Freibeuter der Leidenschaft
Hände, als wollte er sie gegen die Wand stoßen. „Ja, sie ist jung, sehr jung – gerade achtzehn. Sie ist mein Mündel, Lady Belford! Ich versuche, einen Ehemann für sie zu finden!“
Dulcea war überrascht, denn er schien ehrlich empört, und sie trat so nahe zu ihm, dass ihr Atem seine Wange streifte und er zurückzuckte. „Wenn ich verbreite, dass Sie eine Affäre mit Miss Carre haben, Clive, wird sie ruiniert sein!“
Er packte ihren Arm so fest, dass sie vor Schmerz aufstöhnte, und drängte sie gegen die Wand. „Zum Teufel! Zwischen Amanda und mir ist nichts!“
Dulcea lachte laut auf. „Und selbst wenn nicht – wer sollte Ihnen glauben?“
„Sie wollen mich erpressen?“, stieß er hervor, und seine Augen funkelten vor Zorn. Dulcea war sicher, auch Lust darin gesehen zu haben. Sein Griff lockerte sich ein wenig. Er lächelte kühl. „Was wollen Sie, Dulcea?“
Sie zögerte und streifte dann mit ihrer Hüfte seine Lenden. Zu ihrem Entsetzen verspürte sie kein Zeichen einer Erregung.
Sein Lächeln wurde breiter. „Sie könnten die letzte Frau auf Erden sein, Dulcea, ich würde Sie nicht anrühren.“
Sie stieß einen wütenden Schrei aus. „Ich bin ihre Mutter! Ich sollte über ihre Zukunft und ihr Anwesen bestimmen!“
Clive lachte und ließ sie los. „Ich hatte recht. Sie sind herzlos, abstoßend, und ich bin zu sehr Gentleman, um weiterzusprechen. Sie werden Ihre abscheulichen Lügen nicht verbreiten, Dulcea. Wenn Sie das nämlich tun sollten, dann werde ich dafür sorgen, dass Belford die Wahrheit über Sie erfährt – und zwar die ganze Wahrheit.“
Sie erstarrte und hatte ganz plötzlich Angst.
„Jawohl. Er wird von jeder einzelnen Affäre hören, von Ihrer Affäre mit Carre – und von Amanda. Und jetzt hinaus.“
„Bastard!“, stieß sie hervor. „Sie sind kein Gentleman!“
„Hinaus“, sagte er leise und drohend. „Ehe ich Sie eigenhändig hinauswerfe.“
Sie bebte am ganzen Körper, aber sie glaubte ihm, denn seine Augen blitzten vor Zorn. Sie lief aus Harmon House und stieg in ihre Kutsche.
„Lady Belford?“, fragte ihr Kutscher freundlich.
„Halten Sie den Mund!“, fuhr sie ihn an.
Sie musste nachdenken. Sie lag nicht in Clives Armen, von seiner harten Männlichkeit erfüllt. Er lag nicht auf den Knien, um sein Gesicht zwischen ihre Schenkel zu pressen. Und er schien nicht das Bett mit Amanda zu teilen – aber etwas lag in der Luft, sie spürte es. Es war, als läge ihm etwas an ihrem verdammten Bastard, während er sie verachtete! Und was am wichtigsten war – er hielt Amandas Mitgift unter Verschluss.
„Ich werde mich rächen!“, stieß sie zitternd hervor. „Harris! Bringen Sie mich zu Lady Lidden-Way“, rief sie.
Die Marchioness of Lidden-Way war die größte Klatschbase in der Stadt. Sie wagte es nicht, Lügen zu verbreiten, aber wenigstens würde die Wahrheit einen Weg finden, und niemand würde beweisen können, dass sie damit etwas zu tun hatte.
Die Marchioness würde den Umstand lieben, dass de Warenne eine Piratentochter in die Gesellschaft einführen wollte.
Endlich atmete Dulcea tief ein und lächelte.
Amanda bewegte sich leichtfüßig, aber weil sie sich gerade halten, den Rücken strecken und irgendwie ein Buch auf dem Kopf balancieren sollte während des Walzers, vermochte sie den Anweisungen des Tanzlehrers nicht zu folgen.
„Eins, zwei, drei, eins, zwei, drei“, sagte er wieder und wieder, doch jedes Mal bevor er das zweite „drei“ erreichte, fiel ihr das Buch vom Kopf.
Er ließ sie los. „Miss Carre! Der Walzer ist ganz einfach. Sie müssen nur drei Schritte schaffen und sich dabei aufrecht halten. Wie schwer kann das sein?“
Amanda errötete und hob das Buch wieder auf. Sie kannte die Schritte, sie verstand nur nicht, wie sie die Füße bewegen und dabei gleichzeitig den Rücken und die Schultern nicht bewegen sollte. Es erschien ihr unmöglich, und sie war entmutigt, aber sie würde nicht aufgeben. Damen mussten tanzen, und sie mussten gut tanzen. Früher oder später würde sie den Walzer meistern. In jedem Fall – sie wusste, jeder in Clives Familie hoffte, sie würde in der Lage sein, am Ball der Carringtons teilzunehmen, und bis dahin waren es nur noch zwei Wochen.
Mr. Burns seufzte. „Sollen wir?“
Sehr behutsam legte Amanda sich das Buch auf den Kopf und dann eine Hand auf seine Schulter, die andere auf seine Hand. Er lächelte kurz, dann wurde seine Miene ernst, und er begann: „Eins, zwei,
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