er doch kein Narr und er hatte auch nicht vor, einen Rückfall zu riskieren. Er befolgte die Verhaltungsmaßregeln wörtlich, indem er sich langsam ins Wohnzimmer begab und dicht an das behagliche Kaminfeuer setzte, das der kühle Frühlingstag rechtfertigte. Jock Baker sah wie gewöhnlich am Spätnachmittag zu ihm herein und berichtete über den Verlauf des Lammens. »Wir hatten Glück mit dem Wetter, so daß es kaum Verluste gab. Nur ein paar wenige, und Liz gebärdet sich wie verrückt mit den Lämmern... Oh, ich will nicht behaupten, sie wär’ kein tüchtiger Schäfer, sie ist wirklich verdammt viel tüchtiger als Derrick, weil sie kaum jemals was versiebt. Das Dumme ist, daß sie so verflixt gewissenhaft ist.«
»Vermutlich kann sie kein einziges Lamm unbemuttert lassen? Hat sie wieder damit angefangen, sie ins Haus zu schleppen?«
»O ja, das Haus ist lausig voll damit, und jetzt besteht nicht mehr die geringste Hoffnung, sie hinauszuwerfen wie früher, wenn sie zur Schule zurück mußte.«
Maxwell lachte laut. »Ich sehe Sie schon eine zweite Kuh für sie melken.«
»Das werd ’ ich nicht tun«, entgegnete Jock mit aller Bestimmtheit, wie sie ein Schafzüchter entfaltet, sobald es sich um das Melken von Kühen handelt. »Aber es bedeutet, daß ich wohl oder übel Milchpulver für sie kaufen muß, wenn das so weitergeht. Immerhin will ich ja gern zugeben, daß sie es im allgemeinen fertigbringt, sie wiederum zu guten Mutterschafen aufzupäppeln. Sie hält sich die ganze Zeit dran, geht sogar als letzte zu Bett.«
»Sie ist ein tüchtiges Mädchen«, sagte Maxwell mit ungewohntem Ernst. »Sollte eine anständige Prämie am Ende der Lammzeit bekommen. Kein schlechter Gedanke, sie auf Halbtagslohn zu setzen, Jock . Schließlich zahlen wir Derrick gerade genug, und er nimmt die Arbeit ganz schön auf die leichte Schulter.«
»Er ist besessen vom Abrichten seiner Hunde. Ich bin froh, daß wir
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