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Freitags Tod

Freitags Tod

Titel: Freitags Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kuhlmeyer
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Schultern und senkte den Blick. Sie konnte nicht allein sein. Wer konnte das schon? Ich war lange allein gewesen mit der Werkstatt, den alten Autos und meinen Gedanken, irgendwie war es gegangen, nur nicht gut.
    Ich betrachtete die junge Frau eine Weile. Das war also Toms Schwester. »Okay«, sagte ich. »Lass uns einen Kaffee am Kiosk holen und uns in den Park setzen. Ein bisschen frische Luft kann nicht schaden.« Und eine neue Perspektive auch nicht. Außerdem war es besser, als den Redeschwall von Sigrun ertragen zu müssen, wenn sie nachher wieder im Zimmer und bei Bewusstsein wäre.
    »Gerne.« Sophie lächelte, sodass ein Grübchen auf ihrer Wange entstand. Als sie die Griffe meines Rollstuhls nehmen wollte, sagte ich »ich mach das schon« und ließ mir die Tür aufhalten.
    Der kleine Park hinter dem Krankenhaus hatte originell angelegte Rabatten, hübsche Sitzecken, umstanden von schmalen Hecken oder Pergolen und einige uralte Bäume mit wuchtigen Kronen. Wir wählten eine abgelegene Nische ganz hinten am Zaun. Sophie stellte die Kaffeebecher auf den Tisch und ließ sich auf einer Bank nieder. Dann holte sie tief Luft.
    »Zu Hause hab ich mich oft mit ein paar Freunden im Krankenhauspark getroffen, bis sie uns weggejagt haben. Dann sind wir runter zum Markt, aber auch da durften wir nicht bleiben. Es gibt keinen Platz für solche wie uns.«
    Sie blinzelte in die Sonne.
    »Was willst du jetzt machen, Sophie?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Würde der Kaffee nicht nach Kaffeebecher schmecken, wäre er richtig gut, ich nahm einen weiteren Schluck. Sophie rührte ihren nicht an.
    »Magst du nicht?«, fragte ich.
    »Ich habe Migräne. Ist nicht mehr so schlimm, trotzdem.«
    »Dann solltest du es unbedingt mit Kaffee versuchen. Der hilft da manchmal.«
    Sie winkte ab. »Hab ich schon. Ich habe alles schon versucht. In letzter Zeit ist die Migräne nicht mehr ganz so stark, ich weiß auch nicht wieso.«
    »Sei froh!« Immer noch verstand ich nicht, was sie von mir wollte und warum sie das Risiko eingegangen war, ihr Versteck zu verlassen. Tom hatte gesagt, dass sie ein bisschen verrückt sei. Mir dagegen kam sie ganz normal vor, abgesehen von ihrer Behauptung, ihren Vater umgebracht haben zu wollen. Das jedoch hatte Tom mir erzählt, wie aber sollte ich wissen, ob ich ihm glauben konnte. In den letzten Tagen war so viel Ungeheuerliches passiert, dass ich überhaupt nicht mehr wusste, wem ich was glauben sollte.
    »Wollen wir einen Spaziergang machen?« Abrupt sprang Sophie auf und legte eine Energie an den Tag, die ich nicht von ihr erwartet hätte.
    »Nein, weißt du, ich bin nicht zum Vergnügen hier, und außerdem wird man mich vermissen. Wahrscheinlich wundert sich Schwester Hannelore schon, wo ich stecke.«
    »Ach, was. Nur ein bisschen rumlaufen, äh, fahren«, verbesserte sie sich und errötete. Damit packte sie die Griffe meines Rollstuhls und schob mich den Weg hinunter zum Ausgang des Parks.
    »Hey, hör mal. Ich will nirgendwohin, außer zurück auf mein Zimmer. Es strengt mich alles noch ziemlich an.«
    »Morgen kommen wir ja wieder.«

27
    Conrad sah durch den Spiegel auf Tom Sebalds Rücken. »Was ist das nur für ein Scheißfall?« Festgefahren, dachte er.
    »Immerhin habt ihr zwei Mörder. Das ist mehr, als man üblicherweise hat.« Wolf Seidel grinste und strich sich über seinen kahlen Schädel. Conrads Telefon klingelte.
    »Ja?« Er sagte noch ein paar Mal »ja« und »nein« und »Scheiße« und legte auf.
    »Eine Mörderin! Es ist nur noch eine. Und die befindet sich zugedröhnt in der Psychiatrie. – Das war Julia. Das Messer, das Henry Freitag als Tatwaffe präsentiert hat, ist sauber bis auf winzige Blutreste.«
    »Also doch!«
    »Reste von Rinderblut. Mit dem Messer ist Steak geschnitten, aber kein Mensch umgebracht worden.«
    »Scheiße.«
    »Sag ich doch. Julia hat Henry Freitag nach Hause geschickt und ihm eine Anzeige wegen Irreführung verpasst. Das ist alles. – Nein, noch eine Kleinigkeit: Man hat das Haus der Freitags noch einmal durchsucht, hatte auch einen Leichensuchhund dabei. Freitags Augen sind nicht aufgetaucht. Wer weiß, wo die Freitag die versteckt hat, wenn sie überhaupt etwas damit zu tun hat.«
    »Was denkst du? Hat der da etwas damit zu tun?« Seidel wies mit dem Daumen hinter sich in Richtung Spiegel.
    »Ich weiß gar nichts mehr. So einen behämmerten Fall hatte ich noch nie. Wir müssen die kleine Freitag finden. Sie hat mindestens so einen Knall wie ihre Mutter. Ist

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