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Freitags Tod

Freitags Tod

Titel: Freitags Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kuhlmeyer
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mich das nicht gleich gefragt, Herr Böse? Ich hätte Ihnen ohne Weiteres Auskunft gegeben, dafür brauchten Sie mich nicht wie einen Verbrecher herzuzerren. Ich wohne hier, wissen Sie? Die Leute kennen mich. Und es ist auch schon ohne Ihre Polizeiaktion schwierig genug, den Laden am Laufen zu halten.« Tom starrte Böse an.
    »Es bestand kein Grund, nach Ihrem Alibi zu fragen, bis Sophie Freitag Ihnen den Mord gestanden hat und Sie ihr geholfen haben zu verschwinden. Finden Sie nicht, das sieht nach einer Komplizenschaft aus? Wo ist sie übrigens?«
    Tom schwieg. Offenbar hatten sie Sophie noch nicht gefunden. Und wahrscheinlich würde es geraume Zeit dauern, wenn sie sich nicht rührte, denn es gab zahlreiche Bootsschuppen, Scheunen und leerstehende Häuser, in denen man unterkommen konnte. Tom hoffte, dass sie sich still verhielt und wartete. Nur würden über kurz oder lang die Vorräte ausgehen, die er ihr gebracht hatte, oder das Alleinsein da draußen wäre ihr zu viel.
    »Wir können Sie eine Weile hierbehalten, Herr Sebald«, sagte Böse. Er erhob sich und ging auf und ab.
    Ungeduldig ist er, dachte Tom. Es verschaffte ihm auf eine sinnlose Art Befriedigung. Tom lehnte sich zurück. »Weswegen?«
    Böse knallte die flache Hand auf den Tisch. »Wegen Drogenbesitzes, Verdunklungsgefahr und Mordverdachts!«
    Die Augen des Hauptkommissars blitzten ihn an. Für einen Moment hatte Tom das Gefühl, an Boden zu gewinnen, dann brach ihm der Schweiß aus, und er wusste, dass er nicht lange durchhalten würde, ohne seine »kleine Dosis« oder wenigstens ohne Frieders Tabletten, die auf seinem Küchentisch lagen. Dennoch, eine Weile würde er es schaffen.
    »Dann muss ich mich wohl um einen Rechtsbeistand kümmern«, sagte er so lässig, er es vermochte.
    Die beiden Männer verließen den Raum. Tom drehte dem Spiegel den Rücken zu. Er zitterte.

Claire
    Den Rest des Vormittags hatte ich auf dem Balkon verbracht und in einem Buch geblättert, nachdem sich eine Neue im Nachbarbett ausgebreitet und ununterbrochen geredet hatte. Ihr Mann hatte sie dort abgeladen und war mit den drei Mädchen im Kindergartenalter nach einer tränenreichen Verabschiedung wieder verschwunden. Die Frau mochte in meinem Alter sein und zeigte mir, sobald die Familie die Tür hinter sich geschlossen hatte, erst einmal ihre Brust. Ein Knoten sollte daraus entnommen werden. Die Ärzte sagten, es sei nichts Schlimmes, und sie müsse sich keine Sorgen machen, aber das sagten die ja immer, nicht wahr? Wahrscheinlich hatte sie Krebs und was würde dann aus ihren Kindern werden? Ich bin Sigrun übrigens, sagte sie, und du kannst du zu mir sagen. Dann erschien Schwester Hannelore, brachte ihr eine Tablette und ein OP-Hemd. Nach einer halben Stunde schlief Sigrun und nach einer weiteren halben Stunde wurde sie aus dem Zimmer gefahren.
    Ich hatte mich angezogen, damit ich mich nicht so krank fühlte, und gelesen, dann hielt ich das Buch auf dem Schoß und sah zur Eiche hinüber. Die Sonne wärmte mein Gesicht. Endlich Ruhe. Mit einem Mal fuhr ich hoch. Eine junge Frau stand vor mir und trat von einem auf das andere Bein.
    »Ich wollte Sie nicht erschrecken«, sagte sie.
    Ich musste eingeschlafen sein, mein Nacken schmerzte.
    »Ich habe geklopft«, entschuldigte sie sich. Groß war sie nicht, aber füllig. Sie trug ein schwarzes Kapuzenshirt und eine nicht mehr ganz saubere Jeans, über deren Bund eine Speckfalte quoll.
    »Ich bin Sophie«, sagte sie einfach.
    Ich rieb mir die Nackenmuskeln. »Hallo Sophie. Tom hat mir von dir erzählt.« Wieso duzte ich sie eigentlich? Üblicherweise empfand ich es als eine Unsitte, jedermann zu duzen, bei ihr schien es mir ganz normal. »Ich dachte, du versteckst dich. Was tust du hier?« Ich war noch nicht ganz wach.
    »Ich habe Tom nicht erreicht. Weißt du, wo er ist?«
    »Ehrlich gesagt, komme ich wenig raus.« Ich wies auf mein verlorenes Bein und versuchte ein Lächeln. »Ist er nicht im Laden?«
    »Annelie weiß auch nicht, wo er ist.«
    Langsam ordneten sich meine Gedanken.
    »Und was machst du hier?«
    »Ich habe dich angerufen.« Ein Vorwurf stand in ihrem Gesicht. Das erklärte natürlich alles.
    »Aha.« Wahrscheinlich war ich doch fest eingeschlafen, ich hatte nichts gehört. »Die Polizei sucht dich, sagte Tom.«
    Sie kniff die Augen zusammen, als könne sie so besser sehen, was Tom mir alles erzählt hatte. »Ich kann da nicht bleiben. Ich bin ganz allein.«
    »Und was willst du nun hier?«
    Sie zuckte die

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