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Freibeuter der Leidenschaft

Freibeuter der Leidenschaft

Titel: Freibeuter der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Brenda
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nicht zum ersten Mal.
    „Papa!“
    Aus dem Innern der dunklen Zelle war ein Rascheln zu hören.
    „Papa!“, flehte sie und versuchte, ihre Angst zu unterdrücken. An diesem Tag war ihre letzte Hoffnung gestorben, und sie war sich dessen nur zu sehr bewusst.
    „Amanda, Mädchen!“ Rodney Carre erschien am Fenster, ein Bär von einem Mann mit dunkelblondem Haar und einem dunkleren Bart.
    Amanda begann zu weinen.
    „Verdammt, Mädchen, weine nicht um mich!“, rief Rodney. Er umklammerte die Gitterstäbe mit seinen Fäusten, bis die Knöchel weiß hervortraten.
    Sie liebte ihn so sehr. Er bedeutete ihr alles. Aber er war jetzt wütend, und sie wusste es. Er hasste Tränen. Dennoch konnte er sie nicht schlagen, nicht mit dem Gitter zwischen ihnen. „Ich habe es versucht, Papa! Ich habe es versucht!“, klagte sie. „Ich habe versucht, Woods dazu zu bringen, dich zu begnadigen, aber er wollte nicht.“
    Rodney starrte sie entsetzt an.
    „Ich kann das nicht, Papa. Ich kann nicht weiterleben, wenn du fort bist.“
    „Hör auf!“, brüllte er und weckte damit zweifellos die anderen Gefangenen auf. Amanda hörte sofort auf zu weinen. „Hör mir zu, Mädchen. Du hast es versucht und dein Bestes getan. Ich bin stolz auf dich, wirklich. Kein anderer Vater hat so ein gutes, treues Mädchen.“
    Amanda zitterte. Rodney lobte sie selten. Sie wusste, dass er sie sehr liebte, denn sie war alles, was er hatte, nach dem Schiff und seiner Mannschaft, aber sie sprachen nie über Gefühle, schon gar nicht über Liebe. „Du bist stolz auf mich“, wiederholte sie wie benommen.
    „Natürlich bin ich das. Du bist stark und tapfer. Du bist nie einem Kampf aus dem Wege gegangen. Du hast nie geweint, wenn du geschlagen wurdest. Mädchen – ich entschuldige mich dafür. Es tut mir leid, dass du mit meinem aufbrausenden Temperament leben musstest. Es tut mir leid, dass ich dir kein schönes Haus und keinen englischen Rosengarten geben konnte.“
    In diesem Moment wusste Amanda, dass dies das Ende war, denn sonst hätte er nie so mit ihr gesprochen. „Es macht mir nichts aus, dass du mich geschlagen hast, wie hätte ich sonst lernen sollen, was richtig und was falsch war? Außerdem hast du mich öfter verfehlt als getroffen, weil ich so schnell bin.“ Sie fühlte, wie ihr mehr Tränen über die Wangen liefen. „Ich wollte nie einen Rosengarten“, schwindelte sie.
    In der Dunkelheit schienen seine Augen zu leuchten. „Alle Frauen wollen Rosen, Mädchen. Deine Mama hatte einen Garten, der voll davon war, als ich sie traf. Vielleicht lebt sie jetzt in London, aber dort hat sie auch einen Garten. So leben die vornehmen Leute.“
    Sie würden jetzt also über ihre Mutter sprechen? Sie war in St. Mawes in der Nähe von Cornwall geboren, und dort von ihrer Mutter, Dulcea Straithferne Carre aufgezogen worden, bis sie vier Jahre alt war. Mama hatte Rodney geheiratet, als er ein schneidiger junger Lieutenant in der königlichen Marine gewesen war, lange ehe er sich der Piraterie zuwandte. Aber nachdem er das Vagabundieren begonnen hatte, war er nach Cornwall gekommen und hatte ihre Mutter gebeten, sie ihm zu überlassen. Ihre Mutter hatte abgelehnt, weil sie sie zu sehr liebte, um sie wegzugeben. Daher hatte Rodney sie geraubt, sie den Armen ihrer schluchzenden Mutter entrissen, sie auf die Inseln gebracht, und sie war niemals zurückgekehrt.
    Sie kannte nichts anderes als das Leben mit ihrem Vater. Er hatte Angst gehabt, sie zu Besuchen bei ihrer Mutter mitzunehmen, weil die Behörden ihn einsperren könnten für das, was er getan hatte. „Das verstehst du doch, Mädchen, oder? Warum ich es tun musste?“
    Natürlich hatte Amanda das verstanden. Sie liebte ihren Papa, und sie konnte sich nicht vorstellen, in Cornwall zu wohnen. Aber sie wünschte, sie könnte sich an ihre Mutter erinnern. Papa hatte ihr erzählt, sie wäre elegant und anmutig, eine echte Dame, und so schön, dass es ihren Bewunderern den Atem raubte. Gewöhnlich war Rodney betrunken, wenn er anfing, über die Vergangenheit und Mama zu sprechen, und jedes Mal begann er am Ende zu weinen. Er hatte nie aufgehört, seine Frau zu lieben, und er wollte, dass auch Amanda sie bewunderte, wenigstens aus der Ferne. Amanda sollte wissen, dass ihre Mama etwas Besonderes war.
    Amanda fragte sich oft, was ihre Mutter nach so vielen Jahren wohl dachte. Mama wusste nicht, wohin Rodney sie gebracht hatte, und es hatte keinen Kontakt zwischen ihnen gegeben, nicht einmal einen Brief.

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