Freibeuter der Leidenschaft
miteinander tanzen sah?“
„Ich werde Amanda nicht ruinieren“, erwiderte er finster. „Aber sie führt mich in Versuchung, ich gebe es zu. Sollte es jemals dazu kommen, dann werde ich sie heiraten.“
Eine ganze Weile lang sah Edward ihn nur an. „So also denkst du?“ Seine Miene wurde sanfter.
Clive begann sich unbehaglich zu fühlen. „Ich habe nicht vor, irgendwen zu heiraten. Ich mag mein Leben genau so, wie es ist. Aber ich will einen guten Ehemann für sie finden, das ist meine Pflicht als Vormund.“ Er hielt inne. „Und wir sind Freunde.“
Der Earl sah ihn noch einen Moment länger an. Dann legte er eine Hand auf Clives Arm. „Es ist noch früh, aber trinkst du ein Glas Wein mit mir?“
Clive entspannte sich. „Es ist sehr früh“, stimmte er zu, erleichtert, dass sein Vater nicht weiter in ihn drang. „Aber wie du schon gesagt hast, es ist einige Zeit her, seit ich zu Hause war.“
Sie gingen quer durch den Ballsaal zu den großen Türen. „Ich hörte, du hast Miss Carre eine Mitgift gegeben, zu der auch ein Anwesen gehört. Du nimmst einiges auf dich für dein Mündel“, bemerkte Edward.
„Es gibt keine andere Möglichkeit, für ihre Zukunft zu sorgen. Tatsächlich bereitet es mir Vergnügen, für sie zu sorgen“, erwiderte Clive leichthin.
Der Earl lächelte. „Allmählich erkenne ich das. Hast du je an die Möglichkeit gedacht, dass du in sie verliebt sein könntest?“
Clive zuckte zusammen, weil sein Vater immer noch neugierig war. „Natürlich nicht“, sagte er und bemerkte, wie sein Herz schneller schlug. Sie erreichten jetzt die große Eingangshalle. „Ich bin nicht wie Tyrell oder meine Stiefbrüder und verliebe mich wie wahnsinnig, ohne je zurückzuschauen. Ich kenne das Gerede, nach der die Männer der de Warennes sich nur einmal verlieben, aber dann für immer.“ Er lachte, aber es klang unsicher, selbst in seinen eigenen Ohren. „Ich war noch nie verliebt, und ich glaube nicht, dass das jemals geschehen wird.“
„Natürlich glaubst du das nicht. Du hast beschlossen, anders zu sein als alle anderen de Warennes. Wenn du willst, kann ich dir helfen, eine Heirat für sie zu arrangieren“, sagte Edward und warf ihm einen Seitenblick zu. „In Anbetracht ihres Charmes und der Einzigartigkeit dieser Beziehung wäre es wohl am besten, sie sofort zu verheiraten und deiner Vormundschaft ein Ende zu setzen – wie auch eurer Freundschaft.“
Clive erstarrte. Adare versagte niemals. Wenn er den Earl bat, einen Gatten für Amanda zu finden, dann würde er das tun, und zwar sehr schnell. Zum ersten Mal in seinem Leben log er seinen Vater an. „Ich besitze bereits eine Liste möglicher Bewerber. Die werde ich sorgfältig durchgehen, aber ich schaffe das schon, vielen Dank.“
Edward zuckte die Achseln. „Wenn du deine Meinung änderst, dann musst du nur fragen. Ich bin sicher, es könnten mehrere passende Bewerber gefunden werden.“
„Danke, aber nein danke“, sagte Clive. „Ich habe die Sache im Griff.“
Der Earl lächelte nur.
„Und – Vater? Amanda und ich werden Freunde bleiben, auch wenn sie verheiratet ist.“
„Natürlich“, sagte der Earl.
16. Kapitel
Ashton war ein typisches englisches Dorf, klein und beschaulich, mit ordentlichen Läden, die frisch gestrichen waren, und Blumen in den Fenstern. Die Kutschfahrt vom Dorf nach Ashford dauerte nur zehn Minuten und führte über eine reizvolle Landstraße. Hohe, sorgfältig beschnittene Hecken boten Einblicke in die prächtigen Häuser des örtlichen Landadels. Aber in dem Moment, da Clives Kutsche in den spärlich mit Kies bestreuten Weg einbog, der zum Haus führte, vorbei an zwei angeschlagenen Steinsäulen mit einem Schild, das so alt war, dass es kaum noch leserlich war, ahnte er, in was für einem schlechten Zustand das Haus sein musste.
Die Flächen neben der Straße waren an manchen Stellen kahl, an anderen überwuchert. Vor ihnen lag ein düsteres Steinhaus. Stirnrunzelnd sah er Amanda an, aber sie lehnte sich aus dem Fenster, das Gesicht gerötet vor Aufregung. Innerlich fluchte er und wünschte, so vorausblickend gewesen zu sein, erst einmal allein hierher zu kommen und das Anwesen zu besichtigen, ehe er sie hierher brachte. Immerhin hatte er sie angekündigt, und man erwartete sie.
Amanda saß neben ihm und zappelte fast vor Aufregung, seit sie ein paar Meilen vor Ashton gewesen waren. Ariella und Anahid folgten in einer anderen Kutsche, zusammen mit Monsieur Michelle, Clives
Weitere Kostenlose Bücher