Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani

Titel: freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Paglieri
Vom Netzwerk:
Blick abgewandt.
    »Seit wann leiteten Sie gemeinsam Spiele?«
    |48| »Ferretti und Adelchi schon seit vielen Jahren, ich würde sagen sechs oder sieben.«
    »Sie stammen beide aus Livorno.«
    »Ja. Ich war vorher mit Gandolin, dem Schiedsrichter aus Bassano del Grappa, zusammen, aber der ist jetzt Präsident des Baseball-Verbands.
     Er hat letztes Jahr die Pfeife an den Nagel gehängt, und ich habe mich dann zu Saisonbeginn mit den anderen beiden zusammengetan.«
    Der Kommissar lächelte. »Ich wette, daß Schiedsrichter Gandolin am Samstagabend zeitig schlafen ging.«
    Herr Cavallo lächelte zurück und schien sich endlich zu entspannen.
    »Sehr zeitig. Wenn wir zusammen bei einem Auswärtsspiel waren, verließen wir nie das Hotel. Eine Weile war Gaudenzi, Gott
     hab ihn selig, der andere Linienrichter, aber er starb vor drei Jahren. Wir haben gemeinsam ein UEFA-Cup-Finale und viele
     andere Begegnungen auf internationaler Ebene geleitet. Und nie gab es Zwischenfälle. Hin und wieder Pfiffe, das bleibt nicht
     aus, aber nur Kleinkram.«
    »Herr Ferretti dagegen hatte wahrlich eine rabenschwarze Serie erwischt …«
    »Ähmm.«
    Der Linienrichter meinte vielleicht, er hätte schon zuviel verraten, und nun zog er sich wieder in sein Schneckenhaus zurück.
     Das durfte der Kommissar nicht zulassen.
    »Ich habe in der Zeitung gelesen – und der Verband bestätigt das –, daß Sie beantragt hatten, einem anderen Gespann zugeteilt
     zu werden. Und das schon nach wenigen Ligaspielen …«
    Lucianis Gegenüber schwieg.
    »Darf ich Sie nach dem Grund fragen?«
    Immer noch Schweigen.
    »Wie ich Ihnen bereits sagte: Was auch immer Sie mir anvertrauen, es wird unter uns bleiben.«
    |49| »Nun, ich wollte mich verändern … Wissen Sie, Herr Kommissar, inzwischen stehen auch wir Linienrichter im Rampenlicht, und
     was der Schiedsrichter tut, fällt auf uns zurück. Ich werde zwar nicht gerade auf der Straße angesprochen, aber die Freunde,
     wissen Sie, die machen sich schon lustig über einen. Und auch die Spieler fangen an, dich komisch anzuschauen …«
    »Komisch?«
    »Na ja, so als ob sie kein Vertrauen in dich hätten. Und dann wird es schwierig, du bist nicht mehr unbefangen, verkrampfst
     dich, und dann passieren die dümmsten Fehler.«
    Marco Luciani merkte, daß er sich langsam weiter vorwagen konnte. »Ich habe erfahren, daß der Schiedsrichter vor drei oder
     vier Wochen zu Unrecht einen Strafstoß pfiff, während Sie die Fahne gehoben hatten, um ein Stürmerfoul anzuzeigen.«
    »Der Schiedsrichter war näher am Geschehen.«
    »Hat sich aber trotzdem getäuscht. In Wirklichkeit war Ihr Hinweis richtig.«
    Cavallo stieß einen leisen Seufzer aus. »Auch in der Hinrunde in Mailand. Ich hatte signalisiert, daß das Tor per Handspiel
     erzielt wurde, aber er meinte, er habe es genau gesehen, es sei ein regulärer Kopfball gewesen. Die Zeitlupe hat dann das
     Gegenteil bewiesen. Und in Udine – dasselbe. Der Ball hatte die Linie nicht überschritten, aber er entschied auf Tor. Und
     in einigen Zeitungen stand, in beiden Fällen, der Linienrichter habe ihn ›in die Irre geführt‹. Das heißt, sie haben mir die
     Schuld gegeben. Ich bin gewiß nicht unfehlbar, aber wenn ich Ihnen sage, daß ich sicher war …«
    »Letzten Sonntag dagegen war es Adelchi, der den Strafstoß angezeigt und den Schiedsrichter damit zu einer Fehlentscheidung
     verleitet hat.«
    »Nun, meiner Meinung nach hatte Ferretti ein Stürmerfoul |50| gepfiffen, war sich aber nicht sicher. Also ging er zu Adelchi, der ihm sagte, es sei Elfmeter gewesen.«
    »Zu ihm hatte er Vertrauen, wie es scheint.«
    Der Linienrichter hatte sich inzwischen freigeschwommen. »Ja, zu ihm schon. Letztes Jahr hat er ihn einen Treffer geben lassen,
     der nicht gefallen war, außerdem mindestens vier falsche Abseitspositionen, dann noch einen zweifelhaften Platzverweis. Das
     alles in der entscheidenden Partie, und nie kam es zu Meinungsverschiedenheiten. Wissen Sie, wenn man so viele Jahre gemeinsam
     …«
    »Was?«
    »Nein, ich meine, nach so vielen gemeinsamen Jahren, da versteht man sich blind.«
    »Oder man einigt sich schon vor dem Spiel.«
    Cavallo schwieg einige Sekunden lang.
    »Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen.« Aber der Blick, den er dem Kommissar zuwarf, strafte seine Worte Lügen.
    Marco Luciani stand auf und drückte ihm die Hand. Er brachte ihn zur Tür, konnte sich aber eine letzte Frage nicht verkneifen,
     die Frage, die ihn letztlich am

Weitere Kostenlose Bücher