Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)
etwas Sinnvolles zu tun.
Die Enttäuschung über Abudi schien auf einmal klein. Menschen waren an sich gut. Und hier hielt ihn nichts. Nicht einmal Katrin war mehr hier.
"Wie haben Sie mich gefunden?"
Kepler fragte es, um Zeit zu gewinnen, damit er wieder klarer und vor allem emotionslos denken konnte. Und es interessierte ihn wirklich.
" Mein Bruder kennt Leute, die so etwas können", antwortete Galema.
Das war keine richtige Antwort. Aber eine, die weitere Fragen erübrigte. Und Keplers Aufwallung war vorüber.
"In welcher Funktion soll ich für Sie arbeiten?", erkundigte er sich.
"Als mein Sicherheitschef", antwortete der Südafrikaner sofort präzise.
"In Südafrika gibt es solche nicht?"
"Doch. Aber ich will das Beste haben, was ich kriegen kann."
"Explizit mich?", fragte Kepler überrascht. "Warum?"
"Sie hatten im Sudan einen Ruf", antwortete Galema ruhig. "Keiner wagte es, sich mit Ihnen anzulegen."
"Mehr als genug taten es. Braut sich über Ihrem Kopf ein Krieg zusa mmen?"
"Nein", antwortete Galema und sammelte sich. "Meine Schwester und ich, wir h aben in den letzen fünf Jahren das Vermögen, das unser Vater uns hinterlassen hat, verzehnfacht", begann er anscheinend weit ausholend. "Wir haben mittlerweile eine Ebene erreicht", fuhr er nachdenklich fort, "auf der Worte mehr zählen als das Geld – in Verbindung damit..."
Kepler fluchte innerlich. Eben noch hatte er den Hauch einer neuen Chance gehabt. Und dieser Hauch hatte sich gerade aufgelöst.
"D ieses Gespräch erinnert mich an die Situation mit Abudi", unterbrach er den Südafrikaner. "Der wollte auch einfach nur reich werden, mit anderen Mitteln als Sie, aber dennoch. Aber dann ließ die Macht ihn alles andere vergessen und verraten. Und ich habe ihn erschossen." Er unterdrückte seine Wut auf das Schicksal und seine uferlose Enttäuschung. "Ich habe keine Lust auf eine Wiederholung. Danke für Ihre Ehrlichkeit. Sie macht es mir einfacher."
Er wollte sich erheben, aber Galema fasste ihn am Unterarm und hielt ihn nachdrücklich zurück. Einige Sekunden lang sahen sie einander in die A ugen.
"Mal halblang", gebot der Südafrikaner. "Ich bin mir dieser Macht bewusst."
"Das macht Sie nicht immun", entgegnete Kepler höhnisch.
"Natürlich nicht", bellte Galema erbost, hielt ihn aber weiterhin fest. "Sie we rden mich nicht erschießen, zumindest nicht deswegen. Ich bin nämlich gerade damit beschäftigt, diese Macht loszuwerden. Sie sollen mir dabei helfen!"
Kepler sank in den Stuhl ohne die Augen von Galema abzuwenden. Er suchte fast verzweifelt nach Anzeichen, dass der Mann log, damit es ihm leichter fiel, einfach weg zu gehen. Aber Galema schien die Wahrheit zu sagen.
"Hören Sie mir doch erst zu Ende zu", bat der Südafrikaner nach kurzem, aber tiefem Durchatmen und beruhigte sich noch einen Moment lang. "Ich werde bald sechsundvierzig, aber ich habe schon einen Herzinfarkt hinter mir." Er schwieg und sah in die Weite. "Auf dem Krankenbett sind mir einige seltsame Gedanken gekommen. Ich lag da und fragte mich, was ich eigentlich noch erre ichen will. Und welchen Preis ich dafür zu bezahlen bereit bin." Sein Blick wanderte bedächtig zu Kepler. "Ich kam zu der Erkenntnis, dass das Geld den Tod nicht wert ist. Seit einem halben Jahr löse ich mein Imperium auf." Er lächelte spärlich. "Mein Plan ist es, das ganze Geld was ich habe, mehr oder weniger sinnvoll auszugeben." Er verengte die Augen. "Ist das annehmbar für Sie?"
"Was sagt Ihre Schwester zu dem Plan?", fragte Kepler.
Er hatte versucht, versöhnlicher zu klingen, aber sein Unglaube hatte es ihm wohl unmöglich gemacht. Galema lächelte dennoch.
"Sie macht mit." Er lächelte etwas schuldbewusst. "Okay, so ganz hören wir nicht auf. Ich hege die Ambition, den exklusivsten Tee der Welt zu kreieren und ihn zu horrenden Preisen zu verkaufen..."
" Um was kaufen zu können?", erkundigte Kepler sich.
"Trainieren Sie?" , fragte Galema sofort zurück.
Kepler verstand und nickte anerkennend.
"Um immer besser zu werden", sagte Galema ernst. "Obwohl Sie gut sind, wie ich weiß. Ich will auch aus demselben Grund in Übung bleiben und mein Können perfektionieren. Als Hobby. So, und meine Schwester hat eine Ader für Kunst in sich entdeckt und ist dabei, Mäzenin zu werden."
"Na gut, Mister Galema", begann Kepler auf das abwartende Schweigen des Südafrikaners hin. "Auch wenn Sie das eben Gesagte wirklich ernst meinen, ich habe immer noch nicht verstanden, wozu Sie mich haben
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