Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)
anlegst?", fragte der Mann sofort drohend.
" Erspar mir die Predigt und bleib bei der Sache."
"Du bist mutig", sagte der Lockschopf zwar amüsiert, aber auch leicht ane rkennend. "Bist du so hart oder tust du nur so?"
" Ich bringe es euch morgen Abend, zehn Uhr. Wir treffen uns hier", bestimmte Kepler. "Ihr lasst meine Familie ab jetzt in Ruhe."
"Gut", grollte der Lockige. "Ach, warte mal", bat er fast höflich, als Kepler gehen wollte. "Läuft was faul", drohte er mild, "geht alles schief. Für deinen Bruder, für deine Schwägerin und für deinen Neffen. Die fliegen nirgendshin."
Er lächelte abfällig, fuhr die Scheibe hoch und der Wagen fuhr gleich an.
Ke pler sah ihm nach. Dann lächelte er auch, kalt und freudlos.
Der Lockige hätte sich erschrocken, hätte er dieses Lächeln gesehen. Kepler sah dem Mercedes noch kurz nach, bevor er ins Haus ging.
Sarah wartete mit verkrampft verschränkten Armen im Flur auf ihn.
"Und?"
"Sie lassen euch gehen", versprach Kepler.
Sarah sah ihn eine Weile an. Sie konnte seine Gedanken schon immer lesen.
"Du wirst sie töten ."
"Nur wenn sie es nicht anders haben wollen."
"Weißt du, Dirk", sagte sie , "deswegen wollte Jens es dir nicht sagen."
" Dann hätte er bezahlen müssen", gab Kepler zurück.
Sarah rang mit ihrer Verzweiflung.
" Dann könnten wir in Amerika nicht einmal eine Wohnung mieten."
"Wenigstens hast du den Durchblick", sagte Kepler.
"Ich lasse Robert nicht mehr aus den Augen", sagte Sarah dumpf. "Er schläft nur noch bei uns. Und ich weine." Ihre Augen blitzten hasserfüllt auf. "So etwas darf man einem Baby nicht antun."
"Keinem Menschen, Sarah ."
"Ja ." Sie legte ihre Hand auf seine. Sie blickte immer noch erschrocken, aber in ihren Augen waren nun Zuversicht und eine kalte Entschlossenheit. "Du hast Katrin beschützt und jetzt wirst du deine Familie beschützen."
Genau das hatte Kepler hören wollen, eigentlich hören müssen, und er war froh, dass Sarah seine Empfindungen nachvollziehen konnte. Er würde sie b eschützen, wenn schon nicht seinen Bruder. Er war es ihr schuldig, und er konnte es nur auf eine Weise.
"Ja."
Sarah strich ihm über die Wange, dann ging sie zu ihrem Sohn.
Kepler machte für sich und für Sarah neuen Kaffee. Er war damit fast fertig, als sein Bruder in die Küche kam. Er nickte Kepler nur zu, dann blickte er schweigend auf die Überreste des Tortenschiffes, während Kepler ihn ansah.
Sein großer Bruder war gebrochen. Er war abgemagert und hatte dunkle Ringe unter den Augen. Er hatte erfahren müssen, wie gemein Menschen sein konnten, und er kam damit nicht klar. Er sah elend aus.
Kepler machte noch eine n Kaffee und ging zu Jens, der immer noch nicht zu ihm blickte. Er stupste seinen Bruder an und hielt ihm die Tasse hin. Als Jens sie nehmen wollte, ließ Kepler sie nicht los, bis Jens den Blick hob.
"Wieso sagst du mir nichts, Bruder?", fragte er. "Es geht um deine Familie."
"Verdammtes Blutgeld", murmelte Jens kaum hörbar.
"Aber ein Haus lässt sich damit vortrefflich kaufen, nicht", erwiderte Kepler höhnisch. "Gib es doch den Verbrechern und wohne unter der Brücke."
Jens wich seinem Blick erbost und verzweifelt aus.
"Ich regle die Sache", sagte Kepler bestimmt. "Nicht deinetwegen, Jens, sondern für Sarah und Robert. Und du wirst tun, was ich dir sagen werde, und zwar alles – für deine Familie, Bruder."
Jens blickte zu seiner Frau, die schweigend in der Küchentür stand und ihn r uhig und bestimmt anblickte. Und er wagte es nicht, seinem kleinen Bruder nicht zu gehorchen. Er nickte ergeben.
" Okay..."
S eine Stimme hatte jegliche Kraft verloren.
"Verlasst das Haus bis morgen Abend nicht mehr", verlangte Kepler. "Sarah, du rufst mich um Viertel vor zehn auf meinem Handy an."
Er trank einen Schluck und stellte seine Tasse auf der Anrichte ab. Jens sah an ihm vorbei, als er hinausging, aber er merkte, dass Sarah ihre Schultern ein wenig gerader hielt. Sie kam hinter ihm heraus. Er deutete ihr mit den Augen wieder hinein zu gehen und stieg ein. Sarah gehorchte widerwillig.
Kepler stellte den Ganghebel auf R. Als er aus der Einfahrt zurücksetzte, sah er, dass Sarah ihm aus der Tür nachblickte.
15. Am nächsten Morgen ging Kepler zur Bank, hob fünftausend Euro ab und holte die Glock, den Schalldämpfer und vier Ersatzmagazine aus seinem Schließfach. Er brachte die Waffe nach Hause und zog eine seiner beiden Jeans an und die einzige Jacke, die nicht militärisch aussah. Danach ging er zu
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