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FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter

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Titel: FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Wittwer
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auf die Bank vor dem Haus. »Wollen wir uns nicht setzen?«
    Rosa nickte und ließ sich auf der Bank nieder. Benno setzte sich neben sie und sah sie an. Ihre großen himmelblauen Augen blitzten forsch. Ihr Blick verwirrte ihn genauso wie ihre Nähe. Er suchte nach Worten. Unbeholfen spielte er mit seinen Fingern, während Rosa ihn erwartungsvoll anschaute.
    Komm, reiß dich zusammen, sagte er sich. Du bist doch kein kleiner Junge mehr! Er lächelte verlegen.
    Hoffentlich merkt Rosa Münkoff nicht, wie sehr sie mich aus der Fassung gebracht hat. Was für eine Frau!
    Ja, sie hatte ihn schon am Elbufer fasziniert, aber jetzt neben ihr sitzen zu dürfen, ihre Wärme zu spüren, auch wenn sie sich nicht berührten – ewig könnte er hier sitzen und sie anschauen.
    Vergessen war die hübsche, warmherzige Anneliese. Vergessen war der Standesunterschied, der sie trennte, und auch der strenge Geruch der Gerbereien störte ihn nicht mehr. Er hatte nur noch Augen für die junge Frau, die neben ihm saß.
    »Nun, was wollten Sie mir sagen?«
    Rosas warme Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Ihre Augen lächelten genauso wie ihr Mund. Benno fasste sich schließlich, holte Luft und begann zu erzählen.
    »Wissen Sie, am gleichen Tag hatte ich noch einen Unfall.«
    Rosa blickte ihn erschrocken an: »Einen Unfall? Sie haben sich doch nicht ernsthaft verletzt?«
    »Nein, nein«, winkte Benno ab, »nur eine leichte Erschütterung meines Kopfes.«
    Jetzt hatte er sich wieder im Griff, auch wenn er meinte, ein wenig zu schweben.
    »Das habe ich nicht gewusst. Normalerweise spricht sich so etwas sofort in der ganzen Stadt herum. Aber seit drei Tagen gibt es auf allen Straßen und Plätzen nur ein Thema: Klaus Emmerich.«
    »Das kann man wohl sagen. Nach der Trauerfeier gestern im Dom scheint der Teufel los zu sein.«
    Rosa nickte, dann fragte sie ihn: »Was war das für ein Unfall?«
    »Ich wurde in einen Unfall mit einem Pferdekarren verwickelt, bin gestürzt und habe mir den Hinterkopf aufgeschlagen. Sehen Sie, die Beule ist noch ziemlich dick.«
    Er zeigte auf die Stelle, und Rosa betrachtete sie prüfend, als wäre sie eine Heilerin.
    »Dann sollten Sie aber eigentlich noch im Bett liegen.«
    »Sollte ich, aber ich wollte endlich mein Versprechen einlösen und Sie aufsuchen. Hübsche Damen sollte man nicht warten lassen.«
    Benno zwinkerte Rosa zu, und sie erwiderte es mit einem bezaubernden Lächeln.
    Sie verstanden einander, das spürte er deutlich. Es war, als wären sie nicht nur alte Freunde, deren Zuneigung von Jahr zu Jahr gewachsen war. Nein, es war, als gehörten sie einfach zusammen. Und doch war da das prickelnde Gefühl des Neuen, Unbekannten, Verheißungsvollen.
    »Was ist denn genau geschehen?«, wollte Rosa wissen. Benno fasste sich wieder und berichtete alles ausführlich von Anfang an, und je länger er erzählte, desto entspannter schien Rosa zu sein. Vielleicht hatte sie sich Sorgen um ihn gemacht und war nun erleichtert. Dieser Gedanke gefiel Benno.
    »Druckermeister Stetter hat Sie also als Unfallopfer aufgenommen, nachdem seine Tochter Sie verletzt hat?«, vergewisserte sie sich zwischendurch.
    »Ja, da ich nur ein kleines Zimmer bei einer Kaufmannswitwe habe, wo sich niemand um mich kümmern kann.«
    Rosa nickte nur und ließ Benno weitererzählen.
    »Tja, und nun bin ich gekommen, um mit Ihnen noch einmal alles durchzusprechen, was wir bisher über den Mord an Klaus Emmerich wissen«, endete Benno seinen Bericht.
    »Dann machen wir uns an die Arbeit«, sagte Rosa. »Beginnen wir noch einmal ganz vorne. Vielleicht fällt Ihnen oder mir etwas auf, das uns weiterhilft.«
    Benno bewunderte ihre frische Art, Probleme anzugehen. Sicherlich hatte Rosa das durch ihre harte Arbeit gelernt. Sie war also kein Zimperlieschen, und das gefiel ihm.
    Gemeinsam gingen sie alle Einzelheiten durch, die zur Entdeckung der Wasserleiche geführt hatten.
    »Das ist nicht viel, was wir da haben.« Benno hob resignierend die Hände. »Keine Verdächtigen, keine Verdachtsmomente, keine Hinweise oder Motive. Wir haben so gut wie nichts, das uns weiterhelfen könnte.«
    »Nicht ganz«, versuchte Rosa ihn aufzumuntern, »ich habe Augen und Ohren offengehalten und da zufällig eine Beobachtung gemacht.«
    Und nun erzählte ihm Rosa von dem schlaksigen Mann und dem Ratsherrn. Benno war ganz betroffen, als sie geendet hatte und ihn erwartungsvoll anschaute.
    »Rosa, Rosa, das war ganz schön gefährlich. Sie sollten nicht Ihr Leben aufs

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