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freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani

Titel: freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Paglieri
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hatte. Nur weil er die Einladungen zum Abendessen,
     zum Sonntags-Kick, in die Nachtclubs mit den rumänischen Animiermädchen und zu den Wochenenden in der Spielbank von Saint
     Vincent ausgeschlagen hatte?
    »Iannece?«
    »Bitte, Herr Kommissar.«
    »Weißt du, wann ich das letzte Mal ein Restaurant von innen gesehen habe, kein Edelrestaurant, sondern überhaupt ein Restaurant?«
    »Weiß ich nicht, Herr Kommissar.«
    »Nun, an Weihnachten. Mit Verwandten aus Rom, die extra angereist waren, und nur, weil ich ihnen das wirklich nicht ausschlagen
     konnte, nicht an Weihnachten.«
    Iannece sagte nichts.
    »Und weißt du, was ich von dem Weihnachtsmenü gegessen habe?«
    »…«
    »Eine halbe Portion vom ersten Gang, nichts vom zweiten, die Hälfte vom Nachtisch.«
    »…«
    »Ich will dir die Wahrheit sagen. Es ist nicht so, daß ich mit euch nichts unternehmen wollte, aber ich hasse es, essen zu
     gehen. Diese endlosen Spachteleien, wo du stundenlang |54| bei Tisch sitzt und das Vierfache von dem ißt, was du eigentlich essen solltest oder willst.«
    Iannece musterte ihn, er wollte herausfinden, ob der Kommissar ihn auf den Arm nahm: »Sie sind ein komischer Kauz, Herr Kommissar.«
    »Und wieso?«
    »Keine Ahnung … Sie sind so dürr. Sie essen nicht, trinken nicht, rauchen nicht. Allmächtiger, Sie sind jung, wenn Sie es
     jetzt nicht krachen lassen … Sie kennen doch das Sprichwort: ›Keine Gelegenheit kommt nieder.‹ Wenn Sie erst einmal fünfzig
     sind, glauben Sie mir, dann werden Sie allem nachtrauern.«
    »Mag sein, Iannece. Mag sein. Aber im Moment will ich es nicht anders. Ich werde gerne mal abends mit euch ausgehen, wenn
     ihr mich zum Kartenspielen oder zum Billard einladet.«
    »Wirklich?«
    »Bestimmt.«
    Iannece lächelte stolz und salutierte: »Ich werde sofort alles in die Wege leiten, nächste Woche, Herr Kommissar. Aber ich
     muß Sie vorwarnen, beim
boccette
1 bin ich, in aller Bescheidenheit, ein As.«
     
    Nachdem er diese Klippe umschifft hatte, spürte Marco Luciani das dringende Bedürfnis nach einem Kaffee, und wenn es das Gesöff
     aus dem Automaten auf ihrer Etage war. Er ging hinaus auf den Flur, warf einen Blick nach rechts, zu Giampieris Büro, und
     just in diesem Augenblick sah er eine junge Frau, die dem Ausgang zustrebte: Schmale Fesseln, lange Beine, strammer, wohlgeformter
     Po. Er blieb stehen wie hypnotisiert und beobachtete, wie sie auf ihren hohen Absätzen mit unerhörter Eleganz den Flur hinunterwippte. |55| Er stellte fest, daß sie braunes Haar hatte, und fragte sich, ob das Gesicht mit dem Rest mithalten konnte. Doch sie ging
     schnurstracks zur Tür, ohne sich noch einmal umzudrehen. Der Kommissar starrte eine Weile ins Nichts, dann hörte er die Stimme
     Giampieris in seinem Rücken.
    »Was für ein Schauspiel!«
    Marco Luciani fühlte sich ertappt. »Ach, hier bist du?«
    »Ja, ich habe mir gerade einen Kaffee geholt. Deine Tür war zu, und da wollte ich nicht stören. Komm, ich geb dir einen aus.«
    Sie gingen in den Aufenthaltsraum, der Vizekommissar schob den Schlüssel in den Automaten und warf ein paar Münzen ein. »Normal,
     ohne Zucker?«
    »Hmm.«
    »Warum probierst du nicht mal die heiße Schokolade? Die ist nicht ganz so eklig.«
    »Neeiin, zu viele Kalorien. Und sie hält mich auch nicht wach.«
    Giampieri schob den Schlüssel in den anderen Automaten, in dem die Snacks waren. »Wenn ich schon mal hier bin, esse ich noch
     ein Fiesta. Was willst du?«
    Marco Luciani holte den Kaffee aus dem Schacht und lächelte: »Das ist zwecklos, du weißt, ich lasse mich nicht verführen.«
    »Nun komm schon. Kartoffelchips? Kekse? Diese köstlichen Rosmarin-Cracker? Oder ein schönes Sandwich? Schau mal, das da ist
     erst ein paar Wochen hier, ich erkenne es an der Mayonnaise-Spur.«
    Der Kommissar kippte den Kaffee hinunter. »Noch schlechter als sonst«, sagte er und verzog das Gesicht. »Lädst du mich auch
     zum Wasser ein?«
    »Zu Befehl. Darf ich so weit gehen, eines mit Kohlensäure zu ziehen?«
    |56| »Auf keinen Fall. Heute ist doch nicht Sonntag.«
    Giampieri reichte ihm die Flasche: »Hast du dieses Gerät gesehen?«
    »Welches Gerät?«
    »Das im Gang?«
    »Mir ist nichts aufgefallen.«
    »Tatsächlich? Ich hatte den Eindruck, daß deine Augäpfel wie Flipperkugeln durch den Flur geschossen sind. Aber die Magersucht
     hat wahrscheinlich inzwischen auch deinen Pimmel befallen.«
    Der Kommissar nahm einen Schluck Wasser. »Ach, meinst du vielleicht die

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