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freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani

Titel: freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Paglieri
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aufgestellt werden«,
     sagte er mit einem weiteren Seitenblick auf Lo Bianco, »dann bin ich überzeugt, daß viele ihr folgen würden. Sie wissen, wie
     die Journalisten gestrickt sind, wie schnell die Phantasie mit denen durchgeht. Nach einer solchen Story würden sich alle
     Redakteure der Welt die Finger lecken. Abgesehen davon wäre es auch juristisch |356| gesehen mein gutes Recht, gegen Sie – angesichts der angesprochenen Indizien – ein Ermittlungsverfahren einzuleiten, Herr
     Kommissar. Wie gesagt: Sie hatten Motiv, Zeit und Möglichkeit, den Mord zu begehen, und Sie befanden sich in der idealen Position,
     um anschließend die Ermittlungen zu manipulieren.«
    »Ach ja? Und warum habe ich den Fall dann nicht sofort als Suizid deklariert und abgehakt, wie viele von Ihnen wollten?«
    »Ich spiele einmal des Teufels Advokaten: Eben gerade um einen möglichen Verdacht gegen Sie zu zerstreuen. Und weil Sie wußten,
     daß es sich um Mord handelte, und vermuten mußten, daß die Selbstmordtheorie auf Dauer nicht standhalten würde.«
    »Und warum habe ich dann nicht die Saggese-Theorie akzeptiert?«
    Diesmal war es an Lo Bianco, die Antwort zu geben: »Ach, das weiß ich nun wirklich nicht. Und tatsächlich riet ich dir … Aber
     womöglich plagte dich, Saggese unschuldig wissend, das Gewissen und du wolltest einen Unschuldigen nicht im Gefängnis sehen.«
    Diese Schweinepriester. Sie hatten alle Trümpfe in der Hand und machten sich einen Spaß daraus, mit Luciani Katz und Maus
     zu spielen.
    Angelini schüttelte den Kopf: »Überlegen Sie, was passieren würde, wenn ich Sie offiziell in Kenntnis setzen würde, daß gegen
     Sie ermittelt wird. Ich würde es zu Ihrem Schutz tun, das ist klar, falls es zu Verhören oder Hausdurchsuchungen kommt. Aber
     inzwischen wissen wir, welche Wirkung das Wort ›Ermittlungsverfahren‹ hat, wenn es in einer Schlagzeile steht.«
    Das Wort »Hausdurchsuchung« bestätigte Lucianis Befürchtungen. Wenn die Carabinieri seine Wohnung betraten, war das der Super-GAU.
     Sie würden zwar nicht finden, |357| wonach sie suchten, aber sie konnten alles Mögliche einschmuggeln. Oberst Lo Bianco war ein weitsichtiger Mensch, der immer
     eine Tüte Koks und eine Pistole mit abgefeilter Registriernummer dabeihatte, für alle Fälle. Wer wußte, was er bei Luciani
     deponieren würde. Plötzlich fiel dem Kommissar ein, daß Ferrettis Handy immer noch nicht aufgetaucht war; wenn sie dieses
     As in seiner Wohnung ausspielten, war sein Schicksal besiegelt. Er suchte zuerst einen Blick von Giampieri zu erhaschen, vergebens,
     dann von Delrio, der eine verschwörerische Geste machte, als wollte er sagen: »Bleiben Sie ganz ruhig.«
    »Was wollt ihr von mir?«
    »Ihren Abschied. Heute noch. Daß Sie Dienstausweis und Waffe im Polizeipräsidium abgeben.«
    »Kommt nicht in Frage. Ich habe nichts getan.«
    Lo Bianco ergriff das Wort: »Nach diesem Skandal müssen Sie dich ohnehin suspendieren. Wenn du von dir aus den Hut nimmst,
     macht das einen besseren Eindruck.«
    Diesmal konnte Marco Luciani sich nicht beherrschen: »Du bist ein personifizierter Skandal, Lo Bianco. Paß bloß auf, die Sache
     ist noch nicht ausgestanden.«
    »Ist das eine Drohung?«
    »Das ist mehr als eine Drohung. Das ist ein Versprechen.«
    Angelini bedeutete dem Oberst, aufzuhören. »Also, Herr Kommissar?«
    »Nein. Kein Rücktritt. Wenn Sie mich rausschmeißen wollen, dann ist das Ihre Entscheidung, nicht meine.«
    »Sehr gut«, sagte der Oberstaatsanwalt, während er zum Füller griff, »dann muß ich also diese Benachrichtigung über das Ermittlungsverfahren
     unterzeichnen, und der Rest ergibt sich von selbst.«
    Marco Lucianis Gedanken überschlugen sich. Wenn Angelini dieses Schreiben noch nicht unterzeichnet hatte, dann war dies sicher
     nicht aus Rücksicht auf den Kommissar |358| geschehen, sondern weil er es nicht wollte. Und wenn er es nicht unterschreiben wollte, dann deshalb, weil er für sich selbst
     fürchtete.
    »Es wird auch einen Teil der Presse geben, der sein Vertrauen in mich setzt«, sagte er, »und Sie der Lächerlichkeit preisgeben
     wird. Ein Verfahren gegen einen Kriminalkommissar zu eröffnen, ist eine gravierende Angelegenheit, wenn sich dann herausstellt,
     daß er nicht involviert war. Das würde für neuen Zündstoff sorgen, die Rivalität zwischen Polizei und Carabinieri anheizen
     und vermutlich sogar zum Politikum auf nationaler Ebene werden. Auch der Umstand, daß der

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