Freibeuterin der Liebe - What a Pirate desires
leicht behaarten Stämmen reichte.
Der Boden unter ihren Füßen war schwammig. Abgesehen von dem leisen Klimpern von Lukes Goldketten herrschte eine beinahe unheimliche Stille. Es war, als würden alle Geschöpfe in dieser Wildnis gespannt auf das Kommende warten. So wie Sam.
Sie schaute sich zu Luke um. Schweiß glänzte auf seiner Brust, und sein Hemd klebte am Körper, doch seine Miene war unbewegt. Er sagte nichts, als ihre Blicke sich begegneten, kein ermutigendes oder warnendes Wort. Aus irgendeinem Grund verletzte sie das ebenso wie seine Lüge. Sie hätte sich eine kleine Aufmunterung gewünscht oder vielleicht sogar ein Lächeln. Natürlich wusste sie, dass das nach dem, was sie zu ihm gesagt hatte, eine törichte Erwartung war, und doch kränkte seine Gleichgültigkeit sie.
Sie schaute wieder nach vorne, wo Copper auf einem Weg voranging, den nur er erkennen konnte. Und dann kamen sie plötzlich auf eine moosbewachsene Lichtung mit einem kleinen See, der in der Sonne glitzerte, die hier von keinerlei Blattwerk gehindert vom Himmel brannte. Geblendet drehte Sam den Kopf zur Seite und bemerkte ein paar Männer am Rand der Lichtung. Einer von ihnen lag
fluchend auf dem Rücken, während drei andere mit langen fransigen Stoffstreifen hantierten.
Luke trat zu ihr und umfasste ihren Unterarm.
»Der da auf dem Boden ist Dervish«, flüsterte er ihr zu.
Das hätte er nicht tun müssen - sie kannte die Stimme aus jener entsetzlichen Nacht, in der er ihr das Liebste nahm, was sie auf der Welt hatte. Nur schwang heute kein Triumph darin mit, sondern Schmerz. Es bereitete Sam eine ungeheure Genugtuung. Der mächtige Dervish litt.
Und diesmal würde er es sein, der alles verlor. Endlich war es an ihr, zu triumphieren.
»Kapitän«, Copper ging zu seinem Anführer hinüber, »Sam Steele will mit Euch reden.«
Luke verstärkte seinen Griff, doch Sam setzte sich in Bewegung. Sie würde zu Dervish gehen, und wenn sie Luke mitschleifen müsste. Er verstand und ließ sie los. Auch Joe wollte sie zurückhalten, blieb jedoch abrupt stehen, als sie den Kopf schüttelte.
»Copper, du Idiot! Du solltest doch am Strand bleiben. Geh wieder an deine verdammte Arbeit!«, schrie Dervish.
Beim Näherkommen erkannte Sam, dass die drei Männer bei ihm damit beschäftigt waren, etwas mit den Stoffstreifen zu umwickeln - wie es schien, den Rest von Dervishs einem Bein. Als sie den Verband strafften, bäumte Dervish sich vor Schmerzen auf und fluchte so lästerlich, dass Sam unwillkürlich zusammenzuckte.
»Sie belagern unser Schiff, Sir. Ich hatte keine Chance …«
»Ich habe ihn gezwungen, uns zu Euch zu führen.« Es überraschte Sam, dass ihre Gemütsverfassung ihrer Stimme nicht anzumerken war.
Einen Moment lang schwiegen alle. Nur Dervishs mühsame Atemzüge waren zu hören. Sie klangen, als versuche jemand mit einer rostigen Säge Stahl zu sägen.
»Ich bin im Augenblick nicht in Stimmung für ein romantisches Abenteuer, Mädchen. Komm in einer Stunde wieder.«
»Ihr widerwärtiges …«
»Sie ist bewaffnet«, warnte Copper. »Sie sind alle bewaffnet.«
»Verdammt, Mann, was hast du in deinem Schädel? Sägemehl?« Von saftigen Verwünschungen begleitet, richtete Dervish sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf. »Was für ein Mädchen wagt es da, mich zu beschimpfen?«, grollte er. »Geht aus dem Weg, verdammt, ich will sie sehen!«
Die drei Männer wichen zurück und gestatteten Sam einen unverstellten Blick auf ihren Erzfeind.
Ihr erster Gedanke war, dass der Mann nicht zu der Stimme passte. Sie hatte einen hochgewachsenen, imposanten Kerl erwartet, doch der da - das konnte sie sogar beurteilen, obwohl er saß - war nicht größer als Luke. Sein Gesicht war hager und hatte eine ungesunde, gelbliche Farbe, die Sam an eine überreife Banane erinnerte. Schweißtropfen standen auf seiner Stirn und seiner Oberlippe. Die Schultern waren weder breit noch muskulös, sondern gebeugt und knochig.
Die nackte Brust mit den hervorstehenden Rippen wies die gleiche Gelbfärbung auf. Schwarzes Haar klebte fettig und verfilzt an seinem Kopf. In seinem Mund fehlten mehrere Zähne, die schmutzigen Fingernägel an den knochigen Händen waren wie Tierkrallen gebogen.
Eines der Beine, die dünn wie Bambus waren, endete unterhalb des Knies. Der provisorische, schmuddelige Verband färbte sich zusehends rot. Plötzlich fuhr ein Windstoß herab und streifte Dervish. Als er Sam erreichte, brachte er den Gestank faulenden Fleisches
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