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Freitags Tod

Freitags Tod

Titel: Freitags Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kuhlmeyer
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Knie hatte sich in seinen Rücken gebohrt, und Handschellen waren zugeschnappt, ein ihm nicht völlig unbekanntes Geräusch. Tom hatte gar nicht so schnell reagieren können, wie er zu Boden gestoßen und in Fesseln geschlagen wurde. Die Fliesen unter seiner Wange rochen nach Desinfektionsmittel und Staub. Die Füße verschwanden aus seinem Blickfeld und der Druck auf seinen Rücken ließ nach.
    »Stehen Sie auf.«
    Tom erhob sich mühsam. Ein paar Passanten glotzten ihn an.
    »Gehen Sie.« Die Stimme ließ keinen Widerspruch zu, sie gehörte nicht Hauptkommissar Böse, sondern einem Mann mit dunklem Vollbart und Glatze.
    »Was wollen Sie von mir?« Tom blickte verwirrt in das fremde Gesicht. Der Mann stellte sich als Wolf Seidel vor, Kriminalpolizei Neustrelitz, und schob ihn vorwärts. Unweit des Hintereingangs vom Krankenhaus parkte ein Wagen. Seidel öffnete den Fond und drückte Tom auf den Rücksitz.
    »Wir wollen uns mit Ihnen unterhalten, aber Sie haben sich dem Gespräch entzogen.« Seidel ging um den Wagen herum und nahm auf dem Beifahrersitz Platz. »Wir hätten gern gewusst, warum und wo Sie Sophie Freitag verstecken.«
    »Ich …«
    Bevor Tom antworten konnte, stieg der Mann wieder aus, schloss die Türen mit seiner Fernbedienung und ging zurück ins Krankenhaus. Er wusste, dass Tom mit seinen auf dem Rücken gefesselten Händen kein Schloss entriegeln und weglaufen konnte. Nach wenigen Minuten kam er mit Böse wieder, sie diskutierten miteinander, schwiegen aber, als sie sich zu ihm in den Wagen setzten. Böse fuhr.
    Der Weg zum Präsidium war nicht weit. Das Polizeigebäude war ein kleines, wenig ansehnliches Haus mit einem erneuerungsbedürftigen Anstrich, drinnen roch es nach Linoleum und kaltem Kaffee. Man führte ihn in einen Vernehmungsraum, entfernte die Handschellen und ließ ihn allein. Zwei Stühle, ein angeschraubter massiver Tisch, ein Spiegel an der Wand gegenüber, zwei winzige Fenster unter der Decke, die obligatorische Neonleuchte. Wie im Fernsehen, dachte Tom. Was würde aus Sophie werden, wenn sie ihn hier festhielten? Sie wartete auf ihn. Zum Glück hatte er noch rasch die Taste drücken können, um ihr eine SMS zukommen zu lassen. Dass man nach ihm suchte, hatte er nur vermutet. Nun ja, es hatte sich bestätigt. Böse und Seidel traten ein. Seidel brachte einen Stuhl mit.
    »Wir haben nach Ihnen gesucht, Herr Sebald«, begann Böse.
    »Jetzt haben Sie mich ja gefunden. Was, in aller Welt, wollen Sie von mir? Ich habe Ihnen alles erzählt, was ich weiß.«
    »Das ist eigentlich ganz einfach. Wir wollen wissen, wo Sie in der Nacht auf Freitag, den 21. Mai gewesen sind«, sagte Seidel.
    »Ach ja? Und warum?«
    »Weil wir im Umfeld des Ermordeten alle fragen, wo sie sich zum Mordzeitpunkt aufgehalten haben.«
    Seidel nahm seine Brille ab, ohne die schwarz gefassten Gläser wirkte er umgänglicher.
    »Und dafür schleppen Sie mich hierher wie einen Schwerverbrecher.«
    »Vielleicht sind Sie ja einer?«
    »Mann, ich ermorde doch niemanden.«
    »Mehr als ein Motiv hätten Sie«, warf Böse ein.
    »Und das wäre?«
    Darauf gab niemand eine Antwort. Es war auch nicht nötig. Böse wusste von der Erbschaft und davon, dass er Sophie beschützen wollte. Es war nun fraglich, ob ihm das gelingen könnte.
    »Wo waren Sie in dieser Nacht, Herr Sebald«, wiederholte Seidel.
    Tom atmete ein. Es ging wohl kein Weg daran vorbei, wenn er bald hier rauskommen wollte, gleichgültig was er von der Polizei hielt. Gute Erfahrungen hatte er mit ihr nicht gemacht. Eine Verurteilung auf Bewährung wegen Drogenbesitzes vor gut fünf Jahren. Seine Mutter hatte immer gezittert und die Straßenseite gewechselt, wenn sie einem Polizisten begegnet war. Nie hatte sie über ihre Erlebnisse in Bautzen gesprochen und auch nicht, wer den Plan zu ihrer Flucht in den Westen verraten hatte. Nach der Haft hatte sie sich zurückgezogen, mit kaum jemandem geredet, getrunken und gemalt. Nur Annelie und Frieder hatte sie vertraut. Irgendjemandem musste man vertrauen. Wie sollte man leben, wenn man niemandem trauen konnte?
    »Im Laden natürlich, wie immer. Annelie und Frieder können das bezeugen und noch einige andere Leute, denn am Donnerstag hat einer meiner Kunden Geburtstag gefeiert, und ich habe Bier, Cola, Würstchen geliefert, später am Abend dann noch mal ein paar Flaschen Wodka, Salzstangen, ist ein guter Kunde, da guckt man nicht auf die Zeit …«
    »Das werden wir überprüfen.«
    »Das können Sie. Warum haben Sie

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