Freibeuter der Leidenschaft
zurück.“ Und endlich erkannte Amanda, dass ein Teil von ihr immer noch auf ein kleines Zeichen von Zuneigung von dieser Frau wartete, trotz ihrer früheren Begegnungen.
Dulcea erbleichte. „Wie kannst du das tun? Du willst dein neues Leben hier aufgeben, in der Stadt, um auf einer Insel voller Piraten zu leben?“
„Ich glaube, ich sagte dir, dass ich ein Geschäft eröffnen will. Ich möchte eine vornehme Dame bleiben.“
„Du bist verrückt, und du bist undankbar!“ Dulcea zitterte, und ihre Augen blitzten. „Ich habe dir ein Heim angeboten, ein richtiges Zuhause, und du gehst einfach fort, um Abenteuer zu suchen? Du bist genau wie dein Vater.“
Amanda erstarrte. „Sie haben mir nichts angeboten, Lady Belford. Alles, was ich von Ihnen wollte, war ehrliche Zuneigung. Alles, was ich in Ihren Augen gesehen habe, waren Berechnung und Gier. Ich kam hierher in der Hoffnung, dass ich mich an jenem Abend auf dem Ball täuschte. Aber es stimmte alles, oder?“
Dulcea schwieg, und tausend verschiedene Gefühle spiegelten sich auf ihrem Gesicht wider. Dann sagte sie wieder ruhiger: „Ich bin verärgert, weil du deine Aussichten vernichtest. Wenn du Berechnung siehst, dann weil ich das Beste für dich will! Du bist …“ Sie hielt inne und senkte die Stimme. „Du bist meine Tochter, ungeachtet der Vergangenheit. Ich möchte eine schöne Zukunft für dich.“
Amanda glaubte ihr nicht. „Warum liegt dir so wenig an mir? Bist du so niederträchtig? Oder ist es mein Fehler?“
Dulcea kam näher. „Natürlich liegt mir an dir. Das sagte ich dir auf dem Ball.“
Amanda schüttelte den Kopf. „Dir geht es nicht um mich, dir geht es um den Reichtum, den ich vielleicht in dein Haus bringen könnte. Ich bin jetzt eine Dame, aber aus irgendeinem Grund bin ich immer noch nicht gut genug, um deine Zuneigung zu empfangen. Liegt es daran, dass ich ein Bastard bin? Soll ich deshalb für deine Sünden bezahlen? Oder siehst du hier jetzt den Nachkömmling eines Piraten stehen? Ich habe alles getan, um mich zu ändern, aber es ist nicht genug, oder?“
„Es ist nicht genug“, stimmte Dulcea eifrig zu, „aber ich kann dir helfen, eine wirkliche Dame zu werden. Ich habe immer noch vor, dich mit de Warenne verheiratet zu sehen. Amanda, du wirst eine der führenden Köpfe der Gesellschaft werden.“
Amanda empfand nur Abscheu. „Und du wirst mit mir regieren, während wir beide herrlich von Clives Reichtum leben.“
„Warum nicht?“, sagte Dulcea heiter.
Und endlich fühlte sie, wie sie den Traum von ihrer Mutter verlor, den ihr Vater ihr vorgegaukelt hatte. Zusammen mit ihrem Kummer darüber, Clive verlassen zu müssen, war es fast unerträglich. Ihre Hände zitterten, als Amanda die Perlenohrringe abnahm, die Clive ihr geschenkt hatte, und sie Dulcea reichte. Von ihrem ersten Geschenk, dem Halsband, würde sie sich niemals trennen. „Hier. Verkaufe sie. Vielleicht hilft das. Sobald ich meine ersten Gewinne mache, werde ich dir schicken, so viel ich kann, und ich hoffe, es wird genügen, um dich und deine Kinder zu ernähren.“ Sie konnte kaum glauben, was sie da anbot, aber sie meinte es ernst. Dulcea Belford liebte sie nicht, aber sie war ihre Mutter – und sie war in einer verzweifelten Lage, und ihre beiden Kinder waren Amandas Halbbruder und ihre Halbschwester.
„Wie kannst du das tun? Ich biete dir alles, Amanda!“
Sie bot ihr gar nichts. „Auf Wiedersehen – Mutter.“ Amanda ging hinaus.
Von dem Augenblick an, da er Amanda in ihrem Bett zurückgelassen hatte, hatte er ununterbrochen gelächelt. Jetzt, am späten Nachmittag, schmerzte ihm allmählich das Gesicht davon. Aber nun verstand er endlich, was Liebe war. Sie bedeutete unendlich viel Freude und Glück. Er konnte kaum glauben, dass er sich für immun gegen diese Gefühle gehalten hatte.
Er betrat Harmon House und blickte zur Treppe. Der Verlobungsring, den er gerade gekauft hatte, schien ein Loch in seine Brusttasche zu brennen. Er war in Gedanken ein Dutzend verschiedene Möglichkeiten durchgegangen, ihr einen Antrag zu machen, doch jede war ihm unzureichend erschienen. Er wollte ihr irgendwie klarmachen, wie tief seine Gefühle gingen, falls ihm das am Vortag und in der vergangenen Nacht noch nicht gelungen war.
Er begehrte sie entsetzlich. In der letzten Nacht hatte er sie auf hundert verschiedene Weisen geliebt, und er konnte es kaum erwarten, das wieder zu tun. Er hoffte sehr, sie verstand, was er ausdrücken wollte, wenn er sie
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