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FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst

FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst

Titel: FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tino Hemmann
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sein.

    Hanni Polterer und Holger Hinrichs traten durch das gläserne Treppenhaus des Parkhauses unter dem Burgplatz ins Freie.
    „Das is’ ja wie London“, stellte die Hamburgerin fest. Tatsächlich kroch ein kalter, feuchter Dunst durch die Leipziger Innenstadt, es wurde nicht richtig hell, ein Schauer löste den nächsten ab. „Irgendwie passt mir das nicht. Rein psychologisch gesehen, ist dieser Emanuel Müller nicht unser Mann. Die Kleine hat sich offenbart. Sie war scharf auf ihn und er hat sie abblitzen lassen. Sexuell, verstehst du. Er war homosexuell, das ist gottlob nicht verboten. Das ist aber nicht der Typ, kleine Jungen zu entführen und zu missbrauchen. Nicht psychologisch gesehen und nicht, wenn ich meinen Gefühlen glaube. Der passt nicht in das logische Verbrecher-Raster.“
    „Wir suchen vier entführte Jungen, die irgendwo den bekannten Boylover-Vorstellungen entsprechen. Er ist groß, er ist verschwunden und er ist schwul. Was bitte passt da nicht?“
    „Die Mädchen, die unseren Mann gesehen haben, waren beide der Meinung, dass wir es mit einem Erwachsenen zu tun haben, so ab dreißig. Mit zweiundzwanzig ist ein Mann noch lütt, fast noch ein Jugendlicher.“
    „Und die Maskerade? Perücke, Bart ... Was für einer würde denn in dein Raster passen?“
    „Eure Stadt ist eine einzige Baustelle“, wich Hanni Polterer zunächst der Provokation aus. „Keine Ahnung, aber Kinderschänder sind anders. Ihre Triebe sind ausgeprägter. Die Jüngeren kucken vielleicht mal gerne hin, aber entführen ... Nach allem, was ich bisher über unseren Angeblich-Täter gehört habe, lege ich mich hiermit fest: Emanuel Müller ist nicht der Täter!“ Sie schüttelte den Kopf. „Nimm aber keine Rücksicht auf meine Meinung. Der Dr. Gutmeyer jedenfalls war mir unsympathisch.“
    „Ach ja?“ Hinrichs Meinung schien sich auf einem ähnlichen Standpunkt gefestigt zu haben. „Weißt du jetzt, warum manche Ossis was gegen Wessis haben?“
    „Ach, hör mir auf, Brummbär. Das gibt immer solche und solche. Auch im Osten gibt das arrogante Typen. Und auch Verbrecher. Sonst wär’ ich heut nicht hier.“
    „Stimmt.“ Hinrich legte seine Hand versöhnlich um die Schulter der Kommissarin. „Und im Westen gibt’s mit Sicherheit auch vernünftige Typen. Wie dich ...“
    „Oh, danke. Das Kompliment ist bei mir angekommen. – Ist das der berühmte Leipziger Marktplatz?“
    „Was davon übrig ist.“ Beider Blicke schweiften über die schier unendlichen Baustellenabsperrungen. „Leipzig will doch ins Guinnesbuch der Rekorde. Mit der kürzesten U-Bahn der Welt.“ Der Kriminaloberkommissar winkte ab.
    „Aber ein feines Rathaus habt ihr hier stehen.“
    Die Hamburgerin schüttelte sich unter den Arkaden. „Puh, is dat ekelhaft.“
    Während sie eine Treppe hinaufliefen, fragte Hinrich plötzlich: „Und wenn es nun aus rein finanziellen Gründen war?“
    „Du meinst, die Eltern könnten noch erpresst werden? – Das würde ich bei der Frau Schwarz verstehen, aber bei Frau Bästlein ...“ Die Kommissarin blieb kurz auf der Stufe stehen und schüttelte den Kopf.
    „Nein, das mein ich nicht, Hanni. Ich denke eher an solche Typen, die Kinderpornos drehen und verkaufen. Emanuel Müller legt viel Wert auf sein Erscheinungsbild. Sauna, Fitness, was weiß ich. Das muss finanziert werden. Er holt die Kinder und verschachert sie. Vorher baut er ihr Vertrauen auf. Dazu muss man keinem Täterprofil entsprechen. – Gut, er hat kein Auto ... – Na, lass mal die Spekulationen. Wir gehen jetzt da rein ...“
    Hinrich öffnete die große Tür, an der „BITTE KLOPFEN und WARTEN!“ stand, ohne zu klopfen. „Guten Tag. Kripo Leipzig, SoKo ERIK, Kriminaloberkommissar Hinrich, keiner verlässt den Raum!“
    Die drei anwesenden Personen, die sich gerade durch Berge antiker Habseligkeiten wühlten, hielten wie vom Blitz getroffen inne.
    Ein älterer Herr näherte sich langsam – offenbar eingeschüchtert – den beiden Kommissaren.
    Hinrich klopfte ihm auf die Schulter und lächelte. „Keine Angst, wir müssen nur ein paar Routinefragen stellen. Sind das ihre ganzen Mitarbeiter?“
    Der Mann nickte, schob seine Brille zurück vor die Augen, was er im Minutentakt machte, dann stellte er sich vor. „Tach Herr Kommissar. Ich bin Mannfred Leuthäuser, Stadtangestellter ...“
    „Na, Herr Leuthäuser“, auch die Hamburgerin reichte ihm nun die Hand, „Hanni Polterer, Kripo Hamburg. Gibt’s denn hier ein ruhiges Plätzchen, wo

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