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freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani

Titel: freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Paglieri
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fest. »Ich habe diese Vollversammlung einberufen,
     Herr Kommissar, weil ich immer dafür war, daß schmutzige Wäsche in der Familie gewaschen wird. Aber sie muß gewaschen werden,
     und wie! Durch die Ermittlungsarbeit der Carabinieri war uns ein Schuldiger zugeführt worden, oder besser gesagt eine auf
     einem klaren Motiv ruhende Mordtheorie. Sie selbst haben diese Theorie widerlegt, indem sie die Brasilianerin aufspürten und
     die Geschehnisse en détail rekonstruierten. Dafür gebührt Ihnen Dank, denn Sie haben uns vor einem möglichen Justizirrtum
     bewahrt.«
    Er setzte eine Pause, warf Lo Bianco einen bösen Blick zu und fuhr fort: »Dessenungeachtet sehen wir uns mit Enthüllungen
     konfrontiert, die Sie ganz persönlich betreffen. Sie hatten uns in keiner Weise über Ihre Vorgeschichte mit Schiedsrichter
     Ferretti informiert, eine höchst problematische Vorgeschichte, derentwegen Sie sich sofort von diesem Fall hätten entbinden
     lassen müssen. Ihre Befangenheit liegt klar auf der Hand. Nun werden in der Öffentlichkeit Fragen aufgeworfen, die Medien
     werfen Fragen auf. Die Staatsanwaltschaft gibt ein äußerst negatives Bild ab, und Sie, Herr Kommissar, werden Gegenstand der
     schlimmsten Verdächtigungen.«
    |354| Delrio hüstelte. Marco Luciani fragte:
    »Inwiefern?«
    »Wir haben eine neue Theorie und ein neues Motiv: Rache. Der hier anwesende Oberst Lo Bianco hat bereits erste Untersuchungen
     angestrengt, und glauben Sie mir, Herr Kommissar, würde es sich nicht um Sie handeln, ich hätte bereits ein offizielles Ermittlungsverfahren
     eingeleitet.«
    »Ein Ermittlungsverfahren gegen mich? Sie sind verrückt.«
    Angelini schlug mit der Handfläche auf den Schreibtisch:
    »Was erlauben Sie sich? Und unterbrechen Sie mich nicht! Sie hatten Gelegenheit, die Untersuchungen zu leiten, zu kontrollieren
     und womöglich zu manipulieren, die den Tod einer Person betreffen, die Sie haßten, die Sie bereits zu töten versucht hatten.«
    »Das meint er nicht im Ernst«, sagte Marco Luciani, an seinen Vize gewandt. Giampieri preßte die Lippen aufeinander und nickte,
     sein Blick verriet abgrundtiefe Enttäuschung.
    Delrio versuchte sich einzuschalten: »Wenn es mir gestattet ist …«
    Angelini schlug wieder auf den Tisch: »Nein! Es ist Ihnen nicht gestattet! Ich dulde keine Unterbrechungen mehr. Sie alle
     hören mir bis zum Schluß zu, und dann können Sie Ihre Meinung äußern.«
    Er wartete, bis eine vollkommene, spannungsgeladene Stille herrschte. Dann sprach er weiter: »Sie, Herr Kommissar, hatten
     ein Motiv, die Zeit und die Möglichkeit, um zu agieren. An fraglichem Sonntag, nennen wir ihn mal so, waren Sie außer Dienst
     und hatten außerdem den Piepser abgestellt, damit man Sie nicht orten konnte. Sie gingen ins Marassi-Stadion, das Sie gut
     kennen, weil Sie früher dort Dienst taten, Sie schmuggelten sich vor dem Spiel in den |355| Kabinengang, versteckten sich und warteten, bis der Schiedsrichter während der Halbzeitpause allein war. Sie betäubten ihn
     und brachten ihn um. Sie rissen ein Blatt von seinem Notizblock ab und ließen den Kugelschreiber verschwinden, damit man annehmen
     mußte, jemand hätte die Beweise für einen Selbstmord verwischen wollen, der in Wirklichkeit gar kein Selbstmord war. Sie haben
     sich diesen Zeitpunkt und diesen Ort ausgewählt, damit die Ermittlungen sich gegen den Profifußball richteten. Aber da es
     sich um einen möglichen Mord handelte, wußten sie, daß sie die Ermittlungen sowieso in eine Ihnen genehme Richtung lenken
     konnten. Dann schlossen Sie die Tür ab, um Zeit zu gewinnen und zu verschwinden. Sie kehrten in den Corso Italia zurück, setzten
     Ihren Dauerlauf fort und taten so, als wären Sie schon wer weiß wie lange dort. Dann kehrten Sie an den Ort der Tat zurück
     – merkwürdig, aber das alte Sprichwort hat immer recht –, damit es völlig natürlich erschien, wenn man dort später Ihre Fingerabdrücke
     finden würde.
    Angelini lehnte sich in seinem Sessel zurück. Sichtlich zufrieden. Niemand sagte etwas.
    »Und? Haben Sie dazu nichts zu sagen?«
    Marco Luciani lachte künstlich, aber er war sichtlich nervös: »Sagen Sie mir nur, ob Sie Witze machen oder das wirklich glauben.«
    Angelini stütze sich wieder mit den Ellbogen auf den Schreibtisch und schaute ihm in die Augen: »Was ich glaube, ist gleichgütig.
     Sie wissen, daß ich immer das größte Vertrauen in Sie hatte. Aber die Leute? Würde eine solche Hypothese

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