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Freibeuterin der Liebe - What a Pirate desires

Titel: Freibeuterin der Liebe - What a Pirate desires Kostenlos Bücher Online Lesen
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handeln musste. Ihr Blick schoss hierhin und dorthin. Wo war er? Verzweifelt drängte sie sich zwischen den Piraten durch. Ein schrilles Lachen fuhr ihr in die Knochen, beraubte sie aller Kraft. Ihre Beine gaben nach, sie sank zu Boden, kam nicht mehr hoch, sosehr sie sich auch anstrengte.
    »Hilf mir«, flehte sie.
    Plötzlich trat Stille ein, so unverhofft und vollkommen, dass sie in Sams Ohren dröhnte. Die Piraten bildeten eine Gasse, gestatteten ihr freie Sicht zur anderen Seite ihres Schiffes.
    »Luke!«, schrie sie gellend.
    Er wandte sich ihr zu. Blut strömte aus der Höhle, in der sein rechtes Auge gesessen hatte. Die andere verdeckte noch immer die Klappe.
    »Nein!«, heulte sie. Sie nahm all ihre Kraft zusammen, stemmte sich auf die Ellbogen hoch und robbte auf ihn zu.
    »Ich komme, Luke. Ich komme.«
    Die Piraten um sie herum grinsten höhnisch. Als Sam nur noch ein paar Zentimeter von Luke entfernt war, zerriss ein Pistolenschuss die Stille.
    Luke tanzte wie eine Marionette, die von einem Dutzend
Puppenspielern in ebenso viele Richtungen gezerrt wurde. »Nein!« Der Schmerz drang bis auf den Grund von Sams Seele. Aber es war zu spät.
    Luke brach dicht vor ihren Augen zusammen. Tot.
    Sie fuhr aus dem Traum hoch, schweißgebadet und von Verzweiflung erfüllt. Ihre keuchenden Atemzüge wurden von den Wänden der Kabine zurückgeworfen. Bilder aus ihrem Traum geisterten durch ihren Kopf, peinigten sie. Luke hatte auch sein zweites Auge verloren. Luke war ermordet worden. Sie hatte versagt. Sie hatte ihn verloren.
    Schluchzend lief sie an dem leise schnarchenden Carracks vorbei zur Leiter. Die Nachtluft, die über ihren feuchten Körper strich, ließ Sam frösteln. Von der Schiffswand aus suchte sie mit den Augen den Strand ab. Sie hatte seinen Tod nur geträumt. Er würde noch am Strand liegen. Er war am Leben. Er musste am Leben sein.
    Sie fand die Stelle, wo er gelegen hatte. Sie blinzelte. Er war fort! Als sie nach vorne rannte, blieb ihr Nachthemd am Rettungsboot hängen. Der Stoff riss mit einem scharfen Geräusch, das in der nächtlichen Stille ohrenbetäubend wirkte, doch Sam nahm es gar nicht wahr. Es war töricht, wider die Vernunft, aber sie würde erst Ruhe finden, wenn sie Luke sah.
    Am Bug angelangt, schöpfte sie zittrig Atem und ließ den Blick, die Finger in die Schiffswand gekrallt, langsam von einem Ende des Strandes zum anderen wandern.
    »Bitte, Luke. Bitte, sei da.«
    Der Strand war menschenleer. Sam begann zu beten.

    Und dann entdeckte sie Luke. Er stand, an einen Poller gelehnt, am Pier und schaute aufs Wasser hinaus. Sam wurde schwindlig vor Erleichterung. Luke war wohlauf.
    »Danke, lieber Gott«, flüsterte Sam.
    Im nächsten Augenblick verließen sie die Kräfte, die sie aus ihrem Bett an Deck hatten stürmen lassen, und sie sank zu Boden.
     
    »Ihr seht müde aus, Mädchen«, sagte Joe am nächsten Morgen.
    »Das bin ich auch.« Sam blinzelte gegen den Sand an, der sich in ihren Augen gesammelt zu haben schien. Nach ihrem Albtraum war an Schlaf nicht mehr zu denken gewesen, und es überraschte sie nicht, dass ihr ihre Erschöpfung anzusehen war. »Ich dachte, wir hätten vereinbart, dass Ihr morgen kommt. Ich habe noch keine Antworten für Euch.«
    Joe sah selbst ziemlich mitgenommen aus. »Deswegen bin ich gar nicht hier. Ich dachte, ich nehme Euch den Jungen ab, damit Ihr ungestört nachdenken könnt.«
    »Darf ich?«, hörte sie Aidan aufgeregt fragen. Als sie sich umdrehte, schloss er gerade die Lukenklappe. Er wirkte so ausgeruht und unternehmungslustig, dass Sam sich mit ihren kraftlosen Gliedern und dem umnebelten Kopf wie eine Hundertjährige vorkam. Obwohl sie sich fest vorgenommen hatte, Aidan nicht mehr zu gängeln, machte die Vorstellung, ihn an Land gehen zu lassen, ihr wieder Angst.
    »Ich weiß nicht, Joe …«

    Er hob seine schwielige Hand. »Hört mir zu. Ihr müsst nachdenken, und so, wie Ihr ausseht, könnte Euch auch ein wenig Schlaf nicht schaden. Wie der Zufall es will, kenne ich da einen Wasserfall und einen Teich, die einem Jungen wie diesem«, er zauste Aidans Haar, »gefallen dürften.«
    Die Sonne strahlte von einem wolkenlosen Himmel, der so weit war wie das Meer, und es war heiß, doch der Gedanke, Aidan gehen zu lassen, machte Sam frieren.
    »Ich werde vorsichtig sein, Sam. Bitte, lass mich gehen.«
    Das gab den Ausschlag. Es war das erste Mal, dass er sie gebeten hatte. Natürlich hatte sie die Sehnsucht in seinem Blick gesehen, wenn die Männer

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