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FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter

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Titel: FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Wittwer
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Klosteranlage und die Kirche Sankt Marien, wo der Heilige Norbert von Xanten, Stifter des Prämonstratenserordens und Erzbischof von Magdeburg, beigesetzt worden war. Erst vor fünf Jahren hatte Abt Caspar von Questenberg seine Gebeine nach Prag in das Kloster Strahov überführen lassen, als Wallenstein Magdeburg belagerte.
    Während die Chorherren im Refektorium ihr karges Mahl einnahmen, gelang es den beiden, unbeobachtet die Krypta aufzusuchen. Auch wenn sie jede Grabplatte oder Gedenktafel genau untersuchten, sie fanden keine Geheimtür zu einem unterirdischen Gang. Enttäuscht gaben sie schließlich ihre Suche auf und setzten sich im Klostergarten auf eine Bank.
    Die Sonne schien warm auf ihre Gesichter. Zwei Schmetterlinge flatterten über die grüne Wiese, während Bienen und Hummeln geschäftig von Blume zu Blume summten. Ein Kind lachte im Dormitorium, wo sonst die Mönche schliefen. Es war ein Bild des Friedens, doch Rosa war mit ihren Gedanken ganz woanders.
    »Vielleicht führt tatsächlich kein Gang vom Kloster nach Sudenburg«, meinte sie. »Der Tunnel, den wir gefunden haben, war vielleicht nur ein Wehrgang.«
    Ihr Vater nickte: »Vielleicht, aber irgendwo muss er hinführen.«
    »Das hilft uns alles nichts, wenn der Ausgang ebenso zugemauert ist. Du hättest dich eben nicht von den Ratten abschrecken lassen sollen, Vater, dann wüssten wir Bescheid.«
    »Du hast gut reden, Kindchen«, knurrte Hans Münkoff, »ich möchte dich mal sehen, wenn dir eine Horde dieser quiekenden Viecher im Dunkeln entgegenkommt.«
    »Und was nun?«, versuchte Rosa ihn abzulenken. »Wie können wir aus der Stadt fliehen, wenn wir keinen Einstieg in diesen Tunnel haben?«
    »Kommt Zeit, kommt Rat«, antwortete ihr Vater nur und hüllte sich in Schweigen.
    Plötzlich kam Rosa eine Idee.
    »Es gibt doch ein Stadtarchiv. Vielleicht sind dort Unterlagen, die uns weiterhelfen.«
    »Und wie willst du an die rankommen? Die lassen dich da weder rein noch irgendetwas anfassen.«
    »Mich nicht«, sagte Rosa triumphierend, »aber Benno Greve hat sicherlich Zutritt zum Archiv. Schließlich ist er Advokat.«
    »Ja, das wäre möglich«, nickte ihr Vater zustimmend. »Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.«
    Rosa sprang auf.
    »Wir sollten keine Zeit verlieren. Ich mache mich gleich auf, um Benno zu suchen. Je eher wir Bescheid wissen, desto besser. Wer weiß, wie lange die Stadt noch Widerstand leisten kann?!«
    Ihr Vater nickte: »Mach das. Ich werde in der Zwischenzeit versuchen, die Chorherren auszuhorchen. Wenn ich Interesse an den Gebäuden und Einrichtungen zeige, erfahre ich vielleicht etwas, das uns weiterhilft.«
    Rosa blieb skeptisch: »Meinst wirklich, die wissen etwas? Die Chorherren sind doch erst vor drei Jahren hier eingezogen, nachdem der Kaiser die Rückgabe des Klosters an den Orden befohlen hatte.«
    »Man muss alle Möglichkeiten nutzen«, meinte ihr Vater nur, während er sich erhob, um zum Klosterkapitel, dem Versammlungsraum, zu gehen, wo die Chorherren sich jetzt wahrscheinlich aufhielten.
    Während Rosa zum Haus von Witwe Hagenbach eilte, wo Benno eine kleine Wohnung unter dem Dach gemietet hatte, dachte sie: Gut, dass mein Vater eine Aufgabe hat. Sonst würde er nur herumsitzen und grübeln.
    Der Abschied von Haus und Werkstatt war ihnen beiden schwergefallen. Hier waren sie daheim gewesen, hatten Schönes erlebt und Schweres ertragen. Freude und Trauer, Glück und Leid waren hier ihre Begleiter gewesen. Deshalb war es für sie immer noch unfassbar, dass sie diesen Ort verlassen mussten, der fest zu ihrem Leben gehörte.
    Falkenbergs Befehl und der Umzug ins Kloster hatten Rosa jedenfalls auf andere Gedanken gebracht. Nachdem sie Benno gestern nicht gefunden hatte, konnte sie mit niemandem über ihre Ängste sprechen. Ihrem Vater wollte sie auf keinen Fall das Herz schwer machen. Er hatte genug andere Sorgen. Deshalb hatte sie ihm gegenüber geschwiegen.
    Das blutverschmierte Kaiserpaar war jedenfalls eine Anspielung auf sie und Benno gewesen – eine deutliche Warnung, den Mordfall nicht weiter zu verfolgen. Offensichtlich waren sie dem Täter sehr nahe gekommen. Gefährlich nahe!
    Ein Blatt Papier, das auf der Gasse lag, wurde durch einen Windstoß aufgewirbelt und flog ihr in die Hände. Es war eines dieser gedruckten Nachrichtenblätter, die es erst seit einigen Jahren gab. Neugierig begann sie zu lesen.
    Tatsächlich, da stand es: »Mordfall Emmerich zu den Akten gelegt!«
    Der Herausgeber des

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