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Freiheit schmeckt wie Traenen und Champagner - Mein wunderbares Leben gegen den Strom

Titel: Freiheit schmeckt wie Traenen und Champagner - Mein wunderbares Leben gegen den Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayse Auth
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doch zu Zwischentönen fähig. Immerhin: ein Mann, der sich trotz seines blendenden Aussehens um Flirtkultur bemüht.
    »Meine Familie wurde von Germanen unterwandert. Da gab es einmal eine große Liebe auf den ersten Blick.«
    Soll das etwa witzig sein? Ich weiß nicht, ob ich lachen soll oder nicht. Die Entscheidung darüber ist in Sekundenschnelle
Schnee von gestern. Mein Puls beginnt zu rasen, mir wird heiß. Was tun? Ich blicke hilfesuchend zu meiner Freundin hinüber.
    Sie hat unser Gespräch mit einem vielsagenden Lächeln verfolgt und schlägt jetzt vor, an den Schießstand zu gehen. Dragan trifft erst mit dem Gewehr ins Schwarze und dann mit seinen Blicken mitten in mein Herz, als er mir die von ihm geschossene rote Rose an die Bluse steckt. O Gott, wie kitschig! Wo bleibt meine punkige Anti-Romantik? Richtig zärtlich sind seine Hände, ohne jede Aufdringlichkeit. Aber mit Worten geht er voll aufs Ganze.
    »Ich find dich total süß. Darf ich dich wiedersehen?«
    Ich werde jetzt alles dafür tun, dass er nicht glaubt, er hätte mich schon rumgekriegt. Ich werde zustimmen, aber mit gespielter Gelassenheit.
    »Jaah, von mir aus«, hauche ich heiser und überhaupt nicht nach Plan, die Augen nicht von den seinen lassend.
     
    Nach dem ersten Date gibt es kein Halten mehr.
    »Dragan ist mein Traumtyp«, schwärme ich Shandy vor. »Und er sieht nicht nur toll aus, er ist auch der totale Romantiker.«
    Dieser Junge! Verwandelte mich über Nacht in eine verliebte Närrin. Welche Frau schmilzt nicht dahin, wenn ihr Angebeteter Sätze von sich gibt wie:
    »Du bist die Frau meines Lebens. Ich werde keine andere mehr so lieben können wie dich.«
    Mein angehender Lover war gleich alt wie ich, wohnte ebenfalls bei seiner Familie und absolvierte eine Schreinerlehre. Das passte, oder? Jedem Date ging eine schlaflose
Nacht voraus. Die Piste interessierte mich nicht mehr, ich blieb zu Hause wie eine brave Schülerin vor der Klassenarbeit. Ich musste auch nicht lange überlegen, ob ich mit ihm auf sein Zimmer gehen sollte oder nicht. Ich tat es einfach - und betrat den Himmel auf Erden …
    Nach der ersten Liebesnacht schwebten wir nur noch auf Wolke Sieben. Konnten einfach nicht mehr voneinander lassen. Waren wie von Sinnen, für uns schien die ganz große Liebe ausgebrochen. So Feuer und Flamme füreinander, dass wir nichts anderes mehr im Kopf hatten. So verrückt vor Liebe kann man nur mit 18 sein! Da gibt es kein Wenn und Aber, man liebt sich in der ganzen Totalität der Gefühle. Es gab nur noch eines: zusammen sein, Tag und Nacht - und selbstverständlich für immer. Nach wenigen Wochen bereits sprachen wir von einer gemeinsamen Zukunft mit Familie, Kindern, einem Haus mit Garten. Alles war so klar für uns. Eines ergab das andere, und wir zögerten nicht.
    »Lass uns zusammenziehen«, schlug Dragan vor. »Du kannst bei mir wohnen.«
    Da lief mir ein Schauer den Rücken herunter. Aber kein wohliger diesmal.
    »Bist du wahnsinnig«, entfuhr es mir, »das würden meine Eltern nie erlauben. Außerdem wohnst du ja selber noch zu Hause.«
    Keinesfalls würde es funktionieren. Nicht mit meinen Eltern. Zum einen hofften sie ja immer noch, dass alle ihre Kinder sich einen türkischen Ehepartner wählten. Dragans Familie war, wie viele Bosnier, zwar muslimischen Glaubens, aber das spielte bei ihnen offenbar keine große Rolle. Für meine Eltern dagegen war es aus religiösen Gründen
undenkbar, dass eine ihrer Töchter vor der Eheschließung eine sexuelle Beziehung begänne. Erst heiraten, dann Sex - in dieser Hinsicht war man konsequent konservativ. (Mir wäre nicht im Traum die Idee gekommen, dass meine Eltern in jungen Jahren selbst alle Grenzen überschritten hatten - das sollte ich erst viel später erfahren.)
    Um mit Dragan zusammen sein zu können, gab es nur eine einzige Möglichkeit: sich immer neue Ausreden einfallen zu lassen. Angeblich übernachtete ich jetzt oft bei einer Freundin. Oder ich besuchte Wochenendseminare der Gewerkschaft. Weil ich wusste, es würde meinem Vater imponieren, wenn ich mich für die Arbeiterklasse begeisterte.
    Doch der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht. Ein Bekannter sah uns Arm in Arm durch die Straßen gehen und steckte es meinen Eltern. Da war zu Hause der Teufel los.
    »Du triffst dich heimlich mit einem Mann! Schämst du dich denn nicht? Du beschmutzt die Ehre unserer Familie! Wie stehen wir denn da, wenn du dich in der Öffentlichkeit mit einem Kerl

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