Freibeuter der Leidenschaft
Lizzies rothaarige Tochter war jetzt vier und saß bei ihnen. Beide Kinder lauschten fasziniert, denn die Geschichte handelte von Drachen. Lizzie saß bei ihnen auf dem Boden, so zwanglos wie ein Hausmädchen, und lächelte glücklich. Ihre Wangen waren gerötet, nachdem sie den ganzen Tag lang auf ihre Kinder aufgepasst hatte. Sie war erneut in Erwartung und hatte nie schöner ausgesehen.
Die Countess lief hinter Tyrells und Lizzies zweitem Sohn her, Charles, liebevoll Chaz genannt. Mit seinen zwei Jahren zog er gern jedes Stück von Tischen und Schreibtischen. Aus dem Augenwinkel bemerkte Clive, dass Rex Chaz packte, ehe er einen kostbaren Teller zerstören konnte. Die Jungen draußen waren nicht mehr zu sehen, und es war beinahe dunkel. Clive wollte ihnen gerade nacheilen, als er in der Halle das atemlose Geplapper seiner Schwester hörte. Aus dem Augenwinkel sah er, gerade als er nach den Knauf der Terrassentür griff, eine Gestalt in Pink.
Erschrocken fuhr er herum, und dachte nur ein einziges Wort: Amanda. Er stolperte über seine eigenen Füße, fing sich jedoch gerade noch rechtzeitig.
Zusammen mit Eleanor stand sie in einem pinkfarbenen Seidenkleid auf der Türschwelle, das Haar aufgesteckt, und sie war so schön, dass es ihm die Sinne raubte.
Er konnte nichts anderes tun als sie anzustarren, hingerissen von ihrer Schönheit und ihrer Unschuld und sie grenzenlos begehren.
Er ließ sich auf einen Stuhl sinken.
Sie errötete und lächelte scheu.
Sie ist so schön, dass es wehtut – dachte er endlich, und sein Herz schlug wie rasend. Aber hatte er nicht von Anfang an gewusst, dass sie eine große Schönheit sein würde?
La Sauvage war fort, aber das machte ihm nichts aus, nicht wenn er der Frau gegenüberstand, die sie geworden war.
Er konnte den Blick nicht von ihr wenden.
„Clive!“, rief Eleanor. Sie musterte ihn streng, die Hände in die Hüften gestemmt.
Er sprang auf, eilte vor, stolperte dabei wieder über den verdammten Teppich. Dann blieb er atemlos vor ihr stehen. Ihre Blicke begegneten sich. Seltsamerweise fiel ihm nichts ein, das er sagen konnte – auch wenn er ihr so gern gesagt hätte, dass sie die schönste Frau im ganzen Empire war.
„Sehe ich lächerlich aus?“, flüsterte sie.
Sein Herz schlug sehr schnell, unglaublich, gefährlich schnell. „Sie sehen“, brachte er schließlich heraus und nahm ihre Hand, „wunderschön aus. Unaussprechlich.“
Das Rot ihrer Wangen vertiefte sich. „Sie müssen nicht nett sein.“
Er hob ihre Hand an seine Lippen, küsste sie aber nicht. Zu sehr war er erschüttert. „Amanda …“ Er schluckte, dann fügte er hinzu: „Niemand ist so schön wie Sie.“
Er sah an ihren Augen, dass sie sich freute, und dann lächelte sie ihn mit etwas mehr Selbstvertrauen an.
Er hob die Hand an seinen Mund und küsste sie, hielt sie fest. Er war sich ihrer Nähe sehr bewusst. Schlimmer noch, er spürte ein starkes Verlangen, und das nicht nur körperlich. Tatsächlich konnte er es weder benennen, noch verstand er es – oder er hatte Angst, das zu tun. Aber er konnte ihre Hand nicht loslassen. Er hätte sie am liebsten für immer gehalten. „Haben Sie sich das Haar geschnitten?“, fragte er leise.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein.“
Erleichtert nickte er. „Dann bin ich froh“, flüsterte er. Als er ihr Gesicht ansah, jeden einzelnen perfekten Zug darin, erkannte er, dass sich nichts verändert hatte – doch dann betrachtete er die pinkfarbene Seide an ihrer Brust, ihrer Taille, und er holte tief Luft, denn irgendwie hatte sich alles verändert.
„Lizzie hat mir das Haar aufgesteckt. Sie schneidet ihr Haar auch nicht.“
Ganz plötzlich sah Clive Amanda nackt vor sich. Das lange helle Haar hing ihr bis weit über den Rücken hinunter, über die Schultern, über die nackten Brüste. In der vergangenen Nacht war sie nackt gewesen, hatte das Haar offen getragen, aber Trauer und Verzweiflung hatten sie überkommen, und sie hatte ihr Nachthemd zerfetzt. Jetzt sah er, wie sie ihn anlächelte, die Wangen gerötet vor Aufregung, während sie darauf wartete, dass er vortrat und sie in sein Bett holte.
Er glaubte nicht, dass er jemals etwas lieber getan hätte. Clive ließ ihre Hand los. Dann räusperte er sich. „Ich nehme an, Madame Didier hatte ein Kleid, das niemand haben wollte?“
Amanda nickte. „Sie war so freundlich, ein paar Änderungen vorzunehmen – wie kann jemand dieses schöne Kleid nicht haben wollen?“
„Sie sind
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