Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Freiheit fuer Mama

Freiheit fuer Mama

Titel: Freiheit fuer Mama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Sabersky
Vom Netzwerk:
Waschen sind nicht sein Ding. Kerstin erzählte mal, er wüsste noch nicht mal, wo was im Küchenschrank steht. Wenn Kerstin nicht da ist, kocht sie vor und er wärmt das Essen auf – oder er geht mit seinem Sohn zu McDonald’s.
    Ich bin entsetzt. Kerstin hat also den Eindruck, Ben sei genauso haushaltstrottelig wie ihr Nils. Das schockt mich richtig. Ich dachte immer, wir wären anders: Ich bin zwar auch mehr zu Hause als Ben, aber abends und am Wochenende, da teilen wir uns doch den Kinderjob. Oder? Ben weiß in etwa, wo was in den Küchenschränken steht, und er kann auch ein Kind wickeln, Nudeln kochen und staubsaugen. Aber wenn ich ehrlich bin, sehe ich doch ein paar Parallelen zwischen dem, was bei Kerstin los ist, und uns. Ich bin zu Hause die Chefin und belle Ben aus dem Haus. Und ja, ein bisschen trottelig ist er schon. Sonst müsste ich nicht bellen.
    Schreien ist Alarmstufe Rot
    Nach der Auseinandersetzung mit Ben verziehe ich mich aufs Klo. Ich brauche mal fünf Minuten für mich. Die Schüssel mit dem Brei für Piet gebe ich Kerstin in die Hand und bitte sie, ihn zu füttern. Ben will ich nicht fragen, das geht jetzt gerade gar nicht.
    Ich gehe ins Bad, schließe ab und setze mich auf den Klodeckel. Von unserem Klo aus hat man einen tollen Blick in den Garten. Darum haben wir auch keine Gardine vor dem Fenster oder so ein rubbeliges Glas, durch das man nicht durchgucken kann. Hier hinten sieht uns eh keiner.
    Beim Hinausschauen entspanne ich mich ein bisschen. Ich atme tief durch, mein Herzschlag wird ruhiger. Langsam kann ich auch meine Gedanken ordnen. Ja, ich bin wohl zu weit gegangen, habe Ben wie einen Kochlehrling behandelt – und ihn vor den Freunden blamiert. Das war nicht nett. Und es war ja nicht das erste Mal. Wenn ich es recht bedenke, kommt das ständig vor. Er bemüht sich, und ich signalisiere ihm: Mühe allein genügt nicht.
    Mein Blick fällt auf die Gartenbank. Dort hängt Piets Matschhose. Die hat auch Paul schon getragen. Stundenlang ist er damit durch den Garten gerobbt und hat die Welt erkundet. Ben war oft bei ihm und hat geguckt, dass nichts passiert. Er hat ihm auch die Matschsachen ausgezogen, sie sauber gemacht, den Kleinen gefüttert, mit ihm gespielt und ihn ins Bett gebracht. Alles ganz eigenständig – ohne meine Hilfe. Heute macht er kaum noch etwas, ohne mich zu fragen.
    Ich wollte immer einen Partner, der mitmischt. Der alles kann, was eine Mutter kann. Der in den Drogeriemarkt geht und zielsicher zur richtigen Windelgröße greift; der merkt, wann ein Kind Hunger hat, und ihm dann Karotten und Kartoffeln kocht, statt es mit Gummibärchen zu füttern. Der sich in der Kita zum Elternsprecher wählen lässt und auch später in der Schule engagiert. Der am Kindergeburtstag nicht nur mit den Eltern quatscht, sondern mit den Kindern spielt. Der die Namen der Freunde der Kinder weiß und auf dem Zettel hat, wo sie wohnen, um Paul dort abends abzuholen. Der die Wohnung aufräumt, statt sich hinter seiner Zeitung zu verkriechen. Ich dachte, wenn beide Eltern diese Dinge können und machen, dann hat der Einzelne weniger Last, und es macht auch mehr Spaß.
    Aber irgendwie ist es ganz anders gekommen. Ich bin hier zu Hause für alles verantwortlich: für genügend Gläschen im Schrank, den Windelvorrat, die Wäsche, das Putzen, den Einkauf und für das Weihnachtsgeschenk des Postboten und den 20-Euro-Schein der Müllleute. Ben hat überhaupt keinen Plan, was hier abgeht, er ist total aus allem raus. Er weiß nicht mal, wer von den beiden Kleinen was isst, welche Windelgröße welches Kind hat und mit welchen Kindern Paul gerne spielt. Wenn die Kleinen Hunger haben und ich nicht da bin, wärmt er das auf, was ich vorgekocht habe.
    Das volle Mama-Programm
    Wie die Rollen in einer Familie verteilt sind, das entscheidet sich oft schon im Krankenhaus nach der Geburt. Bleibt die Mama noch ein paar Tage zum Ausruhen dort, dann lernt sie als Erste das Wickeln, Füttern und Baden des Kindes. Sie ist näher dran am Baby als der Papa, der vielleicht nicht gleich Urlaub nehmen kann oder den ganzen Tag im Krankenhaus zubringen will. Ist die Mama wieder zu Hause, weist sie ihn zwar in die Babypflege ein. Doch sie hat einen Vorsprung, und der bleibt erhalten.
    Wenn ich es recht bedenke, dann sind wir gar nicht so klassisch gestartet und wurden trotzdem ganz traditionell. Als unser erster Sohn Paul geboren wurde, haben wir das Krankenhaus kurz nach der Geburt verlassen, eben weil wir nicht in

Weitere Kostenlose Bücher