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Freiheit fuer Mama

Freiheit fuer Mama

Titel: Freiheit fuer Mama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Sabersky
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gebrüllt und die Tür zugeknallt hat, hat etwas zu bedeuten, nur was? Ich erhebe mich vom Klo, drücke auf die Spar-Taste und gucke wieder aus dem Fenster. Schön haben wir es hier. Im Garten beginnt es zu blühen. Die Gartenstühle stehen schon draußen. Die Blumenkübel sind zum Bepflanzen bereit. Pauls Kaninchen hoppelt in einem Gehege und knabbert den ersten Löwenzahn weg. Es könnte alles so schön sein. Doch das ist es nicht. Schon lange nicht mehr. Das wird mir gerade klar, hier auf dem Klo.
    So richtig haben wir nie darüber gesprochen, wer welche Rolle bei uns im Familienleben übernehmen soll. Mit einem Kind war das auch nicht unbedingt nötig. Da wurschtelt man sich so durch und macht auch mal mehr, weil immer irgendwo eine Lücke ist, um sich zu regenerieren. Mit einem Kind kannst du auch immer irgendwie arbeiten, wenn du willst. Für ein Kind findet sich abends auch meist ein Babysitter. Seit ich zwei habe, denke ich: Ein Kind ist kein Kind. Zwei hingegen essen, schreien und fiebern oft wie drei oder vier Kinder.
    Ich dachte immer, es sei nicht nötig, die Rollen im Familienleben abzusprechen. Paare, die schon vor der Geburt des Kindes festlegen, wer für welche Aufgaben zuständig ist und wer wann wieder arbeitet, waren mir suspekt. Man kann doch so etwas nicht bis ins Detail planen, wo bleibt denn da die Spontaneität? Das hat so was von Ehevertrag, Planung bis ins letzte Detail oder Buchführung! Doch wie ich hier auf dem Klo sitze und über uns nachdenke, meine ich auf einmal, vielleicht wäre das doch gar nicht so schlecht. Spontaneität ist gut, aber Vereinbarungen sind verlässlich.
    Ich habe eine Freundin, die hilft Paaren dabei, solche Familien-Vereinbarungen auszuhandeln. Anna heißt sie. Bei ihr kommen alle Themen auf den Tisch, die unter Eltern für Unmut sorgen. Es wird geklärt, wer wann wie lange im Job aussetzt, wer an welchem Tag in der Woche die Verantwortung für die Kinder übernimmt, wer putzt, wer kocht. Und ganz wichtig: wer zuständig ist, wenn die Kinder mal krank werden.
    Solche klar abgesprochenen Vereinbarungen kommen mir plötzlich sehr, sehr klug vor. Wir sind irgendwie in unser Familienleben reingestolpert, vieles hat sich einfach so ergeben. Aber glücklich sind wir damit nicht. Ich kann natürlich nur für mich sprechen, ich habe mit Ben ja nicht darüber geredet. Aber ich denke, er ist es auch nicht. Anfangs war er doch ganz anstellig, hat sich um Mithilfe bemüht, war gerne mit den Kindern und der ganzen Familie zusammen. Aber im Moment nimmt er gar nicht mehr richtig am Familienleben teil. Er ist schlaff, müde und außen vor. Das finde ich, so als Frau gesehen, auch nicht gerade sexy. Wenn einer ständig betont, wie müde und kaputt er vom Arbeitsalltag sei. Und ich bin sicher auch nicht attraktiv, wenn ich hier abgekämpft und ausgelaugt herumlaufe und meckere wie eine Ziege. Ich sollte mal mit ihm reden. Am besten heute Abend noch. Dann gucken wir, was geht. Vielleicht hat er ja auch eine Idee, was wir anders machen könnten.
    Tun und lassen
    Ich gehe wieder ins Wohnzimmer. Die Erwachsenen reden, und die Kinder rollen über den Teppich, sie wirken müde. Kerstin sagt: »Wir dachten schon, du seist verschwunden.« Ich sage nichts und lächle ein bisschen. Was soll ich auch sagen? Dass ich auf dem Klo gesessen und ein bisschen in den Garten gestarrt habe?
    Abends, als die Freunde weg und die Kinder auf dem Weg ins Bett sind, verkrümele ich mich in den Keller. Ich will Ben jetzt keinesfalls allein treffen. Mir sitzt noch der Nachmittag in den Knochen. Ich nehme die saubere Wäsche von der Leine, stopfe die dreckige in die Maschine, tue Pulver rein und drehe das Wasser an. Dann schnappe ich mir die Bügelwäsche. Wie immer bügele ich die Unterwäsche, auch die Hemdchen und Bodys der Kinder. Sie sollen es doch kuschelig weich haben. Plötzlich riecht es ein bisschen verbrannt. Ich war in Gedanken, und jetzt ist ein Body vorne verkohlt. Ich höre auf zu bügeln und denke: Was machst du da eigentlich? DU BÜGELST DIE UNTERWÄSCHE VON EINEM DREIJÄHRIGEN UND VON EINEM BABY? Ja, hast du sie nicht mehr alle?
    Damit ist jetzt Schluss, das mache ich nicht mehr. Mir wird plötzlich klar, wie bescheuert ich bin. Was für ein Hausmütterchen ich geworden bin. Kein Wunder, dass ich ständig müde und fertig durch die Welt schleiche. Ich finde sicher noch mehr Dinge, die ich nicht mehr machen werde. Spontan fallen mir ein: die Hemden von Ben und die Bettwäsche bügeln, die

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