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Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)

Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)

Titel: Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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Leben wieder einen Sinn ergab. Aber im Moment sah er ihn einfach nicht.
    Bedrückt drehte er sich um und verließ den Hafen mit schnellen Schritten. Anstatt in die Kieler Innenstadt, fuhr er zurück nach Hause.
    Er war nicht fähig, Afrika zu vergessen. Nichts konnte ihn diesen Kontinent vergessen lassen. Afrika war ein Teil seines Lebens und auch ein Teil von ihm und würde es immer bleiben. Er musste lernen, damit zu leben.
    Mit Abudis Tötung hatte er sich diese Möglichkeit verbaut. So wie er Jahre zuvor wegen der Schlägerei nicht zurück nach Hause gekonnt hatte. Im Nachh inein wäre Gefängnis wohl die bessere Wahl gewesen.
    Aber eigentlich nicht. Es war eine Chance gewesen.

5. Dass Melissa sich so lange nicht gemeldet hatte, war überhaupt kein Zögern gewesen. Nach Abschluss von Keplers Fall war ihre Verwendung als Staatsanwältin beendet worden und man hatte sie zur Richterin am Mindener Amtsgericht berufen. Aufgrund dieser Veränderung hatte sie einfach keine Zeit gehabt.
    Kepler passte es ganz gut, dass die Mühen mit dem beruflichen Wechsel und dem Umzug nach Minden Melissa immer noch ziemlich einnahmen. Ihm gefiel ihre Zielstrebigkeit, aber er musste sich erst daran gewöhnen. Und er wollte keine Ratschläge für seine eigene Wohnungssuche haben. Von niemandem.
    Kiel hatte ihn an Afrikas Dschungel erinnert. Er hatte sich in dieser Stadt auf eine sonderbare Art und Weise frei und lebendig gefühlt. Dahin zeihen wollte er jedoch nicht. Nicht, weil sie weit weg von Zuhause und von Melissa war. Sondern, weil Kiel ihn an Katrin erinnern würde.
    E r empfand nur noch Bedauern darüber, dass sie weg war, keinen Schmerz, aber er wollte nicht an sie erinnert werden. Er freute sich nur über ihr letztes Geschenk, die Erkenntnis darüber, wo er leben wollte – in einer Großstadt.
    Jetzt musste er nur noch eine finden, in der sich in seinem Inneren dasselbe Gefühl wie in Kiel einstellen würde.
    I n dieser Hoffnung durchstreifte er Bielefeld. Die Stadt hatte zwar mehr Einwohner als Kiel, besaß aber nicht das Flair einer Weltstadt, das die Hauptstadt von Schleswig-Holstein wohl durch den Hafen hatte. Osnabrück war kleiner als Kiel und hatte noch weniger davon, was Bielefeld schon zu wenig hatte. In Münster fuhren zu viele Fahrräder herum und insgesamt wirkte die Stadt wie ein großer Uni-Campus auf Kepler. Minden war wie Bielefeld. Außerdem, es war zu nah an Melissa, sollte es mit ihnen beiden nicht klappen.
    Weiter nach Süden wollte Kepler nicht, es blieben noch Hannover und Br emen. Hannover war vom Gefühl her zwar schon ganz gut, aber Bremen erwies sich als noch besser.
    Die zehntgrößte Stadt Deutschlands hatte Häfen. Keiner davon war wie der in Ki el, aber sie gaben der Stadt dasselbe maritime Flair, das Kepler in Kiel gefallen hatte. Seine Sehnsucht nach der Ferne verspürte Kepler jetzt beständig, und Bremen fühlte sich irgendwo zwischen Kiel und seiner Verheißung der unendlichen Weite, und Steinfurt und dessen Beständigkeit an.
    D ie Immobilenpreise in Hansestädten waren dagegen sehr viel weniger erbaulich als die in Keplers Heimat. Wollte er etwas Anständiges haben, musste er eine Wohnung mieten, anstatt eine zu kaufen, sonst würden die Zinsen nicht ausreichen, um weiterhin ohne Arbeit auszukommen.
    W enn Kepler an einen beschaulichen Job, an Altersvorsorge oder an so etwas dachte, überkam ihn ein Gefühl der Sinnlosigkeit. Würde sich die Agentur in Münster mit etwas Brauchbarem melden, war es gut. Wenn nicht, dann wollte Kepler nichts tun, das nicht seiner Natur entsprach. Er war Soldat. Und der einzige Versuch, das zu verleugnen, war mit der UNO mächtig danebengegangen.
    Oma fand das widernatürlich. Und als Kepler von seinem Vorhaben erzählte, nach Bremen zu ziehen, waren weder sie noch Sarah begeistert. Zu seinem Erstaunen versuchte keine der beiden, ihn davon abzubringen. Wahrscheinlich verstanden sie doch in etwa, was in ihm vorging. Kepler fühlte sich nach dem Gespräch erleichtert, obwohl ihn störte, dass es seinem Bruder völlig egal war.
    Dank Internet und Telefon war die Wohnungssuche nicht schwer. Einige Male fuhr Kepler nach Bremen, um eine Wohnung anzusehen, aber es war nichts g ewesen, was ihm gefallen hatte. Das frustrierte ihn einerseits.
    Andererseits, solange er bei Oma wohnte, konnte er etwas für sie tun, er wollte ihre grenzenlose Liebe zu ihm zumindest ein wenig erwidern.
    Die Wohnungssuche hatte den positiven Nebeneffekt, dass Oma sich endlich mal etwas

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